München
Der Trick des Ehetherapeuten

Daniel Glattauers Boulevard-Stück "Wunderübung" feiert in der Komödie im Bayerischen Hof Premiere

17.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Der Therapeut bei der Arbeit: Szene mit Michael Roll (links), Michaela May und Robert Giggenbach. - Foto: Di Gangi

München (DK) Vor 30 Jahren war es beim Tauchurlaub in Ägypten Liebe auf den ersten Blick. Traumhochzeit inklusive. Im Verlaufe der Zeit ging's mit der ach so innigen Beziehung zwischen der Historikerin Joana und dem Luftfahrtingenieur Valentin freilich bergab.

Rasant sogar, seit die Kinder aus dem Hause sind. Jetzt ist die Ehe endgültig on the rocks. Ein Therapeut soll's richten.

Doch bei der ersten Sitzung bei dem jovialen, ach so verständnisvollen Psychoklempner eskalieren die gegenseitigen Vorwürfe, Anfeindungen, Unterstellungen und hysterischen Ausbrüche wie noch nie. Ehe-Zoff brutal. Das ganze Programm. Da bringen all die läppischen bis interaktiven Psychospielchen auch keinen Erfolg, bis der darob scheinbar restlos frustrierte Eheberater einen herrlichen Trick, die Titel gebende "Wunderübung", als letzten Joker zur Versöhnung der beiden Streithähne anwendet. Klar, dass es dank dieses Gags, der der Spannung wegen hier nicht verraten sei, zwischen Joana und Valentin wieder funkt.

Der Bestsellerautor Daniel Glattauer ("Gut gegen Nordwind") schrieb diese anfangs etwas zäh sich dahinschleppende Boulevardkomödie, die jedoch nach der Pause wegen der nun pointierteren Ping-Pong-Dialoge und Bernd Schadewalds auch flotterer Regie ganz gehörig Fahrt aufnimmt. Und wenn Michaela May als total verbitterte und zynische Joana und Michael Roll als selbstgefälliger und von all den Vorwürfen in die Enge getriebener Gatte ihren ganzen Ehemüll auskotzen, da seufzen so manche Besucher im Parkett über selbst erlebte Eheschlachten, die hier höchst authentisch ausgetragen werden. Doch die Sympathien des Publikums schlagen dem Paartherapeuten entgegen, den Robert Giggenbach vom einfühlsamen Kümmerer bis zum explodierenden Choleriker köstlich personifiziert. Wie er dieses Crescendo seiner Gefühle angesichts der ständig sich steigernden Verbissenheit der Kontrahenten langsam, aber kontinuierlich auf- und ausbaut, um schließlich den Wunderübungs-Trick zu platzieren, ist ganz große (Schauspiel-)Klasse. Und das Publikum staunt und tobt schließlich vor Begeisterung.

Bis 5. November; Kartentelefon: (0 89) 29 28 10.