München
Reicher Popstar mit viel Humor

Rick Astley begeistert die Fans im Münchner Backstage

14.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:05 Uhr

München (DK) Unzählige Konzerte hat das Backstage im Laufe der Jahre schon erlebt, aber es gibt immer noch Überraschungen.

Wie die kurzfristig von der größeren Tonhalle in das Werk verlegte Show von Pop- und Soulsänger Rick Astley. Viele der knapp 500 Besucher, die den stolzen Preis von rund 60 Euro bezahlt haben, waren offensichtlich noch nie in der für Punk, Hardcore und Heavy Metal bekannten Location. Spätestens bei der dritten Nummer "Together Forever" aus dem Jahr 1987 ist ihnen aber die Freude über die Musik aus ihrer Jugend anzusehen.

Zuvor brachte schon die kanadische Sängerin Elise LeGrow mit starker Stimme und Glitzeroutfit einen Hauch von Glamour in das Auditorium. In der Arena, deren Stufen an den Seiten an diesem Abend sogar bestuhlt sind, kommt der stilvolle Soul mit Amy-Winehouse-Reminiszenzen gut an. Dann aber endlich der Brite Astley, der von 1987 bis 1993 regelmäßig in den Charts vertreten war. Natürlich wollen die Fans, unter ihnen viele Pärchen, vor allem die poppigen Hits aus dieser Zeit hören, aber der heute 52-Jährige hat neben einer immer noch imposanten Stimme mehr zu bieten. Wie den Titelsong des neuen Albums "Beautiful Life" als Opener.

Vor allem hat der jugendlich wirkende Sänger aber viel wunderbaren Blue-Eyed-Soul im Angebot, den er mit seiner famosen Band und zwei Backgroundsängerinnen intensiv in Szene setzt. Gerade die neueren Songs von "Beautiful Life" und dem Comeback "50", das Astley vor zwei Jahren anlässlich seines 50. Geburtstags veröffentlichte, haben eine große Strahlkraft. Astley bezeichnet sich zwar selbstironisch als "80er-Popstar mit einem Haufen Geld", aber man tut ihm unrecht, wenn man ihn auf diese Zeit reduziert. Was er wohl auch selber so sieht, denn auf einen Zwischenruf nach mehr Lächeln wie früher, reagiert er zwar witzig mit "ich lächle im Inneren, Baby", setzt aber ein krampfhaft überzogenes beinahe sarkastisches Grinsen auf. Schlagfertig auch "Ladys, heute hat doch keine mehr ein Poster von mir an der Wand", als er ein Lied seiner Ehefrau widmet. Neben soulig, poppig und funkig können es Astley & Co. auch balladesk und greifen mit "Last Night On Earth" tief in die Emotionskiste. Fast zwei Stunden zeigt sich der Entertainer von seiner besten Seite und wechselt zwischen tanzbarem Pop - viele erheben sich von den Stühlen zu den alten Klassikern wie "Whenever You Need Somebody" - und mainstreamigem aber substanziellem Soul.

Neben seinem tollen Timbre, das vor allem auch bei den gesprochenen Ansagen und Animationen gut zur Geltung kommt, ist es die sympathische Art des Künstlers, der offensichtlich mit sich, seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart im Reinen ist, die den Abend im Backstage so besonders macht. Und immer wieder dieses Augenzwinkern mit einem Stück wie "The Good Old Days" als Zugabe. Gegen Ende dann natürlich noch der Mega-Tanzflächen-Hit "Never Gonna Give You Up" von 1987 und das hoffentlich ernst gemeinte Versprechen "wir kommen definitiv wieder nach München". Dann vielleicht vor (verdientermaßen) mehr Publikum und in einer angemesseneren Umgebung. Wobei gerade die heutigen Widersprüche zum Gelingen des Events beigetragen haben.

Martin Buchenberger