Ingolstadt
Musikalische Gefühlswelten

Das Orion-Streichtrio begeistert mit abwechslungsreichem Programm

11.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:57 Uhr
Regine Greck
Spannendes Programm: Das Orion-Trio im Festsaal. −Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Musik habe den Zweck, Gefühle beim Publikum zu wecken - das soll der Komponist Alfred Schnittke einmal gesagt haben.

Diese Aufgabe hat sich am vergangenen Donnerstagabend auch das Orion-Streichtrio im Ingolstädter Festsaal im Stadttheater vorgenommen. Auf Einladung des Konzertvereins Ingolstadt präsentierten die drei Musiker ein Programm zum Schwelgen, aber auch eines mit Ecken und Kanten.

Die Ecken und Kanten standen sicher im Mittelpunkt des "Streichtrios" von Alfred Schnittke. Sein zweisätziges Werk basiert auf der simplen Melodie des Geburtstagsliedes "Happy Birthday", da Schnittke es als Auftragsarbeit zum 100. Geburtstag von Komponist Alban Berg geschrieben hat. Wer im Publikum aber ein fröhliches Geburtstagsständchen erwartet hatte, wurde überrascht: Nachdem das Orion-Streichtrio das Motiv romantisch liebevoll vorstellte, bohrten sich anschließend kantige Harmonien in Moll und Dur, hämmernde Staccato-Rhythmen und wuchtige Akkorde in die Ohren der Zuhörer. Geigerin Soyoung Yoon, Veit Hertenstein an der Viola und Cellist Sebastian Klinger gingen schwungvoll mit ihren Bögen in die Saiten und warfen sich die komplexen Akkorde und Motive gegenseitig zu, so dass sich ihre Energie auf das Publikum übertrug. Musikalisch vollbrachten die drei Musiker ein Meisterwerk, da Sebastian Klinger für den erkrankten Cellisten Benjamin Gregor-Smith eingesprungen war und die Probenzeit für das Trio nur sehr kurz war. Trotzdem schaffte das Ensemble es, das technisch und interpretatorisch schwierige Stück lebendig werden zu lassen - mit viel Gefühl, denn so erschloss sich das komplexe Werk auch für das Publikum am besten: Kopf aus, Gefühl an. Nach dem heiteren "Allegro" des unvollendeten "Streichtrio in B-Dur" von Franz Schubert vermittelte das Ensemble dem Publikum das Gefühl der Leichtfüßigkeit bei Zoltán Kodálys an ungarische Volksmusik erinnerndem "Intermezzo für Streichtrio". Mit den vier Sätzen der "Miniatures" von Antonin Dvo? ák hatte das Trio ein Wechselbad der Gefühle im Programm. Die "Cavatine" schwebte romantisch vor sich hin, während im "Capriccio" energischere Bogenstriche die markanten Motive akzentuierten. Die liebliche Melodie der "Romanze" sang Soyoung Yoon auf ihrer Violine buchstäblich über den Begleitstimmen träumerisch vor sich hin, während das Trio in der "Ballade" tief traurig vor sich hin seufzte.

Auch in Ludwig van Beethovens "Streichtrio in c-Moll" taten die drei Musiker ganze Gefühlswelten auf. Bereits im "Allegro con spirito" trafen dabei dramatisch aufgeregte Motive auf fast heitere, fließende Parts. Einen feierlich ruhigen Ton gaben sie dem "Adagio con espressione" anfänglich mit, der sich dann ins Aufgewühlte wendete. Einen festeren Bogenstricht schlugen sie im energischen "Scherzo" an, während das rasche "Finale" bei aller Rasanz etwas Neckisches behielt.

Ihr Vorhaben, Gefühle beim Publikum zu wecken, hat das Orion bestens erfüllt: Mit einem abwechslungsreichen Programm und hervorragendem Können bot das Ensemble einen spannenden Abend in verschiedenen Gefühlswelten.

Regine Greck