Ingolstadt
Reise ins Ungewisse

Vom Stadttheater Ingolstadt nach Cornwall und New York: Marc Schöttner steht wieder vor der Kamera

27.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:03 Uhr
  −Foto: Fotos: Ailes/ZDF, Klenk, ABC

Ingolstadt (DK) Ryan Rushton hat es nicht leicht: Nach seinem Abschluss an der Universität in Kapstadt ist er nach Cornwall zurückgekehrt.

Denn wegen eines Schlaganfalls ist sein Vater Andrew nicht mehr in der Lage, das Familienanwesen zu leiten. Zudem benötigt Ryans autistischer Bruder Noah ständige Betreuung. Kurzerhand engagiert er Amy Truman. Die hat bereits den zweiten Job in ihrem Probejahr als Absolventin der berühmten "Nanny School" verpatzt und braucht den Job dringend. Bald knistert es zwischen Ryan und Amy.

"Nanny verzweifelt gesucht" heißt der Rosamunde-Pilcher-Film, der am 20. Mai im ZDF läuft. In der Rolle des Ryan ist dann der Schauspieler Marc Schöttner zu sehen, der derzeit als angeklagter Luftwaffen-Major Lars Koch in Ferdinand von Schirachs Theaterstück "Terror" am Ingolstädter Landgericht zu sehen ist.

Von 2015 bis 2017 war Schöttner Ensemblemitglied am Stadttheater Ingolstadt, dann beantragte er eine Green Card, um sein Glück in den USA zu versuchen. Schon als er 2015 und 2016 bei Susan Batson in New York studierte, hatte sie ihn zu diesem Schritt ermuntert, erzählt er. Die Green Card ist das Ausweisdokument für eine zeitlich unbeschränkte Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung in den USA. "Dafür muss man bestimmte Kriterien erfüllen und viele Empfehlungsschreiben sammeln. Meine Anwältin hat ein 211-seitiges Dokument abgegeben. Im April 2017 bekam ich die Info, dass der Antrag durchgegangen ist", erzählt Marc Schöttner. "Für mich war dieser Schritt eine schwierige Entscheidung, denn es war eine Reise ins Ungewisse. Aber: Wer nicht wagt, der nichts gewinnt. " Intendant Knut Weber entließ ihn aus dem Vertrag. Allerdings mit dem Zugeständnis, dass Marc Schöttner bei der Wiederaufnahme des äußerst erfolgreich laufenden Stücks "Terror" wieder dabei sein sollte.

Bevor der sich auf den Weg nach Amerika machen konnte, kam das Angebot für den "Herzkino"-Dreh vom ZDF: männliche Hauptrolle, Cornwall, 23 Drehtage. Regie sollte Heidi Kranz führen, mit der der Schauspieler vor vier Jahren schon mal in der Serie "SOKO 5113" zusammengearbeitet hatte. Rosamunde Pilcher. Natürlich gab es Bedenken, ob man da nicht in eine Schublade gesteckt wird. Aber: "Die Geschichte war gut. Ich war noch nie in Südengland. Und es gab mit dem Shootingstar Ruby O. Fee, Rufus Beck als meinen Vater und Vijessna Ferkic, die schon im ,Vorleser' dabei war und meine Verlobte spielen sollte, eine tolle Besetzung. " Er sagte zu.

Zwar hatte er durch seine langjährige Mitwirkung bei der RTL-Soap "Alles was zählt" ausreichend Kameraerfahrung, trotzdem nahm er sich mit Bettina Lohmeyer einen Coach, um sich auf die Rolle des Ryan Rushton vorzubereiten. "Bei Film und Fernsehen fehlt oft die Zeit, Dinge am Set zu erarbeiten", erklärt er. Um neben dem "It-Star" Ruby O. Fee eine gute Figur zu machen, engagiert er zudem einen Personal Trainer, machte viel Sport und stellte seine Ernährung um.

Wie sich die Beziehung von Ryan und Amy entwickelt, obwohl Kristin dazwischenfunkt, und was noch alles auf dem englischen Landsitz passiert, erfährt man am 20. Mai ab 20.15 Uhr im ZDF.

Zwei Kaschmirpullis seiner Figur hat er übrigens behalten - nicht nur, weil sie schön waren, sondern auch als eine Art Andenken. Wie auch die Brille von Carlo Collmar aus der "Jenny Jannowitz"-Produktion am Stadttheater Ingolstadt oder das Namensschild des Arztes aus "Dekalog". "Die sind in meiner Andenkenbox", gesteht Marc Schöttner. Und apropos Schublade: Hinterher gab es tatsächlich Casting-Anfragen fürs "Traumschiff" und "Inga Lindström", verrät der 31-Jährige.

Doch erst mal ging es mit der neuen Green Card nach New York. Am 10. Januar war der Flug gebucht, am 11. Januar traf er seinen Agenten, am 12. Januar sollte er ein Casting für "Quantico" absolvieren, eine US-amerikanische Thriller-Drama-Fernsehserie, die seit September 2015 auf ABC läuft. Zwei Tage später kam die Zusage und zwei Wochen später stand Marc Schöttner vor der Kamera - als deutscher Söldner. "Wir drehten eine Kampfszene in einem historischen Zug in New Jersey. Mit 300 Statisten. Allein dieses Ausmaß an Menschen am Set habe ich in Deutschland noch nie erlebt. " Im Juni wird die Serie auf ABC ausgestrahlt.

Einen weiteren Dreh gab es dann erst mal nicht. Aber Marc Schöttner, der in New York ein Zimmer bei einem deutschen Universitätsprofessor in der East Bronx hat, macht jede Woche Castings, knüpft Kontakte und versucht, sich seinen deutschen Akzent abzutrainieren - mit Hilfe einer professionellen Sprecherzieherin. Auf die Wiederaufnahme von "Terror", auf das Theater, die Kollegen, auf Ingolstadt hat er sich gefreut. Und als er bei schönstem Wetter Anfang April vom Bahnhof mit dem Bus in die Innenstadt fuhr, "hatte ich irgendwie das Gefühl nach Hause zu kommen".

"Terror" soll kommende Saison übrigens erneut auf dem Ingolstädter Spielplan stehen.
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Anja Witzke