Magdeburg
Unfall oder Mord?

Der "Polizeiruf 110" spielt in Magdeburg

21.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:14 Uhr

Magdeburg (DK) Eine junge Frau ist tot.

Die Kommissare überbringen dem Vater die traurige Nachricht. Der reagiert zunächst gefasst, dann ballt er die Faust und sagt: "Eigentlich kann ich mir ne neue Scheibe gar nicht leisten" und schlägt das Fensterglas ein. Seine Frau war drogensüchtig, starb als seine Tochter klein war, er hat sie allein großgezogen. Jetzt ist sie tot. Ben Becker spielt diesen Vater intensiv und kraftvoll im neuen "Polizeiruf 110: Crash", der eine Mischung aus Krimi, Familiendrama und Auseinandersetzung mit dem Thema illegale Autorennen bietet.

Sie hatte keine Chance. Als die junge Frau im nächtlichen Magdeburg die Straße überqueren will, rast ein Auto mit 150 Stundenkilometer heran, überfährt sie. Sie hatte Kopfhörer auf, den Wagen nicht gehört. Der Fahrer hält zunächst an, flüchtet dann aber mit quietschenden Reifen. Niemand hat etwas gesehen und die Straßenreinigung unwissend wichtige Spuren beseitigt. Ein Fall für Doreen Brasch und Dirk Köhler. Die stoßen durch Recherchen und eine Nacht-und- Nebel-Aktion bald auf eine Gruppe von Männern, die sich "Le Magdeburg" (in Anlehnung an die "24 Stunden von Le Mans") nennt und nachts ille-gale Autorennen austrägt. Zu ihr gehören ein Bonzen-Söhnchen, ein Pakete-Ausfahrer, ein Autohändler, ein Messebauer und ein Spielsüchtiger. Sie stehen unter Tatverdacht. Aber wer war es und wer bricht zuerst sein Schweigen? Dann stellt sich heraus, dass es private Verbindungen zwischen den Männern und dem Opfer gab.

Zum vierten Mal ermitteln die Kommissare Brasch und Köhler gemeinsam. Zwei weitere Folgen kommen noch, dann ist Schluss, denn Matthias Matschke hat seinen Ausstieg verkündet. So muss man nach Sylvester Goth und Matschke binnen weniger Jahre schon den dritten Partner für Claudia Michelsen suchen. Dabei scheinen die beiden in ihren Rollen nach viel Zwist und erfolglosen Therapiestunden gerade enger zusammenzurücken. Die Einzelgängerin und der Gewissenhafte ermitteln in diesem hoch emotionalen Fall viel gemeinsam, wenn auch mit unterschiedlichen Methoden: "Sie online, ich offline? " schlägt Doreen Brasch ihrem Kollegen vor.

Düster ist die Inszenierung von Thorsten C. Fischer, die Story von Wolfgang Stauch lässt den Zuschauer lange rätseln, was es war: Unfall, Totschlag oder Mord? Die Tat wird erst zum Ende hin rekonstruiert, so tappt man lange im Dunkeln, was Spannung erzeugt. Insgesamt ist das Krimidrama aber arg konventionell geraten, weist Längen auf. Es gibt zwar in Ansätzen interessante Einblicke in die Raser-Szene. Was diese Menschen aber antreibt, das kommt deutlich zu kurz.

"Polizeiruf 110: Crash" läuft am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.
 

Volker Bergmeister