Pfaffenhofen
Packendes Debüt

25.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:22 Uhr

Daniela Krien, erste Preisträgerin des Jungen Literaturpreises, beim Signieren - Foto: Bendisch

Pfaffenhofen (DK) „Im Schreibrausch von zwei Wochen und fünf Tagen“, sei ihr Roman „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ entstanden, sagte Daniela Krien, erste Gewinnerin des Jungen Literaturpreises Pfaffenhofen, auf die Frage von Moderator Nico Bleutge.

Allerdings, so die 1975 in Mecklenburg-Vorpommern geborene Krien am Freitagabend in der Kulturhalle Pfaffenhofen, habe sie danach noch zwei Monate lang die Geschichte überarbeitet.

Neben Krien hatten sich die Österreicherin Christina Maria Landerl mit „Verlass die Stadt“ und der Deutsche Mirco Buchwitz mit „Nachtleben“ in jeweils zehnminütigen Lesungen dem Urteil einer Jury und des Publikums gestellt. Alle drei Debütanten seien Gewinner, hatte Kulturreferent Steffen Kopetzky anfangs verkündet. Schließlich hatten Nico Bleutge und Literaturagentin Dorle Kopetzky für den von der Hallertauer Volksbank und dem Neuen Pfaffenhofener Kunstverein verliehenen Preis die drei Bücher aus 30 Neuerscheinungen ausgewählt.

Ein Dorf in der Nähe Leipzigs, und den Sommer kurz vor der deutschen Wiedervereinigung 1990, erweckt Daniela Krien auf zum Leben. Im Mittelpunkt steht die 17-jährige Maria, die – Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ lesend – auf der Suche nach sich selbst eine leidenschaftliche Beziehung zu einem 40-Jährigen erlebt. Einem Krimi gleich entwickelt sich die Handlung, denn erst kurz zuvor ist die Romanheldin zu ihrem gleichaltrigen Freund Johannes gezogen. So droht immer wieder die Entdeckung des Dreiecksverhältnisses. Daniela Krien beschreibt packend und eindringlich, wie die 17-Jährige dabei erwachsen wird und ihre Persönlichkeit entwickelt. Zugleich entsteht ein Psychogramm der Menschen und des Dorfes, werden die Landschaft und die Zeitgeschichte stimmungsvoll nachvollziehbar. Zunächst habe sie Bilder im Kopf gehabt, sie dann beschrieben, sagte die studierte Kulturwissenschaftlerin, die als Film-Cutterin gearbeitet hat. Der Rückgriff auf und die Verschränkung mit Weltliteratur gibt ihrem Debütroman eine weitere, über die unmittelbare Handlung und den Zeitrahmen hinausgehende Dimension.

Mit kurzen, präzisen Sätzen führt die 1979 geborene Christina Maria Landerl in „Verlass die Stadt“ Erzählstränge zusammen. Es geht um die aus Wien verschwundene Margot und um deren Freunde, die sich in der von Sommerhitze geplagten Stadt auf die Suche nach ihr machen. Wien spielt in der Erzählung eine Hauptrolle. Lebendig wird sie durch Zitate aus Ingeborg Bachmanns Roman Malina und aus Songs von Bob Dylan, Falco, Georg Kreisler und der Gruppe „Ja, Panik“. Eineinhalb Jahre habe sie an der Erzählung gearbeitet, ihre Erinnerungen an Wien mit Recherche-Ergebnissen abgeglichen, so die Absolventin des Deutschen Leipziger Literaturinstituts.

Wie Schnappschüsse eines Lebens hat Mirco Buchwitz seinen Roman über den Türsteher Richard komponiert. In Rückblenden entwickelt der 1974 geborene Buchwitz die Suche des Romanhelden nach dessen Kindheit und Jugend, die es in sich hat: Vor allem mit „Backpfeifen“ werden Richard und seine Schwester erzogen. Wobei die Strafen weniger etwas mit dem Verhalten der Kinder zu tun haben denn mit der Laune der Mutter. Mit packender Wucht und schmerzhafter Genauigkeit beschreibt Mirco Buchwitz die Geschichte des einsamen jungen Mannes einer Milieustudie gleich. Die Frage „Wie klingen Leute“, habe beim Schreiben eine große Rolle gespielt, erzählt Buchwitz, der als Hörspielautor und Kabarettist arbeitet.

Die Preisentscheidung – im Übrigen sehr knapp – sei aufgrund der Qualität der Werke spannend gewesen, so Volksbank-Vorstandsvorsitzender Wilfried Gerling, als er 1500 Euro an Daniela Krien, 1000 Euro an Mirco Buchwitz und 500 Euro an Christina Maria Landerl überreichte.