Kiel
Schlagfertige Partnerin

Im neuen Kieler "Tatort" bekommt Borowski eine neue Kollegin

31.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:57 Uhr
Mila Sahin (Almila Bagriacik) nimmt sich den Ermittlungen im Fall der Familie Voigt an. Borowski (Axel Milberg, Mitte) und Schladitz (Thomas Kügel) sind beeindruckt von der neuen Kollegin. −Foto: Schroeder/NDR/dpa

Kiel (DK) "Zieh dich warm an, Borowski!

", möchte man da ausrufen. Denn die Neue an der Seite des Kommissars zeigt bereits in ihrer ersten Szene, dass der Kieler Ermittler eine schlagfertige und -kräftige Partnerin an die Seite bekommen hat. Im Büro hat sie Haken in die Decke gebohrt, da hängt ein Boxsack ("das ist Walter, mein Kum-pel und mein Coach") dran und auf den drischt sie ein. Doch schnell wird klar: die Chemie zwischen dem eigenwilligen Borowski und der temperamentvollen Mila Sahin scheint zu passen.

Almila Bagriacik, Schauspielerin mit türkischen Wurzeln, bekannt aus preisgekrönten Produktionen wie "4 Blocks" und "Mitten in Deutschland: Die Opfer", spielt die Mila. Die hat eine harte, aber auch eine weiche Seite, die sie beim spontanen Pas de deux mit ihrem Kollegen auf dem Parkdeck zeigt. Eine wundervolle Szene. Die Neue spielt aber im "Tatort: Borowski und das Haus der Geister" nur die zweite Geige. Das ist sein Fall, zumal er die Beteiligten auch privat kennt.

Borowski ermittelt in der Provinz, erstmals (im 32. Fall! ) spielt seine Ex-Frau eine Rolle, er bekommt es mit Gespenstern zu tun und begegnet starken, interessanten Frauen, die ihn alle auf unterschiedliche Art zu manipulieren versuchen. Vor Jahren ist die Frau seines Freundes Frank Voigt (Thomas Loibl) verschwunden. Borowski glaubt, dass er sie getötet hat, konnte es aber nicht beweisen. Als Patenkind Grete ihm einen Brief schreibt, fährt er zu Franks Haus. Der ist jetzt mit Anna (Karoline Schuch) verheiratet. Die fühlt sich von einem Geist verfolgt und bittet Borowski um Hilfe: "Dieses Haus will mich abstoßen". Will Frank sie in den Wahn treiben? Und warum?

Drehbuchautor Marco Wiersch ("Der Fall Barschel") bedient sich eines Falls in der Vergangenheit, der neu aufgerollt wird. Und er nutzt einen Kniff: Alle Hauptfiguren sind miteinander verbunden. Jede Figur hat ein Geheimnis zu hüten, und es ist spannend zu beobachten, welches Geheimnis als nächstes ans Tageslicht kommt. Die Geschichte ist gleich-zeitig auch ein Ausflug in Borowskis Vergangenheit und Biografie.

Regisseur Elmar Fischer sorgt mit wirkungsvoll inszenierten Szenen für schöne Schockeffekte, setzt dem aber eine sonnig-sommerlich farbige Visualität entgegen. Im Mittelpunkt steht das Duell alter Freunde, die sich argwöhnisch belauern, nicht nur des Falls wegen, nein, auch weil sich herausstellt, dass beide in die Frau des jeweils anderen verliebt waren.

Oft blickt die Kamera von oben auf das Geschehen, diese zusätzliche Perspektive tut dem Film gut. "Borowski und das Haus der Geister" erinnert an den alten Hitchcock-Klassiker "Rebecca" und ist ein Mix aus Psycho-Thriller, Mysteryfilm und klassischem Krimi. Axel Milberg sagt dazu: "Mich haben die Figuren und ihre Emotionalität gepackt. Und mich hat die Atmosphäre, die Sinnlichkeit, das Flirrende in diesem Stoff interessiert. " Insofern ist der Film tatsächlich ein Genre-Mix mit einem starken Erzählfokus und einem packenden Spannungsbogen.

"Tatort: Borowski und das Haus der Geister. " ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister