Perfektes Timing in München

Der Wiener Kabarettist Alfred Dorfer beim "Eulenspiegel Flying Circus" im Deutschen Museum

05.07.2020 | Stand 02.12.2020, 11:02 Uhr
Veränderung, Umzug mit Bananenkisten und mehr: Der österreichische Kabarettist Alfred Dorfer brachte sein Programm "und. . ." auf die Bühne im Innenhof des Deutschen Museums, wo bis 31. August Künstler verschiedener Sparten auftreten. −Foto: Buchenberger

München - In München findet gerade ein Kulturkampf statt.

Allerdings kein Kampf der Kulturen wie er in Europa im 19. Jahrhundert in Preußen, bzw. dem Deutschen Kaiserreich oder in der Schweiz tobte als Konflikt zwischen Staat und katholischer Kirche. Es ist ein Kampf der von der Corona-Krise gebeutelten Kultur ums Überleben und ein Kampf für die Kultur. Im Rahmen der Initiative "Sommer in der Stadt" wird laut aktuellem Münchner Stadtratsbeschluss zukünftig dafür gesorgt, "dass auf der einen Seite möglichst vielen Künstler*innen Auftrittsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, auf der anderen Seite der Münchner Stadtgesellschaft im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten ein breites Portfolio kultureller Angebote präsentiert wird". In den nächsten Wochen werden Locations wie der Innenhof des Deutschen Theaters mit Comedy, Kabarett und Musik bespaßt.

Bereits seit dem ersten Juli wird mit dem Innenhof des Deutschen Museums ein weiterer kulturell bedeutsamer Platz "zweckentfremdet" und für Live-Unterhaltung genutzt. Unter dem Motto "Eulenspiegel Flying Circus" bietet der Münchner Veranstalter Till Hofmann, der normalerweise Spielstätten wie das Lustspielhaus betreibt, Unterhaltung der unterschiedlichsten Art. Der Platz zwischen der Bibliothek des Museums und dem Haupteingang ist aufgrund der Ausmaße hierfür gut geeignet. Nachdem man mit Maske und unter Einhaltung der Abstandsregeln den Hof über den Zugang an der Boschbrücke betreten hat, breitet sich ein Areal aus, das für weit mehr Gäste als die momentan für Open-Air-Events offiziell zugelassenen 200 Fläche bieten würde. Die Besucher können so mit ausreichend Spielraum auf die Plätze verteilt werden. Allein, zu zweit oder bis zu sechst nebeneinander, je nach Anreise und Ticketbuchung. Getränke und Snacks gibt es im Museums-Café und für andere Bedürfnisse steht ein WC-Container bereit. Auf dem Weg dorthin, nicht aber am Platz selbst besteht Maskenpflicht.

Die relativ niedrige Bühne steht direkt neben dem Seenotrettungsboot "Asmus Bremer", und das Mischpult schließt sich an das aus einem Flusskraftwerk stammende Laufrad einer Francis-Turbine aus dem Jahr 1939 an.

Die Bühne betritt an diesem Abend der mit dem deutschen Kleinkunstpreis, dem Bayerischen Kabarettpreis und dem Schweizer Cornichon ausgezeichnete Kabarettist und Satiriker Alfred Dorfer mit den Worten "Ich freue mich wirklich aufrichtig heute hier zu sein". Nach vier Monaten ohne Auftritt ist der witzige Wiener dankbar für die Anwesenden. Denn "Kunst ohne Publikum ist einfach oarsch" findet Dorfer. Und bevor er dann beginnt, fügt er noch hinzu: "Corona wird heute nicht thematisiert. " Alles andere schon. Von Mobiltelefonen über Mütter bis hin zu Männern kommentiert der Österreicher geistreich, scharfsinnig und zynisch. Es ist ein Rundumschlag aus dem aktuellen siebten Programm "und?", in dem es um Veränderung geht, und mehr. Dabei lacht nicht nur das Publikum, auch der Protagonist muss schmunzeln, als an mehreren Stellen des Programms perfekt passend die große Uhr am Gebäude im Hintergrund schlägt. Nach 80 Minuten voller - auch politischer - Pointen ist der Spaß schon wieder vorbei, und die Kultur hat einen weiteren Punktsieg erreicht. Viele weitere werden und müssen noch folgen!

DK


Noch bis 31. August wird der Innenhof des Deutschen Museums mit Stars des jeweiligen Genres bespielt. So feiert der Bluesbarde Willy Michl am Donnerstag, 9. Juli, seinen 70. Geburtstag. Mit ihrem Album "Diskothek Maria Elend" sind Dreiviertelblut am Freitag, Samstag und Sonntag (10., 11. 12. Juli) zu Gast. Am Wochenende von 17. bis 19. Juli bespielen Axel Hacke, Frank Lüdecke und Michael Mittermeier die Bühne. Wegen des beschränkten Kartenkontingents heißt es schnell sein unter www. eulenspiegel-concerts. de.