Ingolstadt
Mit ganzem Herzen ein Blasmusiker

Pietro Sarno ist der neue Chefdirigent der Audi-Bläserphilharmonie - Benefizkonzert am Donnerstag

23.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:46 Uhr
Schon der Einstand ein großer Erfolg: Pietro Sarno dirigiert das Kassik-Open-Air im Klenzepark im Rahmen der Sommerkonzerte 2018. −Foto: Audi

Ingolstadt (DK) Gleich beim ersten Konzert, das Pietro Sarno leitete gab es Erstaunliches zu hören: Fast völlig verändert klang die Audi-Bläserphilharmonie beim Klassik-Open-Air im Rahmen der Sommerkonzerte.

Saubere Töne, souveräne Phrasierungen, ein fast schon professioneller Auftritt. Dabei führt der neue Dirigent des Audi-Ensembles erst seit Juni dieses Jahres den Taktstock.

Die Einarbeitungszeit war kurz, und auch jetzt gab es nicht allzu viele Proben für das wohl wichtigste Konzert der Bläserphilharmonie in diesem Jahr, dem Benefizkonzert für die DONAUKURIER-Spendenaktion "Vorweihnacht der guten Herzen" am morgigen Donnerstag.

Dass sich etwas geändert hat beim Nachfolger von Christian Lombardi, können einem die Musiker sofort berichten. Schlagzeuger Sebastian Fischer etwa erzählt, dass sich die Probenzeiten verkürzt haben auf jetzt genau zwei Stunden. "Da rauchen uns schon die Köpfe, mehr können wir kaum verkraften. " Spürbar sei ein deutlich höheres Niveau eingezogen.

Auch Sarno glaubt, dass er eine "professionellere Herangehensweise" hat, und in der Probe kann man in der Tat spüren, wie konzentriert und fokussiert der 32-Jährige seine Ideen umsetzt.

Pietro Sarno ist mit ganzem Herzen ein Blasmusikfan. Als Posaunist ist er mit dieser Musik groß geworden. Als er 16 Jahre alt war, fehlte ein Leiter für das Jugendblasorchester, dessen Mitglied er war. Er sprang ein, fing Feuer, beschäftigte sich immer stärker mit diesem Thema, belegte Kurse. Und am Ende wurde ein Beruf daraus. Zunächst jedoch legte der gebürtige Sauerländer ein Schulmusik-Studium in Detmold ab und studierte Blasorchesterleitung in Bozen.

Inzwischen leitet Sarno seit 2016 das Stadtorchester Friedrichshafen, nachdem er 2015 den zweiten Preis beim Dirigentenwettbewerb con brio in Innsbruck gewonnen hatte. Zur Audi-Bläserphilharmonie kam er über eine Anzeige. Beim Probendirigat wurde ihm endgültig klar, dass er sehr gerne mit diesem Orchester arbeiten würde. "Für mich war entscheidend, dass die Musiker total offen für etwas Neues sind. Alle sind wahnsinnig bemüht, meine Vorschläge umzusetzen. " In Zukunft will Sarno etwas andere Schwerpunkte bei der Orchesterarbeit setzen. So sollen mehr originale symphonische Blasmusikwerke auf dem Spielplan stehen und weniger Bearbeitungen klassischer symphonischer Literatur. Und: "In der Vergangenheit waren die Konzerte betont unterhaltsam. Ich möchte ernsthafte Werke in den Mittelpunkt rücken, wobei ein gewisses Maß an Unterhaltung durchaus auch seinen Platz finden soll. " Wichtig ist dem neuen Chefdirigenten, dass beim Herbstkonzert diesmal das Orchester selbst im Zentrum steht und allein auf der Bühne spielt. In den Benefizkonzerten der vergangenen Jahren, wurden als Zugpferde für den Kartenverkauf immer wieder bedeutende Solisten engagiert, etwa der Solooboist der Berliner Philharmoniker, Albrecht Mayer. "Ich finde, das Orchester ist es wirklich wert, einmal in den Mittelpunkt gerückt zu werden", sagt er. Auf dem Programm stehen diesmal die vierteilige Suite "Rikudim" von Jan van der Roost, die durch jüdische Tänze inspiriert wurde und die Vertonung des Buches "Gullivers Reise" durch den belgischen Komponisten Bert Appermont. Das Konzert steht unter dem Titel "Ferne Welten".

Pietro Sarno ist Musiker mit Leib und Seele. Das Dirigieren füllt ihn vollständig aus, er pflegt nicht einmal ein Hobby - zumindest solange man "Relaxen und Nichtstun" nicht als Tätigkeit versteht. Wenn man ihn fragt, was er machen würde, wenn er nicht Musiker geworden wäre, kommt die Antwort sehr schnell: "Dann wäre ich totunglücklich. "

Karten für das Konzert am morgigen Donnerstag, 19.30 Uhr, im Theaterfestsaal gibt es in den Geschäftsstellen des DONAUKURIER zum Preis von 25, 22 oder 19 Euro. Das Benefizkonzert wird seit Jahren zugunsten der Spendenaktion "Vorweihnacht der guten Herzen" abgehalten, eine Aktion des DONAUKURIER, die bereits 1951 ins Leben gerufen wurde.

Jesko Schulze-Reimpell