München
Kühle Finnen mit heißen Songs

The Rasmus heizen im Münchner Backstage ein

01.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:32 Uhr
Erzählte Anekdoten: Bassist Eero Aleksi Heinonen. −Foto: Molodan

München (DK) Nahe an der Bühne des gut gefüllten Backstage-Werks, sowie weit vorne seitlich mit bestem Blick auf das Geschehen herrschen während des Auftritts von The Rasmus grenzwertige Temperaturen. Was die Band aus dem kühlen Finnland mehrfach erwähnt, aber die überwiegend weiblichen Fans natürlich nicht davon abhält, die Band abzufeiern und besonders Sänger Lauri Johannes Ylönen anzuschmachten und anzukreischen. Einen Beleg für den hohen Frauenanteil ist auch, dass die sogenannten "Hipsters", Höschen mit dem Logo der Band am Merchandise Stand von The Rasmus ausverkauft sind.

Bevor die Finnen loslegen, wird es passend zum zweiten Wiesn-Wochenende erst mal italienisch. Mit Overlaps und The Shiver versuchen, gleich zwei alternative Rock-Bands aus Bella Italia mit Kurzauftritten die Stimmung und die Halle anzuheizen. Was vor allem The Shiver um Sängerin Federica Faith in ihrem Rüschen-Minirock, der mit Augenzudrücken durchaus als Dirndl durchgehen könnte, zumindest ansatzweise gelingt. Ob sie in diesem Outfit vorher auf dem Oktoberfest war? Einige der Fans waren es jedenfalls offensichtlich, denn unter den überwiegend schwarz gekleideten Besuchern finden sich einige Trachtler. Eine Gruppe enthusiastischer Briten kommt ebenfalls ganz offensichtlich von der Theresienwiese und singt bereits bei der zweiten The-Rasmus-Nummer "Guilty" lautstark mit und zieht unter den traditionellen Hosenträgern sogar blank. Wobei ein Oberteil angesichts der heißen Temperaturen auch nicht nötig ist. Dazu passend erzählt Bassist Eero Aleksi Heinonen eine Sauna-Anekdote, in der auch ein deutsches Mädchen vorkommt.

Auch Sänger Ylönen zeigt in einem weit ausgeschnittenen ärmellosen Oberteil viel Haut. Und natürlich seine markante, wenn auch etwas dünne Stimme zu eingängigen Nummern wie "Empire", "No Fear" und "Time To Burn" zwischen Pop und Rock. Besonders viel Resonanz erzielt er mit dem eher balladesken "Justified".

Die Songs und der Sänger der Finnen mögen dabei durchaus heiß sein, bleiben aber letztlich auch harm- und mit stellenweise etwas viel "oh oh oh" oder "uh uh" in den Refrains fast belanglos. Dennoch hat die Performance Charme und Unterhaltungswert. Und mit dem "Ghostbusters"-Thema als Opener für ein kurzes Akustikset sogar humoristische Momente. Zwei weitere Unplugged-Nummer werden "sicher" auf Barhockern sitzend nachgeschoben und bringen etwas Ruhe ins Geschehen.

Weiter geht es elektrisch mit zwei Stücken aus dem Erfolgsalbum "Dead Letters", das der damals in ihrer Heimat bereits sehr erfolgreichen Band 2003 auch in Deutschland den Durchbruch bescherte. Und natürlich wird die Trademark-Hitsingle "In The Shadows" mit den eingängigen und extrem mitsingtauglichen "oh oh oh oh"-Chören präsentiert. Mit dem neuen Stück "Holy Grail" läutet die bereits Ende der 90er-Jahre gegründete Formation die Zugaben ein und beendet mit "Sail Away" das kurze aber knackige Set um kurz nach elf. Irgendwie etwas unbefriedigend und etwas zu früh, aber auch gleichzeitig zu spät, um noch einmal auf das nahe gelegene Oktoberfest zu gehen.

Martin Buchenberger