Bremen
Jagd auf einen Vampir

Der vorletzte Fall der Bremer "Tatort"-Kommissare Lürsen und Stedefreund lässt das Blut in den Adern gefrieren

26.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:48 Uhr
Hauptkommissar Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) befragt Anna Welter (Lilly Menke), die den Mord beobachtet hat und unter Schock steht. −Foto: Schröder/Radio Bremen

Bremen (DK) Vergangenes Jahr sorgte zu Halloween der Horror-"Tatort" "Fürchte dich" für Irritationen und Diskussionen.

Auch 2018 wird es Ende Oktober in der Krimireihe wieder gruselig. Im "Tatort: Blut" beißt ein weiblicher Vampir zu und macht auch vor dem Bremer Kommissar Stedefreund nicht halt. Kollegin Inga Lürsen hält das alles lange Zeit für Humbug: "Ich glaub nicht an Monster, die sich in Fledermäuse verwandeln. "

"Das ist schon an der Grenze dessen, zu was ein Mensch fähig ist", sagt Rechtsmediziner Dr. Katzmann, als er die Leiche begutachtet. Die junge Frau wurde nachts auf dem Nachhauseweg von einem Mädelsabend, bei dem man Horrorfilme geguckt hat, überfallen. Das Opfer hat brutale Bissspuren am Hals. Es stellt sich heraus, dass die nicht von einem Hund oder Wolf, sondern von einem Menschen stammen. Inga Lürsen und Stedefreund ermitteln, dass es eine Zeugin gegeben hat, und finden diese völlig verängstigt und traumatisiert in ihrem Versteck. "Vampir" flüstert sie dem Kommissar ins Ohr, der Rest ist Schweigen. Der steigt darauf ein, hat wilde Träume, während Inga Lürsen Schritt für Schritt die Indizien und Hinweise zusammensetzt. Als die Ermittler auf Nora und ihren Vater Wolf stoßen, überschlagen sich die Ereignisse. Es ist der vorletzte Fall für die Bremer Kommissare, 2019 steigen Sabine Postel und Oliver Mommsen aus dem "Tatort" aus. Der ist düster, gruselig und rätselhaft zugleich: Kein "Tanz der Vampire", sondern eine schaurige Reise in seelische Abgründe und ein filmischer Versuch, das "übernatürlich aufgeladene Thema Vampirismus auf eine menschlich-emotionale Facette runterzu- brechen", wie es der Autor und Regisseur Philip Koch ("Tatort: Hardcore") formuliert.

Schockmomente, Nachtszenen, Angst, Panik: In diesem Krimi verschwimmen Fiktion und Realität, vor allem Stedefreund gerät in psychische und physische Extremsituationen. "So hab ich diese Figur noch nie gespielt", sagt Oliver Mommsen. Was ist real, was bildet sich der Kommissar nur ein? - damit spielt der Krimi, der Mittel des Horrorthrillers nutzt, aber mehr und mehr zu einem Vater-Tochter-Drama wird. Lange Zeit wähnt man sich in einem Fantasystreifen, der statt Grusel eher Kopfschütteln verursacht.

Lilith Stangenberg spielt diese Nora verstörend gut, bringt die Polarität der Figur zum Ausdruck - animalische Schreie, stechende Blicke, eine starke Körperlichkeit, aber auch zarte, zerbrechliche Momente. Der österreichische Mime Cornelius Obonya gibt ebenso intensiv den Vater des Mädchens und "Monsters". Keine Frage, auch dieser Horror-"Tatort" zu Halloween wird wieder für Irritationen und Diskussionen sorgen

"Tatort: Blut" an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

Volker Bergmeister