Berlin
Originelle Story

Die ARD startet heute die Reihe "Der Prag-Krimi" mit einer spannenden ersten Folge

05.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr
BKA-Kommissar Jan Koller (Roeland Wiesnekker) und Klára Majerova (Gabriela Maria Schmeide) untersuchen den Tod des Kollegen Frank Müller (Dirk Borchardt). −Foto: Hubach/ARD

Berlin (DK) Die Goldene Stadt bildet die eindrucksvolle Kulisse zum Auftakt einer neuen Reihe: "Der Prag-Krimi" ist aber mehr als eine nette Städtetour mit kriminalistischem Touch, er bietet eine originelle Story und einen unorthodoxen, theaterbegeisterten Ermittler namens Jan Koller, gebürtiger Tscheche, der jetzt für das BKA in Berlin arbeitet, aber nach Prag beordert wird. In seinem ersten Fall geht es um eine "Wasserleiche".

Nach gut 20 Minuten bekommt dieser Krimi eine besondere Note. "Ich hätte da einen Vorschlag wie wir die Sache verkürzen könnten, ein bisschen unkonventionell, das gebe ich zu, aber es könnte uns allen helfen", sagt Kommissar Koller zu den Teilnehmern eines Junggesellenabschieds, der für einen der Teilnehmer tödlich endete. "Wir rekonstruieren den gestrigen Abend, wir machen alles nochmal, wir spielen es nach, Punkt für Punkt das ganze Programm." Das kommt nicht gut an, weder bei den Tatverdächtigen noch bei Kollers Prager Kollegin Klára Majerova: "Sind wir ein Schauspielklub? Das ist absurd".

Mit dieser Grundidee, die an die Methoden von Agatha Christies legendären Meisterdetektiv Hercule Poirot erinnert, machen die Autoren Jaroslav Rudis, Martin Behnke und Felix Benesch aus dem ersten "Prag-Krimi" ein Stück pfiffig-spannende Krimiunterhaltung. Auf zwei Zeitebenen wird fortan erzählt: Es geht um die Ereignisse der Nacht, in denen das Opfer zu sehen ist, und um die Rekonstruktion, in der die beiden Ermittler zu Teilnehmern werden. Beide Ebenen sind fließend miteinander verwoben, so wird die Handlung vor und nach dem Verbrechen geschickt vorangetrieben.

Bei dem Toten handelt es sich um Jan Kollers Kollegen Frank Müller, der in Prag Kunstfälschern auf der Spur war. Er tauchte bei seinem Bruder Jörg, einem Maler, in dessen Atelier auf, als der mit seinen Freunden, dem Galeristen Radek, dem Kunsthistoriker Rene und Franks Sohn Rene, Junggesellenabschied feiern wollte. Der proletenhafte und ständig provozierende Frank drängte sich der Runde auf, später stieß noch Jörgs Verlobte Jitka hinzu. Am nächsten Morgen wird Franks Leiche am Ufer der Moldau gefunden. Koller ermittelt eher unwillig, er stammt aus Prag und hat keine guten Erinnerungen an die Stadt, was einige filmische Flashbacks andeuten. Ihm zur Seite gestellt ist die zur Streifenpolizistin degradierte Klára Majerova. Die hat ihre Probleme mit Kollers Methoden.

So wird man Zeuge eines Abends, der mit einer Fahrt in einer eigens gemieteten alten Straßenbahn beginnt, zu einem Gelage mit einem historischen Essen führt und in einem Nachtclub endet. Die Teilnehmer verstricken sich in Halbwahrheiten und Falschaussagen. Am Ende führt - das darf verraten werden - ein historisches Gebäude der Stadt zur Lösung des Falls.

Nicolai Rohdes theatralische Inszenierung ist ungewöhnlich, aber stimmig. Roeland Wiesnekker erweist sich einmal mehr als brillanter Schauspieler, der als exzentrischer, ironischer und grübelnder Koller den Film mit seiner Grundidee traumwandlerisch trägt. Gabriela Maria Schmeide gibt die deutsch-radebrechende Klára Majerova ("Frank Müller ist gewaltig zu Tode gekommen") rau aber herzlich. Die Dialoge zwischen den Ermittlern sorgen für eine mal heitere, mal ernste Note. Der erste "Prag-Krimi" macht neugierig und gespannt auf den zweiten Film, der am kommenden Donnerstag zu sehen ist.

"Der Prag-Krimi: Wasserleiche", ARD, Donnerstag, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister