München
Ohne Dieter ganz Anders

Die Modern Talking Band feiert eine große Pop-Party im Münchner Circus Krone

03.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:58 Uhr
"Gentleman Of Music": Thomas Anders begeistert das Münchner Publikum. −Foto: Buchenberger

München (DK) Diesen Mai trat Thomas Anders im gut 3000 Fans fassenden Sportpalast von Minsk in Russland auf. Im altehrwürdigen Circus Krone Bau, der schon die Beatles und die Rolling Stones gesehen hat und der nächstes Jahr 100. Geburtstag feiert, muss sich der ehemalige Modern-Talking-Sänger, der laut eigenen Angaben bereits 50 Jahre auf der Bühne steht, mit etwa einem Drittel davon begnügen. Was den Ex-Duett-Partner von Dieter Bohlen und seine Modern Talking Band aber nicht davon abhält, eine große Party zu feiern.

Punkt acht betritt erst einmal Tim Wilhelm, Sänger der Münchener Freiheit die Szenerie, um den berühmten Kollegen anzusagen. Der legt zusammen mit seinen Musikern gut gelaunt mit der Modern-Talking-Nummer "You Are Not Alone" aus dem Jahr 1999 los. Kaum erklingt der typische Sound mit den hohen Chören im Refrain, erhebt sich das vorwiegend weibliche Publikum und tanzt und klatscht begeistert mit. Der Solo-Titel "Lunatic (Girl)" wird etwas verhaltener aufgenommen, aber mit 80er-Jahre-Gassenhauern wie "You Can Win If You Want" und "Geronimo's Cadillac" in leicht modifizierten etwas Dance-lastigeren Versionen steigt das Stimmungsbarometer sofort wieder an. "Ne is doch super", meint ein junges Pärchen aus Berlin zu der generations- und geschmacksübergreifenden Musik von Modern Talking, die immer noch gut funktioniert. Aber Anders kann auch anders und überzeugt auf Deutsch mit "Der Beste Tag meines Lebens" und "Das Lied, das Leben heißt" aus seinem 2017er-Schlageralbum. Die laut Anders "lebensbejahenden" Titel gefallen offensichtlich den meisten Anwesenden, aber man und vor allem Frau will natürlich die alten Modern-Talking-Disco-Kracher hören. Zwei davon gibt es mit "You're My Heart, You're My Soul" und "Lady Lai" auf Barhockern sitzend als Akustik-Versionen. Stimmlich macht Anders, der sogenannte "Gentleman Of Music", wie auf der Leinwand im Hintergrund zu lesen ist, auch etwas leiser eine gute Figur. Zwischen den Songs gibt er gerne mal die eine oder andere Anekdote zum Besten und vergisst nicht, mehrfach auf sein demnächst erscheinendes zweites deutsches Album hinzuweisen. Lauter und knalliger wird es wieder als die Musiker mit diversen Solo-Einlagen glänzen. Hier kann besonders der langhaarige und sonnenbebrillte Schlagzeuger Nick Scharfschwerdt seine offensichtliche rockige Ader ausleben. Sonst kommt der Rock trotz viel elektrischer Gitarre eher zu kurz, aber alle wollen ja schließlich den bis heute international millionenfach verkauften Modern-Talking-Pop. Dabei gehen Anders & Co. mit den bewährten Charterfolgen zwar meist auf Nummer sicher, bauen aber auch neuere und nicht so bekannte Titel wie "Juliet" aus dem Jahr 2002 in das zweistündige Set ein. Das mit einem Hit-Hattrick aus "Brother Louie", "Cheri Cheri Lady" und "You're My Heart, You're My Soul" in der elektrischen Variante spektakulär und souverän um Schlag zehn endet.

Trotz lautstarker Zugaberufe kommt der Gentleman zwar nicht mehr zurück auf die Bühne - die wichtigsten Lieder sind ja gespielt - taucht aber wenig später im Foyer zu einer ausgiebigen Autogrammstunde auf, um einige Fans noch etwas glücklicher zu machen, als sie es ohnehin schon sind.

Martin Buchenberger