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Wie verhört man einen Computer?

19.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:44 Uhr

München (DK) Der "Tatort" widmet sich häufig aktuellen Entwicklungen. So ist es nicht verwunderlich, dass es in der Krimi-Reihe zuletzt viel um die Themen Cyber-Crime und künstliche Intelligenz ging.

In "HAL" wandte sich ein vollautomatisches Computersystem gegen seine Erfinder, in "Echolot" ging es um eine hochintelligente Software, in "Borowski und das dunkle Netz" gab es ein Cyber-Verbrechen und in "Tiere der Großstadt" wurde kürzlich ein Roboter als Mordinstrument benutzt. Nach Stuttgart, Bremen, Kiel und Berlin bekommen es jetzt auch die Münchner Kommissare mit der schönen neuen Welt und ihren Möglichkeiten und Gefahren zu tun. Im "Tatort: KI" trägt die künstliche Intelligenz den schönen Namen MARIA, ist ein zentraler Charakter im Film und für die Bayern-Cops zudem ein wichtiger Zeuge.

"Bei Augenzeugen wären wir froh, wenn sie mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit die Wahrheit sagen würden", sagt Leitmayr (Udo Wachtveitl). Doch bei MARIA, die sein Gesichter nach dem Öffnen des Computers scannt und ihn mit den Worten "Hallo Franz, wie geht es dir? Was machst du im Zimmer von Melanie?" begrüßt, ist das anders: Sie weiß minutiös, wann sie das letzte Mal mit der vermissten Melanie kommuniziert hat.

Der Vater des Mädchens ist ein alter Bekannter und Kollege von Kommissar Batic (Miroslav Nemec). Er und seine Frau leben in Scheidung, Melanie litt unter der Trennung der Eltern. Auf ihrem Computer ist das Programm MARIA installiert, das auf der Arbeit an einem milliardenschweren, streng geheimen EU-Projekt des Garchinger Leibnitz-Rechenzentrums basiert und gehackt wurde. Dank ihrem jungen Kollegen Kalli (Ferdinand Hofer) haben Leitmayr und Batic bald einen Systemadministrator im Visier. Die LRZ-Mitarbeiterin Anne (Janina Fautz), ein junger Computerfreak, ist fasziniert von den Möglichkeiten des Programms. Ihr Chef will MARIA abschalten. Doch sie wird noch gebraucht für die Ermittlungen, denn niemand weiß mehr über das verschwundene Mädchen als die Freundin aus dem Laptop.

Ein Computerprogramm als beste Freundin gegen die Einsamkeit, eine Software, mit der die ergrauten Kommissaren fremdeln, und ein Szenario, das zeigt, was alles möglich ist - der "Tatort: KI" ist ein Stück intelligente Krimiunterhaltung. "Künstliche Intelligenz ist" - so sehen es die Macher - "dabei die Blackbox, die Projektionsfläche unserer eigenen Sehnsüchte und Ängste". Beängstigend!

"Tatort: KI" läuft diesen Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

 

Volker Bergmeister