München
Reise in die Vergangenheit

Florian Baxmeyers "Liebe auf Persisch" ist ein Film gegen Vorurteile

18.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:42 Uhr
Auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater in Teheran trifft Robert (Felix Klare) auf eine vollkommen fremde Kultur. Ohne seine Dolmetscherin Shirin (Mona Pirzad) wäre er hilflos. −Foto: Benold/ARD Degeto

München (DK) "Liebe auf Persisch" ist der erste ausländische Film, der seit 1978 im Iran gedreht werden durfte. Damals hieß das Land noch Persien. "Als wir im vorigen Jahr die Idee hatten, war die ARD Degeto sofort begeistert", sagt Produzent Ivo-Alexander Beck.

"Ein Anliegen war, die Vorurteile, die wir Deutschen gegenüber dem Iran und den Iranern haben, komödiantisch durch die Augen von Robert zu spiegeln und hoffentlich zu entkräften. Ein anderes zu zeigen, wie schwer es junge Frauen haben, in dieser Gesellschaft aufzusteigen, ihren eigenen Weg zu finden." Der Film versucht dies durchweg unterhaltsam und nicht aufklärerisch rüberzubringen.

Jungunternehmer Robert erhält einen Anruf seiner Mutter: "Der Papa ist weg!" Das interessiert den zunächst wenig, haben doch Vater und Sohn seit Jahren keinen Kontakt mehr. Doch die Mama bittet ihn um Hilfe und weiß auch, wo sich Papa Achim aufhält: im Iran. Dort wollte der klamme Geschäftsmann Schulden eintreiben. Vor vielen Jahren hatte er eine Teppichmaschine dorthin verkauft, die nie bezahlt wurde. Also setzt sich Robert in den nächsten Flieger nach Teheran. Von dort aus geht es dann weiter in den tiefen Süden Persiens. An seiner Seite ist die schöne Shirin, die ihm ihre Hilfe förmlich aufdrängt und mit der er eine Zeit-Ehe eingeht, damit sie mit ihm reisen kann und beide nicht verhaftet werden. Die Deutschlehrerin spricht gut deutsch, liebt Goethe und weist ihn in die Sitten und Gebräuche des Landes ein. So sucht der Sohn seinen Vater. Der wiederum sucht auch nach etwas und will das, was bei sei-nem ersten Aufenthalt in Persien passiert ist, wieder gutzumachen.

Es ist ein wilder Mix aus Familiengeschichte, Roadmovie und romantischer Komödie, den Autor Sebastian Orlac da entworfen hat. "Sich im Dschungel der Verbote als Westler in eine Perserin zu verlieben birgt einfach viel komisches Potential", sagt Regisseur Florian Baxmeyer, der bisher weit mehr Krimis (viele Bremen-"Tatorte") als Komödien inszeniert hat. Dieses Potential nutzt er, der Film hat schöne und witzige Szenen.

Doch insgesamt ist die Landschaft interessanter und abwechslungsreicher als die eher vorhersehbare Story. Das Land hat Baxmeyer stimmungsvoll eingefangen, auch wenn die Drehbedingungen nicht gewohnten westlichen Standards entsprachen. "Man muss lernen zu improvisieren", beschreibt der Regisseur seine Arbeit, "es kann sein, dass sehr kurzfristig ein Drehort platzt, weil die Drehgenehmigung plötzlich zurückgezogen wurde. Das hat dann ,politische Gründe'. Der Impuls, diesen nachzugehen, führt in der Regel ins Nichts und man landet in einer Art kafkaesken Sinnlosigkeit. Auf der anderen Seite waren aber auch spektakuläre Aufnahmen möglich, zum Beispiel im Bazar oder mitten im Teheraner Verkehr. So was könnte man in Deutschland nie machen."

Und die Besetzung macht Spaß: Felix Klare, vielen als "Tatort"-Kommissar in Stuttgart bekannt, darf hier gekonnt und sympathisch den schusselig-unbedarften Deutschen geben, der in eine fremde Welt und fremde Kultur reinstolpert. Mona Pirzad, gebürtige Iranerin, aber seit ihrer Kindheit nicht mehr in ihrer Heimat gewesen, sorgt nicht nur für Witz und Tempo, sondern steht als Shirin auch für die schwierige Stellung der Frau im Iran. Und der Dritte im Bunde, Günther Maria Halmer, gibt routiniert den knorrigen Schweiger Achim, der mit seine Reise in die Vergangenheit für reichlich Turbulenzen sorgt.

"Liebe auf Persisch" läuft heute, Freitag, um 20.15 Uhr in der ARD.
 

Volker Bergmeister