Ingolstadt
Musikalischer Sommerabend

Die Freunde des Georgischen Kammerorchesters genießen das Ambiente im Klenzepark

17.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:48 Uhr
Leicht und leidenschaftlich: Nikolay Lalov leitet das Georgische Kammerorchester. −Foto: Wirtz

Ingolstadt (DK) In bester Abendgesellschaft befand man sich am vergangenen Samstag auf der satt-grünen Wiese des Klenzeparks - die Freunde des Georgischen Kammerorchesters (GKO) haben ihre Freundesfreunde zu einem exklusiven Konzert eingeladen und das kurz nach der Uraufführung von David Rimsky-Korsakows Sinfonie beim Futurologischen Kongress.

Ehe sich der ausgewählte Kreis für die "Musikalische Soirée für Freunde" in die Exerzierhalle begibt, besteht die Möglichkeit, sich mit prickelnden Getränken bei der sommerlichen Hitze zu erfrischen. Weiß ist die Farbe des Abends: die eleganten Kleider der Damen, die luftigen Hemden der Herren oder die Hussen der vielen Stehtische, an denen die Gesellschaft steht. Die großen Bäume vor der Veranstaltungshalle spenden nicht nur kühlenden Schatten, sondern sorgen auch für eine lockere Zusammenkunft an Interessierten. Laue Lüftchen wehen durch die offenen Glastüren und treiben die Grüppchen doch noch auf ihre Plätze. Hinter einem weißen Paravent spielt sich das GKO noch ein, das macht Lust auf den Beginn des Konzerts.
Hierfür konnte die derzeitige Orchestermanagerin Franziska Leistner den Dirigenten Nikolay Lalov gewinnen. Der gebürtige Bulgare ist Mitbegründer der ersten professionellen Musikschule in Portugal, hat bereits das London Chamber Orchestra dirigiert und engagiert sich besonders in der Nachwuchsförderung. Nicht nur das Publikum ist generationenübergreifend, sondern auch das Orchester: Sergo Kurashvilis Sohn sitzt erstmals mit im Ensemble.
Die Soirée beginnt mit Peter Tschaikowskis Elegie für Ivan Samarin - Vorstandsvorsitzender Manfred Schuhmann versichert, dass die Soirée ja "etwas Heiteres" sein soll und die "Elegie ursprünglich als Dankesstück geschrieben wurde" - und wahrlich die Musiker laden dazu ein, die Gedanken auf der grünen Wiese tanzen zu lassen. Locker zupfen sie die Saiten, mal zart aber auch bestimmt. Die erhellenden und erwärmenden Strahler bringen die Musiker bereits nach dem ersten Stück ins Schwitzen.
Ein leidenschaftlicher Blick Nikolay Lalovs kann die Musiker jedoch bei Franz Schuberts Streicherfassung von Valse Nobles dazu anspornen, alles zu geben. Die gemächlichere Komposition lässt viel Raum für Dynamik, während sich die Musiker gegenseitig Antworten geben und eine andachtsvolle Stimmung entsteht.
Das letzte Werk vor der Pause - Wolfgang Amadeus Mozarts Adagio & Fuge in c-Moll - zeigt kraftvoll, wie ein Sommergewitter aussehen kann, was an diesem Abend zum Glück ausbleibt. Wie schnelle Regentropfen, die an der Fensterscheibe herunterrinnen, klangvoll spielen die Künstler die Töne auf ihren Instrumenten.
Für eine kulinarische Einlage sorgt der Caterer. Mit absoluter Geräuschlosigkeit wird das reichhaltige Buffet während des Konzerts hergerichtet, doch das Treiben im belebten Klenzepark kann diese angespannte Stille nicht immer garantieren, nach denen die Kompositionen verlangen. Doch auch das erfüllt den Reiz, einmal nicht im abgeschiedenen Konzertsaal zu spielen, denn in der Pause stehen die Musiker und sogar der Dirigent für ein kleines Gespräch bereit. Sichtlich entspannt fügen sie sich in die Gesprächsgruppen ein. "Eine besondere Atmosphäre ist das hier - ganz besonders! " ist nur eine der zahlreichen Anmerkungen zu der Auswahl des Ortes.
In der einstündigen Pause vollzieht sich ein großes Familientreffen, man kennt die Namen seiner Musiker. "Wir möchten dieses wunderschöne Ambiente nutzen, damit die Leute vielleicht sagen: Hier werde ich Mitglied. ", gesteht Manfred Schuhmann, "Wir haben sogar jedes Mal neue Mitglieder dazugewonnen. " Die lockere Stimmung der Veranstaltung ist für neue Musikinteressierte und Einsteiger sicher eine gelungene Option, das GKO kennenzulernen.
Einer deutlichen Einladung bedarf es, die Gäste für Felix Mendelssohn Bartholdys 9. Sinfonie in C-Dur wieder in die Exerzierhalle zu führen - da lockt Igor Loboda diese mit seinem Violinspiel auf ihre Plätze. Das Stück eröffnet eine weite Welt, die hohe Decke der Exerzierhalle bietet Raum zur Klangentfaltung. Trotz aller Konzentration hat Nikolay Lalov ein Lächeln auf den Lippen. Von der sinkenden Sonne geblendet, spielt das GKO weiterhin einwandfrei, überschwänglich und lockerleicht.
Der Sonnenuntergang hat sich noch nicht ganz vollzogen, da ist die Soirée auch schon vorbei und das Publikum wird in einen von Harmonien inspirierten Abend entlassen, mit einer Sehnsucht nach Urlaub - vielleicht sogar in Nikolay Lalovs Wahlheimat Portugal.
 

Katharina Wirtz