Ingolstadt
Leidenschaftlicher Rock mit Seele und Handwerkskunst

Die Augsburger Band The Seer begeistert das Publikum in der Ingolstädter Eventhalle

10.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:29 Uhr
Rock ohne Schongang: The Seer in Ingolstadt. −Foto: Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Die Fans der Gruppe The Seer wissen es längst: Wer 27 Jahre lang in unveränderter Besetzung auf der Bühne steht und erfolgreich im Rockgeschäft mitmischt, muss gut sein.

Ob das nach wie vor so ist, davon überzeugen sie sich ein weiteres Mal in der Freitagnacht in der Eventhalle. Die Rockband aus Augsburg spielte öfters schon dort. Doch da waren wohl immer etwas mehr Besucher vor der Bühne, diesmal haben die mehrere Dutzend Fans reichlich Platz zum Tanzen.

Schon die Vorgruppe "Flaming Fenix" aus Hepberg hatte alles gegeben, um die wartenden Fans in Stimmung zu bringen. Mindestens eine Musikergeneration trennt die beiden Bands, und auch im Publikum ist kaum einer aus der U-30-Generation vertreten. Dennoch zündelt die sprühende Leidenschaft der sechs aufstrebenden Amateure bereits an den Tanzreflexen der Zuhörer, und was das Gesangsduo manchmal an Sensibilität zu den Tiefen ihrer Eigenkompositionen hintanstellt, kompensieren sie mit Stimmvolumen.

Die Seer machen sich ihren eigenen Reim auf die reduzierte Fangemeinde, und Sänger "Shook" alias Jürgen Seipt verspricht: "Trotz Biergartenwetter geben wir die volle Musikladung. " Er und seine drei Kumpels halten dieses Versprechen. Es dauert nur wenige Songs, bis vor allem die Ladies im unmittelbaren Bühnenumfeld vom Tanzfieber erfasst werden. Das Programm von The Seer ist natürlich darauf ausgelegt, die tanzbaren Rockklänge von den 1990er-Jahren bis zu den Songs auf ihrer aktuellen CD zu bedienen.

Sie spielen den guten alten, leidenschaftlichen Rock mit Seele und Handwerkskunst samt einer leichten Prise aus irischen Einflüssen. Was sie von der Bühne geben, macht einen durchwegs runden, in sich harmonischen und schlüssigen Eindruck. Kein Wunder auch, nach diesen langen gemeinsamen Jahrzehnten - sozusagen nach der musikalischen Silberhochzeit - verstehen sie sich blind.

Zugegeben, sie kokettieren gerne damit, dass sie noch aus der vordigitalen Zeit stammen. Ihre Version von heißer Rockmusik aber hat die Zeitenwende geschafft. Vor Kurzem erst haben die fünf Musikerfreunde wieder eine neue CD herausgebracht. Klar, dass sie davon auch in der Eventhalle einiges auftischen. Dabei sparen die Männer mit durchwegs fünf Lebensjahrzehnten auf den Buckeln weder mit heißen Beats noch mit schnellen Gitarrenriffs und schon gar nicht mit dem Stimmvolumen von "Shook". Allesamt sind sie nach wie vor Amateure und gehen ihren Berufen nach. Aber sich deswegen zurücknehmen oder einen Schongang einlegen kommt nicht in Frage. Trotz Hitze und Schwüle in der Halle verzichten sie auf eine Pause und ackern zwei verschwitzte Stunden nonstop und zum Jubel der Fans durch.

Lorenz Erl