Nürnberg
Neues Team, frischer Geist, packende Themen

Das Staatstheater Nürnberg setzt unter Intendant Jens-Daniel Herzog seinen forschen Kurs fort

09.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:56 Uhr
"Das Wahre erfinden": Es ist die zweite Spielzeit des neuen Führungsteams an dem Drei-Sparten-Haus um Staatsintendant Jens-Daniel Herzog (rechts) und GMD Joana Mallwitz (vorne, links). −Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Mit seinem frischen Team um Schauspielchef Jan Philipp Gloger und Chefdirigentin Joana Mallwitz will Jens-Daniel Herzog auch in der kommenden Saison weiter für Furore sorgen.

Schon in seiner Premieren-Spielzeit hat Herzog das Haus am Richard-Wagner-Platz umgekrempelt und als neuer Operndirektor mit Aufführungen wie "Così fan tutte" auch persönlich auf der Bühne für Glanzpunkte gesorgt.

Nach der Wachablösung auf der Theaterbrücke ist mit Ballettchef Goyo Montero nur der absolute Liebling des Publikums geblieben. Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) will, dass dies so bleibt und den umjubelten Ballett-Meister unbedingt in Nürnberg halten. Das hat Lehner als Vorsitzende des Stiftungsrat des Staatstheaters kürzlich in Nürnberg bei der Vorstellung des neuen Spielplans für die neue Saison angekündigt. Dieser Wunsch kommt nicht von ungefähr: Das Ballett-Ensemble hat unter Goyo Montero im letzten Jahr erneut künstlerische Maßstäbe gesetzt und mehr Auszeichnungen denn je für seine Choreografien eingeheimst. Auch bei den Zahlen hat Montero mit einer Auslastung von knapp 90 Prozent einen neuen Rekord in seiner bislang elfjährigen Amtszeit erzielt.

Unter dem Motto "Haus der Künstler" will Operndirektor und Theaterchef Jens-Daniel Herzog seiner neuen Linie treu bleiben und weiterhin "packende Themen" auf die Opernbühne bringen. Mit "Don Carlos" von Giuseppe Verdi will der Impresario furios in die bevorstehende Saison starten. Die große Oper über das dramatische Leben, Lieben und politische Streben des spanischen Kronprinzen will Herzog in der anspruchsvollen Originalfassung von 1867 auf die Bühne bringen.

In der nächsten Spielzeit steht mit "Peter Grimes" auch wieder ein Werk von Benjamin Britten auf dem Spielplan. "Britten ist für mich der wichtigste Komponist des 20. Jahrhundert", sagte Herzog, der in dieser Spielzeit bereits das "War Requiem" von Britten am 13. Juli als "Festwiesenkonzert" unter der Leitung von Joana Mallwitz als Abschluss der aktuellen Konzertsaison unter Mitwirkung der wichtigsten Nürnberger Chöre in der Meistersingerhalle präsentiert. Brittens "Peter Grimes" bringt das Staatstheater im nächsten Jahr ebenfalls mit Joana Mallwitz am Pult der Nürnberger Staatsphilharmoiker auf die Opernbühne. Das große Drama um die Schuld des Einzelnen und die Verantwortung der Gemeinschaft wird unter der Regie von Tilman Knabe als Kooproduktion mit der Oper Dortmund aufgeführt.

In Zusammenarbeit mit dem Teatro Real Madrid wird am 21. Juni 2020 unter der Ägide des bekanntes Regisseurs Calixto Bieto "Die Wohlgesinnten" in Nürnberg gezeigt. Das zeitgenössische Musiktheater hat Hèctor Para nach Jonathan Littells Skandal-Roman über die Gräuel des Zweiten Weltkrieges aus der Täterperspektive komponiert.

Mit Leonard Bernsteins "West Side Story" (Premiere am 26. Oktober) steht aber auch leichtere Kost auf dem neuen Spielplan. Opernfreunde können sich in der kommenden Saison zusätzlich auf "La Calisto" (Premiere am 23. November) freuen. In der Barockoper aus der Feder des venezianischen Meisterkomponisten Francesco Cavalli wird laut Herzog eine Idealistin auf einen Frauenvernichter treffen. Damit will der neue Intendant die künstlerische Auseinandersetzung mit der Barockoper am Staatstheater fortsetzen.

Und mit Jules Massenets "Manon" feiert am 18. Januar 2020 laut Herzog "die wohl schönste französische Oper" in Nürnberg ihre Premiere. Regie führt Tatjana Gürbaca. Die Titelpartie wird die Sopranistin Eleonore Marguerre übernehmen, die bereits zur Eröffnung der aktuellen Spielzeit in "Krieg und Frieden" als Natascha Rostowa in der Titelrolle brillierte.

Bei so viel Glanz auf der Opernbühne wollen sich Ballett, Konzert und Theater offensichtlich nicht lumpen lassen. Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger eröffnet die nächste Spielzeit mit "Die Besessenen" von Roland Schimmelpfennig nach den "Bacchen" des Eurpides. Andreas Kriegenburg wird am 2. November die "Nora" von Ibsen inszenieren. Zeitgenössisches gibt es außerdem von Roman Ehrlich, Ceren Ercan, Philipp Löhle und Peter Handke.

Fast schon gewöhnt ist das Nürnberger Publikum an die absoluten Glanzlichter, die Goyo Montero mit seiner Compagnie auf die Nürnberger Tanzbühne zaubert. Der Ballettabend "Strawinsky" (Premiere am 21. Dezember) wird ganz im Zeichen der wegweisenden Ballettmusik von Igor Strawinsky stehen. Goyo Montero stellt sich der Herausforderung einer eigenen Interpretation von "Le Sacre du Printemps". Sein Choreografen- Kollege Douglas Lee wird in "Petruschka" Puppen zu unheimlichem Leben erwecken. Unterstützung holen sich beide bei der neuen Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz, die dann am Pult der Staatsphilharmoniker stehen wird.

Ausführliche Informationen zum neuen Spielplan unter www. staatstheater-nuernberg. de.

I

Nikolas Pelke