Ludwigshafen
"Tatort": Drohnen und Killer

07.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:20 Uhr
Was weiß Oberstaatsanwalt Benninger (Max Tidof)? −Foto: Kluge/SWR

Ludwigshafen (DK) Sie ist die dienstälteste "Tatort"-Kommissarin im Ersten: Ulrike Folkerts ermittelt als Lena Odenthal bereits seit 1989. Es gab in den knapp drei Jahrzehnten starke Fälle, zuletzt machte sie eher durch missglückten Experimente, den Impro-Krimis "Babbeldasch" und "Waldlust", sowie dem Abschied von ihrem Kollegen "Kopper" von sich reden. Jetzt gibt es mit dem "Tatort: Vom Himmel hoch" mal wieder einen "normalen" Krimi. Der beschäftigt sich mit einem brisantem Thema, es mangelt ihm aber an Thrill und Tempo.

Lena und ihre junge Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) untersuchen den Mord an einem auf Kriegstraumata spezialisierten Psychiater, zu dessen Patienten sowohl zivile Opfer von Angriffen gehören als auch Militärs, die genauso solche Angriffe ausführen. Er wurde in seiner Praxis getötet. Eine erste Spur führt zu Mirhat Rojan. Der Kurde verlor bei einem US-Drohnenangriff im Irak seine beiden Kinder, lebt jetzt bei seinem Bruder Martin in Ludwigshafen. Gemeinsam planen sie einen Drohnenanschlag auf US-Staatssekretär Jason O'Connor, der zu politischen Gesprächen in Deutschland weilt. Johanna Stern verfolgt noch eine weitere Spur. Die führt zu Heather Miller, die als "Screener" im Drohnenkrieg eingesetzt war, unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet und ebenfalls Patientin des ermordeten Dr. Steinfeld war.

Tom Bohn schrieb und inszenierte den Krimi, der Politthriller sein will, aber dabei nicht überzeugen kann. Sich in einer Region, in der die Amerikaner noch präsent sind, mit dem Einsatz von Kampfdrohnen und den Folgen für die Psyche zu befassen, macht durchaus Sinn. So thematisiert der "Tatort" die moderne Kriegführung, es geht um Drohnen - nicht nur in Kriegsgebieten, sondern auch über den Dächern von Ludwigshafen. Bohn lässt anklingen, dass Drohnenpiloten nicht nur im fernen Texas Jagd auf Terroristen im Irak, Afghanistan oder Syrien machen, sondern auch von deutschem Boden aus. So bekommt der Krimi eine politische Dimension, die aber nur angedeutet und nicht weiter verfolgt wird.

Welche Gefahr von Kampfdrohnen, aber auch von zivil eingesetzten Drohnen ausgehen, zeigt der Regisseur, indem er optisch beide Situationen parallel filmt. Während die Rojan-Brüder den Anschlag mit der Drohne vorbereiten, besucht O'Connor die Militärbasis mit der Kommandozentrale. Was dort das reale Töten im Stile eines Videospiels mit der Seele eines Menschen macht, das rückt Bohn in das Zentrum des Films. So hat dieser "Tatort" auch einen aufklärerischen Anspruch, will aufrütteln, mahnen. Die Umsetzung dieser "Botschaft" ist allerdings eher plakativ und langatmig geraten. Für einen Thriller fehlt der unglaubwürdigen Geschichte der Thrill.

"Tatort: Vom Himmel hoch", am Sonntag um 20.15 Uhr, ARD.
 

Volker Bergmeister