Ingolstadt
Liebeserklärung an die Musik

Der Kunstverein Ingolstadt lädt zu einem Streifzug durch die Geschichte des Plattenlabels ECM ein

02.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:51 Uhr
Plakatkunst: Konzert- und Plattenankündigungen diverser Musiker sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. −Foto: Fehr

Ingolstadt (DK) Am Ende des Raums in der Theatergalerie in Ingolstadt hängt ein gigantisches Mosaik.

Alle Cover des legendären Labels ECM (Edition of Contemporary Music) hat Hubert P. Klotzeck zusammengestellt und in diesem überwältigenden Großformat ausgedruckt. 1376 Stück insgesamt. Von 1969 bis 2018, von links oben bis rechts unten. Von Jan Garbarek (ja, auch "Officium") bis Heinz Hollinger, von Don Cherry bis Dave Holland, von Keith Jarrett (ja, auch das Cover von "The Köln Concert"), von Andreas Schiff bis Kim Kashkashian, von Arvo Pärt bis Gidon Kremer. Eine beeindruckende Musik- und Covergeschichte im Konzentrat ist das: bunt, monochrom, mit Landschaften und mit Porträts, mit Typografie und Fotografie.

Der Kunstverein Ingolstadt zeigt in seiner Ausstellung "Der Wind, das Licht - ECM und das Bild", die an diesem Samstag eröffnet wird, eine Hommage an eine Münchner Plattenfirma, die Musikgeschichte geschrieben hat, eine Hommage an das Label von Manfred Eicher, der 1969 damit begonnen hat, improvisierte und Avantgarde-Musik einzuspielen, zu produzieren und zu veröffentlichen und von Anfang an auf eine künstlerische Gestaltung der Hülle Wert gelegt und eine Überschreitung der Gattungsgrenzen zum Prinzip erklärt hat. Es ist eine musikalische, eine künstlerische Erfolgsgeschichte auf höchstem Niveau. Dabei setzte der gebürtige Lindauer auf Werktreue statt auf kommerzielle Trends, setzte mit seinen kristallklaren Aufnahmen neue Maßstäbe für die Plattenproduktion. Bis zum heutigen Tag. Das Cover-Mosaik in der Theatergalerie wird bis zum Ende der Ausstellung im Januar noch größer werden.

2012 hat das Haus der Kunst in München eine Schau rund um ECM unter dem Titel "Eine kulturelle Archäologie" gezeigt. Nun bekam Hubert P. Klotzeck, Vorsitzender des Kunstvereins und Galerist aus Eichstätt, die Gelegenheit, das immense Archiv des Labels zu sichten und eine eigene Ausstellung exklusiv für Ingolstadt zu kuratieren. "Das war eine großartige Aufgabe", schwärmt er. Der Fundus hätte für 20 Ausstellungen gereicht. Den Fotografen, Musiker und Musikfreund begeistert vor allem die klare Linie Eichers, über fast fünf Jahrzehnte dem Konzept treu geblieben zu sein, Musik und Kunst zu verbinden.

Klotzeck ist eine wunderbare Ausstellung gelungen, die so etwas wie die Ausstellung zu den Jazztagen hätte werden können. Deren Veranstalter ließen sich aber wohl nicht von der Faszination für die Geschichte des Labels ECM anstecken. Schade.

Der Kurator Klotzeck bezieht den Produzenten Eicher, die Musiker, die Künstler der Cover mit ein und schickt den Besucher auf eine spannende Spurensuche durch die Geschichte des Jazz, der Avantgarde und der klassischen Musik der vergangenen 50 Jahre. Er animiert zu Entdeckerfreude, Wiedererkennungseffekte inklusive.

Gleich zu Beginn kommt man den Musikern ganz nahe. Zu sehen sind eine Reihe von Schnappschüssen, die in den Pausen diverser Produktionen entstanden sind. Es gibt Hörstationen und Videos. Außerdem eine Galerie von LP- und CD-Covern. Zum vergleichenden Sehen laden die Bilder der Fotografen und die entstandenen Cover ein. Es gibt Plakate, Bilder des ehemaligen ECM-Hausfotografen Dieter Rehm sowie Werke des Schweizer Künstlers Mayo Bucher und der Grafikerin Barbara Wojirsch. Rundum: eine sehens- und hörenswerte Ausstellung!

Kunstverein Ingolstadt, Theatergalerie, bis 27. Januar, geöffnet Fr bis So und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr.

Katrin Fehr