Berlin (DK) Er begeistert Millionen als hemdsärmeliger, trocken-witziger Kommissar im Münster-"Tatort", bietet regelmäßig große Schauspielkunst in Andreas-Dresen-Filmen wie "Halbe Treppe", "Willenbrock" oder zuletzt "Gundermann", und ist ein Spezialist für die kleinen, feinen tragikomischen Rollen.
Letzteres beweist Axel Prahl wieder einmal eindrucksvoll in der ZDF-Sozialkomödie "Extraklasse".
Ralph ist ein abgehalfterer Ex-Journalist, lebt von Hartz IV und feiert seinen 50. Geburtstag als verschuldeter, geschiedener Untermieter bei seinem ehemaligen Praktikanten und dessen Oma. So kann das nicht weiter-gehen. Von der Arbeitsagentur wird er zu einem Job als Aus-hilfslehrer an einer Abendschule verdonnert. "Sie haben doch mal Lehramt studiert", sagt die Sachbearbeiterin. "Alle haben auf Lehramt studiert, damals! ", entgegnet Ralph. Aber so schwer kann es doch nicht sein, ein paar unmotivierten ehemaligen Schulabbrechern zum Abschluss zu verhelfen. Doch es kommt anders: Rektorin Dörte Wiedebusch macht ihm mächtig Druck. Und die Klasse erweist sich als bunter Multi-Kulti-Haufen von "Mrs. Smartphone" und "Fräulein Kreißsaal" über einen älteren Analphabeten, einen Jungen mit Trisonomie 21 bis zu einem Kleinkriminellem und einem Voodoo-Haitianer.
Was die Briten so wunderbar beherrschen, daran versucht sich als Autor und Regisseur Matthias Tiefenbach. "Extraklasse" - basierend auf einer Vorlage von Gernot Gricksch - gehört zum Genre der Sozialkomödien. Es geht nicht nur um Witz und Lachen, in allem liegt immer auch eine Botschaft. Die lautet in diesem Fall: Solidarität und Toleranz bringen eine Gesellschaft weiter. Das kann man mit erhobenem Zeigefinger erzählen, oder wohlfühlig und witzig - so wie in diesem Film, der nicht zufällig kurz vor Weihnachten im ZDF-Programm zu finden ist.
Reichlich Komödie, ein bisschen Tragödie - das funktioniert hier bestens. Weil Tiefenbacher das richtige Timing hat, weil das Ensemble - von Inka Friedrich über Katharina Thalbach bis Mercedes Müller - stimmig zusammengesetzt ist. Und weil mit Axel Prahl einer diesen Film wunderbar leicht und locker trägt. Nie zu laut, aber auch nie zu leise, mal tragisch, mal komisch.
Extraklasse, ZDF, Montag, 20.15 Uhr.
Volker Bergmeister
