Niederarnbach
Kunst im Kuhstall

Viktor Scheck nutzt für seine Ateliertage in Niederarnbach einen neuen Ausstellungsraum

16.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
„Eisvögel“ nennt Brigitte Schuster diese Kunstwerke für den Garten. −Foto: Hammerl

Niederarnbach (DK) Ateliertage mal anders: Erstmals stellen Viktor Scheck und weitere sechs Künstler des BBK Ingolstadt im ehemaligen Kuhstall des Niederarnbacher Schlosses statt in seinem Atelier aus. Das niedrige, aber schmucke Deckengewölbe und die weißen Wände bilden den perfekten Rahmen für die überschaubare Ausstellung mit aussagekräftigen Exponaten, die in dem bewusst nicht überfrachteten Raum bestens zur Geltung kommen.

Werner Kapfers acht Farbfelder in Rot setzen kräftige Akzente auf den weißen Wänden. Besonders interessant die drei großformatigen, nebeneinander hängenden Bilder. Dass die Rottöne sich deutlich unterscheiden, wird dem Betrachter erst allmählich bewusst. „Das Auge braucht etwa sieben Sekunden, bis es die Nuancen erkennt“, erklärt der Künstler. Die Bilder sind in Niederarnbach entstanden, sie stammen noch aus der Zeit, als er sich das Atelier mit Scheck teilte.
 
Der hat sich ebenfalls für kräftige Farbakzente entschieden und zeigt Landschaftsbilder in Blau, Großformate, die im vergangenen Jahr in seinem typischen Stil entstanden sind. Ungewohnt dagegen die erst kürzlich gemalten Kleinformate, die deutlich abstrakter ausfallen als von ihm gewohnt. Während „Sommer 2“ mit blauem Himmel samt helleren Flecken über grün-brauner Basis noch deutlichen Landschaftscharakter aufweist, braucht der Betrachter einen gewissen Abstand von „Sommer 1“, um die horizontalen Linien und Pinselstriche einer Landschaft zuzuordnen. Das atmosphärischste Werk Schecks ist „Abendlandschaft“ mit kräftigen Lila- und Erdtönen. Wie Kapfers Monochromate steht es auf alten Saatkartoffelkisten, die als eine Art primitive Staffelei dienen, da die Wände natürlich nicht angebohrt werden können. 
 
Sieglinde Botteschs zarte Zeichnungen ruhen, gerahmt und hinter Glas, auf Strohballen. Obwohl die Ingolstädter Künstlerin verschiedene Techniken nutzt, entsteht ein ähnlicher Gesamteindruck. Ob Mischtechnik auf Papier oder Aquarell und Tusche auf Papier – die wie zufällig hingeworfenen, meist schwarzen Linien, kombiniert mit zarten ocker-beigen Flächen haben beinahe etwas Poetisches an sich. Der „Sprössling“ strebt nach oben, das „Flatterwesen“ breitet sich mehr in die Breite aus. „Gelege“ aus dem Jahr 2013 ist das älteste und zugleich gegenständlichste ihrer Werke, „Was ist Zeit?“ auf erdfarbenem Tonpapier fordert den Betrachter heraus. Ein „Z“ ist zu erkennen, eine Art Kompass – Hinweis darauf, dass zur Zeit auch stets der Raum gehört, in dem sie verortet ist?

Annemarie Mießl zeigt kunsthandwerkliche Gebrauchsgegenstände aus Stein. Richard Grubers bronzene Brunnenfiguren lassen schmunzeln und regen zum Nachdenken an, vom „Absahner“, seiner „politischsten Figur“, die „wartet, bis sich alles geklärt hat, statt mitzuarbeiten“ bis zur zweiteiligen „Müllers Kuh“, ein streitendes Paar. „Er“, ein offensichtlich angefressener Stoffel mit entsprechendem Gesichtsausdruck, scheint ihr Vorhaltungen zu machen, „Sie“ nimmt es gelassen mit coolem Lächeln. 
 
Unvollständig wie der Mensch sind Michael Graßls Holzskulpturen. Der Venus nachempfunden scheint die Figur ohne Arme und Gesicht, je ein Auge und Arme fehlen den anderen beiden. Auf Ästhetik setzt dagegen Brigitte Schuster, deren gläserne Häuser von innen leuchten. Sie zeigt Weiterentwicklungen ihres auf dem Schulhof des Gaimersheimer Gymnasiums stehenden Werkes. Unter anderem ein „Regenbogenhaus“, das von der Seite her durchsichtig erscheint. Wer aber von oben hineinblickt, sieht die Regenbogenfarben, da Schuster das Glas so kunstvoll bearbeitet hat, dass es das Licht entsprechend bricht. 
 
Draußen im Schlosshof spiegelt sich die Sonne in Schusters „Sonnenfängern“, die es in verschiedenen Farben und Formen gibt, kleine Kunstwerke, vorzugsweise für Garten und Terrasse gedacht.