München
"Wegen mir hätte er nicht Ministerpräsident werden müssen"

Markus-Söder-Double Stephan Zinner ist mit neuem Kabarettprogramm unterwegs

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Foto: DK

München (DK) "Shoppen", "Franzi", die Eberhofer-Krimis, das Derblecken am Nockherberg, das Kabarett, die Musik: Stephan Zinner (43) hat gut zu tun. Daneben ist er auch noch dreifacher Familienvater. Um da nie den Überblick zu verlieren, hilft es, wenn man alles "relativ simpel" hält. So heißt denn auch sein aktuelles Kabarettprogramm, mit dem er derzeit durch die Lande tourt. Darin beschreibt er die gute Absicht, alles "relativ simpel" zu halten, aber auch, wie der Alltag mit seinen Tücken diesen Plan immer wieder torpediert.

Herr Zinner, Markus Söder soll 2018 Ministerpräsident werden. Sie verkörpern ihn auf dem Nockherberg. Haben Sie sich gefreut, dass Sie jetzt mehr Gewicht haben beim Politiker-Derblecken?

Stephan Zinner: Ach, ich bin mit meinem Gewicht sehr zufrieden. Wegen mir hätte er nicht Ministerpräsident werden müssen. Ehrlich gesagt, ist mir nicht wichtig, ob ich den Ministerpräsidenten, den Finanz-, den Heimat- oder den Weiß-Gott-was-Minister verkörpere. Ich spiele da eine Rolle. Ich kann auch einen Koch spielen. Ich nehm's, wie's kommt.

 

Fiebert man da nicht ein bisschen mit - um die politische Zukunft seiner Figur?

Zinner: Nein. Natürlich ist die Veranstaltung auf dem Nockherberg etwas Besonderes - wegen dem Ort und weil es nur einmal stattfindet. Aber meine Herangehensweise an eine Rolle ist immer dieselbe - ob ich eine Komödie oder Tragödie im Theater spiele oder im Singspiel auf dem Nockherberg. Das Drumherum ist bei Letzterem halt um einiges schräger.

 

Es gibt ja auch ein neues Nockherberg-Singspiel-Duo - mit Richard Oehmann und Stefan Betz. Was darf man erwarten?

Zinner: Es geht ja erst Anfang nächsten Jahres los. Die beiden haben zwar schon ein Konzept, und ein Treffen steht auch bald an. Aber für Einzelheiten ist es noch zu früh. Ich freue mich, dass die beiden das neue Team bilden. Stefan Betz ist ein Freund von mir. Für die letzten Rita-Falk-Krimis hat er die Drehbücher geschrieben. Ich spiele da den Metzger Simmerl - mit dem besten Leberkäs weit und breit.

Sie waren Schauspieler an den Münchner Kammerspielen, bevor Sie sich entschlossen haben, frei zu arbeiten. Viele Ihrer Kollegen wünschen sich ja den anderen Weg.

Zinner: Ganz so freiwillig bin ich da nicht weggegangen. Die Wittenbrink-Abende waren zwar immer super, aber viele der anderen Rollen waren nicht unbedingt das, was ich mir so erträumt hatte. Der notwendige Schritt für mich als Künstler war daher schon, sich auf eigene Füße zu stellen. Dass ich dann beim Kabarett gelandet bin, war aber eher ein Zufall. Und ich hatte Glück, dass meine Anfänge im Film mit "Shoppen" gleich so erfolgreich waren. Am Anfang hat es schon ein bisschen gerumpelt - auch finanziell. Kann man sich ja vorstellen, wenn man aus so einem Festengagement rausgeht. Meine Frau war damals gerade mit dem Medizinstudium fertig und fing im Schwabinger Krankenhaus als Ärztin an. Wir hatten damals schon Kinder. Ein Engagement in einer anderen Stadt wäre schwierig gewesen. Natürlich waren die Kammerspiele damals ein stolzes Ensembletheater, aber sie waren eben auch ein großer Betrieb. Mein Fazit deshalb: Es war eine super Zeit, aber jetzt ist es auch geil. Es hat sich gut gefügt.

 

Sie touren mit eigenen Kabarettprogrammen durchs Land, drehen Filme, spielen am Nockherberg. Was davon ist am wichtigsten?

Zinner: Die Abwechslung macht's. Überall trifft man andere Leute. Jedes Genre hat seine Tücken. Aber insgesamt ist es belebend. Man groovt sich nicht so ein auf einen Rhythmus.

 

Mögen Sie das Unterwegssein?

Zinner: Die Autobahnfahrten kosten einen schon ganz schön Nerven. Ich absolviere im Jahr ungefähr 100 Auftritte. Aber: Man kommt in echt geile Ecken. Kürzlich war ich mit Hannes Ringlstetter im Unterallgäu. Dort hatten die ein kleines schmuckes Theater mit schöner Bühne, alten Plakaten, netten Leuten und wunderbarer Atmosphäre. Es gibt natürlich auch das Gegenteil. Da fährt man halt nicht mehr hin.

 

Ihr aktuelles Programm heißt "Relativ simpel". Worum geht's?

Zinner: Im Amerikanischen gibt es den Ausdruck "keep it simple", das heißt, man kommt meist am besten durch, wenn man alles einfach hält. Aber das ist ja leichter gesagt als getan. Und in meinem Programm beleuchte ich verschiedene Lebenssituationen unter diesem Aspekt. Sei's jetzt, dass man mit dem Rad von zu Hause zum Bahnhof fahren will und mit zahlreichen Unwägbarkeiten kämpfen muss, oder mit einem Nachbarn zu tun bekommt.

 

Alles wahr?

Zinner: Es ist erstaunlich wenig gelogen. Ab und zu muss man die Geschichten sogar ein bisschen abdämpfen, sonst würde einem das niemand glauben. Aber: Namen wurden geändert.

 

Warum stammen aus Bayern eigentlich so viele gute Kabarettisten?

Zinner: Hier gibt's einfach gute Kabarettgene. Und mit der CSU hat man immer einen guten Gegner - zumindest die Kollegen, die politisches Kabarett machen. Aber vielleicht liegt's auch am Bier.

 

Haben Sie einen Wunsch - privat oder beruflich -, den Sie sich gern erfüllen würden?

Zinner: Ich würde ganz gern mal eine Reise durch die Vereinigten Staaten machen - von Chicago nach New Orleans. Die Blues-Road abfahren und ein bisschen Musik machen. Das wäre mein großer Traum. Aber das zu realisieren mit drei Kindern, die jetzt 8, 12 und 17 Jahre sind! Oder vielleicht besser ohne Kinder? Das muss ich mir noch überlegen.

 

Die Fragen stellte Anja Witzke.

 

Stephan Zinner tritt am 16. Dezember in der Kulturfabrik Roth auf und am 13. Januar 2018 im Fuchsstadl Riedenburg. Der für den 19. Januar 2018 geplante Termin in der Kolpingbühne Neuburg wird auf den 31. Januar 2018 verschoben.