Ingolstadt
Rückkehr des dunklen Engels

Thomas Krafts Hommage an Jim Morrison im Ingolstädter Altstadttheater

14.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:38 Uhr
Peter Felkel
Hommage an Jim Morrison: Thomas Kraft und Marie Brandis im Altstadttheater. −Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Er wolle zum Mond schwimmen, sang er. Den Sturm reiten. Zur anderen Seite durchbrechen - was immer auch dort sein mochte. Er war wild. Er war sexy. Und am Ende, am 3. Juli 1971, war er tot.

Gestorben in Paris mit gerade mal 27 Jahren. An zu viel von allem, glaubt man der Legende. Vielleicht auch: an zu viel Leben. Jim Morrison war Frontmann der Doors, jener Rockband, die Ende der 60er-Jahre den düsteren Gegenentwurf zur grassierenden "Hippies mit Blumen im Haar"-Seligkeit gab.

"Riders On The Storm" hat der in Herrsching lebende Autor und Kulturmanager Thomas Kraft seine Hommage an Morrison (der am 8. Dezember 2018 75 Jahre alt geworden wäre) überschrieben, mit der er jetzt im Ingolstädter Altstadttheater gastierte. An seiner Seite: die Jazzsängerin Marie Brandis, die zu düsteren, bisweilen psychedelisch-schillernden Soundscapes aus dem Rechner (kreiert und konzipiert von Keyboarder Hansi Enzensperger) Doors-Klassikern neue Seiten abzugewinnen vermag. So jedenfalls hat man "Break On Through (To The Other Side)" und "Riders On The Storm", "Light My Fire" und "People Are Strange", "Shaman's Blues" und "Take It As It Comes" noch nicht gehört.

Weit mehr als nur schmückendes Beiwerk sind diese eigenwilligen Interpretationen für Thomas Krafts kluge und sprachgewaltige Texte, die Biografisches und Anekdotenhaftes verbinden, die den Menschen hinter dem Mythos auszuleuchten suchen. Den verkrachten Filmstudenten, der mit seinen Eltern gebrochen hatte und Rockmusik vor allem als Transportmittel für seine Poesie betrachtete. Der von Antonin Artauds Theater der Grausamkeit eben so geprägt war wie von den Mysterien indianischer Schamanen. Der Dichter wie Arthur Rimbaud und William Blake bewunderte. Der Friedrich Nietzsche als seinen geistigen Vater betrachtete. Der mit Ray Manzarek, Robbie Krieger und John Densmore an seiner Seite die Rockmusik revolutionierte.

Derweil im Bühnenhintergrund Bandfotos, Morrison-Porträts, Plattencover, Bilder von Konzerten und Szenen des gesellschaftlichen Umbruchs in den 60ern vorbeiziehen, zitiert Kraft die Schriftstellerin Joan Didion, eine Bewunderin Morrisons, und Doors-Drummer Densmore, der der Lyrik des Sängers und dessen alkohol- und drogenbedingten Eskapaden oft genug mit Unverständnis begegnete. So entsteht Stück für Stück, Satz für Satz, Foto für Foto das Bild eines Getriebenen, der seine dionysische Lust am Rauschhaften, am Ekstatischen auslebte. Der sagte: "Mich interessiert alles, was mit Revolte, Unordnung, Chaos zu tun hat. Das, so scheint mir, ist die Straße zur Freiheit. "

Jim Morrison, der Rockstar, vor dem uns unsere Eltern immer gewarnt haben, kehrt für diesen Abend, der so viel mehr ist als ein "Veteranentreffen", wie ihn Thomas Kraft anfangs augenzwinkernd nennt, zurück. Zur Freude des Publikums. "When the music's over, turn out the light. " Letzte Worte. Aus.

Peter Felkel