Posthume Ehrung

Ein Jahr nach seinem Tod wurde die Einspielung der Symphonien von Heinz Winbeck mit dem Opus Klassik ausgezeichnet

15.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:09 Uhr
CD-Einspielung, die Eindruck macht: Andreas Ziegler vom TYXart-Label mit der Witwe des Komponisten Heinz Winbeck. −Foto: Erl

Schambach - Das Lebenswerk des am 19. März 2019 gestorbenen Komponisten Heinz Winbeck aus Schambach bei Riedenburg hat vor wenigen Tagen eine herausragende Würdigung erhalten. Für die kurz nach seinem Tod erschienene CD "The Complete Symphonies Heinz Winbeck Sinfonien 1 - 5" vergaben die Juroren den Opus-KlassikPreis in der Kategorie Welteinspielung des Jahres. Die Sammlung mit fünf CDs ist im TYXart-Label des Verlegers Andreas Ziegler erschienen.

Der Opus Klassik ist ein deutscher Musikpreis für Persönlichkeiten und Produkte aus dem Bereich der klassischen Musik, er ist der Nachfolger des Echo Klassik. Teilnahmeberechtigt waren alle klassischen Neueinspielungen weltweit, die dauerhaft auf dem deutschen Musikmarkt vertrieben werden. "Ich habe in keinem Moment gedacht, dass diese CD-Einspielung so große Folgen hat. Wir mussten meinen Mann dazu überreden, weil er es nie angestrebt hat, bekannt zu werden", erinnert sich seine Witwe Gerhilde Winbeck. "Mein Mann hat sich alles von der Seele geschrieben, was ihn bewegt hat. Erst nach seinem Tod habe ich mich intensiv mit der 4. Sinfonie beschäftigt und erkannt, welch ungeheures Werk das ist. Die 5. Sinfonie hat er mir gewidmet", verrät sie. Vor allem Winbecks Schüler Tobias Schneider und der Riedenburger Komponist Franz Hummel hatten ihn ermuntert, die besten Mitschnitte seiner Sinfonien in dieser CD-Sammlung zusammenzufassen. Mit Andreas Ziegler fanden sie einen musikbegeisterten Verleger, der mit Akribie und großem persönlichen Einsatz die rechtlichen Grundlagen dazu ebnete.

Immerhin wurden die Sinfonien von so herausragenden Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem ORF-Radiosymphonieorchester Wien, dem Deutschen Symphonieorchester Berlin und dem Beethovenorchester Bonn unter Leitung berühmter Dirigenten aufgeführt. Dazu wirkten der Konzertchor Darmstadt sowie verschiedener Solisten mit. Von allen musste Ziegler die Genehmigungen zur Veröffentlichung einholen. "Das war fast eine Detektivarbeit, denn von dem einen oder anderen Sänger haben sich alle Spuren verloren", erzählt er. Die Auswahl der Aufnahmen aus dem riesigen Fundus der Konzertmitschnitte erfolgte im Lauf von zwei Jahren noch zusammen mit Heinz Winbeck und dessen hohen Qualitätsansprüchen. Ende Februar 2019 waren dann auch das Layout samt Grafiken und ein guter Teil der Texte für das 55 Seiten umfassende Booklet fertig, als Winbeck starb. Die Veröffentlichung des Gesamtwerks hat er leider nicht mehr erleben dürfen. "Man macht so ein Projekt, weil man schon ein Stück weit verrückt sein muss, denn Musik ist wichtig und nicht nur ein Beiwerk", formuliert er seine Motivation für die intensive Zusammenarbeit mit Winbeck. "Mit so einer CD ist auch kein Gewinn zu machen und den Zeitaufwand dafür darf man ohnehin nicht in Rechnung setzen", verrät Andreas Ziegler mit sichtlicher Freude über die Preisvergabe.

Für sein Label ist die Preisverleihung am 17. und 18. Oktober in Berlin der bislang größte Erfolg in dieser Klassik-Kategorie. Zudem sieht er die Zuerkennung als große Wertschätzung für die Arbeit aller Beteiligten. "Bisher haben zumeist die Großen in der Branche die Preise zugesprochen bekommen. Diese Auszeichnung kann vielleicht neue Hörer für zeitgemäße klassische Musik interessieren", ist seine Hoffnung. Der Musikfachmann weiß, dass die Sinfonien auf diesen fünf CDs keine leichte Musik für nebenbei sind. "Das ist eine existenzielle Komposition über Leben und Tod. Eben alles, was das Leben zu bieten hat. Dafür sollte man sich Zeit nehmen", empfiehlt Ziegler. Er bringt es mit einem Zitat von Heinz Winbeck auf den Punkt: "Ich bringe sowieso nur etwas zu Papier - täte ich es nicht, es würde mich zersprengen", sagte der verstorbene Komponist einmal.

DK

Lorenz Erl