Loßburg
Mörderjagd im Gruselhotel

Axel Ranisch inszeniert seinen zweiten Impro-"Tatort": Lena Odenthal ermittelt in ihrem 67. Fall im verschneiten Schwarzwald

02.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Irgendwas stimmt nicht im "Lorenzhof", glaubt Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). - Foto: Furch/SWR

Loßburg (DK) Hitzig wurde vor rund einem Jahr über den ersten Improvisations-"Tatort: Babbeldasch" diskutiert. Die Einschaltquoten waren mau, die Kritik heftig, der Boulevard nannte ihn den "schlechtesten Tatort aller Zeiten". Weder der SWR noch Regisseur Axel Ranisch ließen sich davon beeindrucken. Sie drehten den zweiten Impro-"Tatort: Waldlust", der an diesem Sonntag läuft, noch vor Ausstrahlung des ersten. Immerhin hat man aus Fehlern gelernt. Zwar gibt es auch diesmal kein festes Drehbuch, aber statt auf viele Laiendarsteller setzt man bei "Waldlust" durchweg auf professionelle Schauspieler.

Lena Odenthal zieht es in den Schwarzwald. In einem abgelegenen Hotel verbringen die Kommissarin und ihr Team ein Fortbildungswochenende im Hotel "Lorenzhof", das seine besten Tage schon hinter sich hat. Beim ge-meinsamen Abendessen macht man eine grausige Entdeckung: Knochenteile finden sich im vegetarischen Essen - und die stammen nicht von einem Tier. Das weckt die Neugier der Ermittler. An diesem Ort soll womöglich ein Mord vertuscht werden. Hofbetreiber Bert "Humpe" Lorenz zeigt sich nicht sonderlich kooperativ, und seine Nichte Doro verhält sich merkwürdig. Und dann ist da noch die hauseigene Diva Lilo Viadot.

Die Kommissare erfahren, dass Humpe wegen Mordes an seiner Schwägerin zwölf Jahre im Gefängnis gesessen hat und eine Privatfehde gegen den Ortspolizisten Brunner führt, der mit seiner Kollegin Elli nicht nur ein Einsatzteam bildet. Aber was verbirgt sich hinter der Tür des gesperrten Zimmers mit der Nr. 5?

Auch beim "Tatort: Waldlust" hat Sönke Andresen das Konzept entworfen, die Dialoge kommen von den Schauspielern und Axel Ranisch fungiert als Spielleiter, der als Animateur der Improvisation fungiert und das Ensemble dahin lenkt, wo er es haben will. Ge-lungen ist die Location. Das Hotel ist zu Beginn ein aus der Zeit gefallener Ort, ausgestopfte Wildschweinköpfe und Filmplakate aus den 1950er-Jahren zieren die Wände. Die Kamera schleicht sich durch das Haus, sucht sich den Weg zu den Zimmern. Danach wird das Hotel zum Gruselort, dem man nicht entfliehen kann. Draußen tobt ein Sturm - so schafft Ranisch eine klaustrophische Situation und Atmosphäre, die er gekonnt zu nutzen weiß.

"Waldlust" wirkt deutlich klarer, ruhiger und aufgeräumter. Leider führt das Prinzip der improvisierten Dialoge dazu, dass es diesen oftmals an Zuspitzung fehlt. Es gibt viel zu viele Allgemeinplätze, sprachlich ausgefeilt ist das nicht, vor allem die festen Darsteller wie Ulrike Folkerts oder Lisa Bitter mühen sich weit mehr als improvisationserprobte Ranisch-Schauspieler wie Peter Trabner oder Heiko Pinkowski.

Bemerkenswert ist das musikalische Konzept. Martina Eisenreich hat eine viersätzige "Tatort"-Sinfonie komponiert, die von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz eingespielt wurde. Das klingt ungewöhnlich, geht aber ins Ohr. Fazit: Nicht so hölzern und holprig wie "Babbeldasch", aber der Reiz des Neuen ist im zweiten Improvisations-"Tatort" schnell verflogen und die Erkenntnis siegt: Ein guter Krimi braucht ein Drehbuch mit festen Dialogen.

 

"Tatort: Waldlust" an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.