Ingolstadt
Romantische Klangpartikel in der Fremde

15.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:48 Uhr
Komponist David Rimsky-Korsakow leitet das Georgische Kammerorchester. −Foto: Fotos: Weinretter

Ingolstadt (DK) Man sollte Komponisten nicht unbedingt glauben, was sie über ihre eigenen Werke sagen.

Etwa David Rimsky-Korsakows "Sinfonie der Sperlinge", die von Musikern des Georgischen Kammerorchesters beim "Futurologischen Cocktail" uraufgeführt wurde, ist keineswegs so laut, schmerzhaft und "abseitig" wie er im Interview mit unserer Zeitung betonte.

Eigentlich ist es Musik, die man sich gut und gerne anhört. Sie hat sogar mehr mit der Romantik seines Ururgroßonkels, dem russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakow (1844-1908) zu tun, als er vielleicht selber ahnt. Denn die kleinen, sich immerzu wiederholenden Motivpartikel sind häufig so, dass sie genauso gut aus einem Streichquartett des 19. Jahrhunderts hätten stammen können. Sie sind fast immer gefangen im tonalen System, meist in Moll. Allerdings stehen sie in einem anderen Zusammenhang. Sie existieren wie einsame Partikel nebeneinander, überlagern sich gelegentlich, wiederholen sich, aber sie entwickeln sich kaum.

Und sie sind umhüllt von elektronischem Klanggetümmel, perkussiv, rasant wie ein Orkan, mal zwitschernd, mal dröhnend - Klänge, die Rimsky-Korsakow selbst mit großen Bewegungen am Computer auf der Bühne manipuliert. Eine Irrfahrt saftig strömenden Streicherwohllauts in einer Welt der akustischen Fremde. Jubel und Riesenbeifall für den jungen Ingolstädter.

Jesko Schulze-Reimpell