München
Ende einer Ära

"Polizeiruf": Hanns von Meuffels letzter Fall

14.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:24 Uhr
"Der richtige Moment zu gehen", sagt Matthias Brandt über seinen letzten Fall als Hanns von Meuffels. −Foto: Schulz/BR

München (DK) Kein "Tatort", sondern ein "Polizeiruf 110" läuft an diesem Sonntag.

Aber einer, der den Titel "Tatorte" trägt. So nimmt Kommissar Hanns von Meuffels Abschied. Acht Jahre hat Matthias Brandt diesen eigenwilligen, klugen, nachdenklichen, oft philosophierenden Ermittler verkörpert. Jeder der 14. Fälle war ein Genuss, eine Herausforderung, ein Ausrufezeichen in der deutschen Krimilandschaft. Mit seinem 15. Auftritt als blaublütiger Kommissar legt er die Rolle ab. Schade! Und zugleich schön! Denn das Finale ist wie man es sich wünscht: unkonventionell, stimmig. Es bleibt unvergessen.

Wie schon die Folgen "Kreise" und "Wölfe" wurde "Tatorte" von Christian Petzold ("Transit") geschrieben und inszeniert. Und wieder ist Barbara Auer als Hamburger Kollegin Constanze Hermann mit von der Partie. Die beiden haben sich kennen und lieben gelernt, in der Abschiedsfolge sieht es so aus, als ob sie sich trennen. Von Meuffels muss den gewaltsamen Tod einer Frau aufklären, die auf dem Gelände eines Autokinos vor den Augen ihrer kleinen Tochter regelrecht hingerichtet wurde. Unterstützung bekommt er dabei von jungen, beflissenen Assistentin Nadja Micoud (Maryam Zaree).

Unter Tatverdacht gerät der Ehemann (Stephan Zinner) der sozialpädagogischen Gutachterin, die streitsüchtig und tablettenabhängig war. Motiv war wohl der Streit um das Sorgerecht für die Tochter, das sich die Frau durch Sexfotos ihres Mannes in einem Swingerclub erpressen wollte. Das Mädchen als Zeugin der Bluttat ist traumatisiert und schweigt. Doch der Kommissar hat Zweifel am Täter, sieht zu viele Ungereimtheiten. Er sucht Rat bei Constanze, die ihn gerade verlassen hat und in Nürnberg in einer Polizeischule arbeitet. So kämpft von Meuffels in seinem letzten Fall gleich an zwei Fronten - privat und beruflich. "Mit dem Polizeiruf ,Tatorte' ist für mich die gemeinsame Zeit mit dem Kommissar Hanns von Meuffels beendet, und ich hätte mir dafür keinen stimmigeren Abschluss vorstellen können als diesen. Christian Petzold hat wieder ein bestechendes Drehbuch geschrieben und so insze-niert, wie eben nur er es kann. Der richtige Moment zu gehen also", sagt Matthias Brandt.

Petzold erweist sich wieder einmal als Meister der Bilder und Stimmungen. Die Szenen auf dem tristen Platz des Autokinos sind atmosphärisch von enormer Dichte. Und wunderbar, dass er auch noch Anna Burnhauser (Anna Maria Mühe), die in den ersten fünf Fällen von Meuffels' Kollegin war, in einer melancholisch anmutenden Szene eingebaut hat. Petzold setzt nicht auf einen knalligen Abgang, der würde zu dieser Figur auch nicht passen. Der Kommissar ist am Ende müde, erschöpft, ausgezehrt. Seiner Kollegin erklärt er leicht ironisch: "Die Welt ist eben nicht immer wie 20.15 Uhr. " Die entgegnet ihm: "Ich schaue kein Fernsehen. " Ein letztes Mal nimmt er seine ganze Kraft zusammen, kämpft er. Ein starker Abgang. 2019 wird der BR-"Polizeiruf 110" fortgesetzt, mit Verena Altenberger als Kommissarin Eyckhoff.

"Polizeiruf 110: Tatorte" an diesem um 20.15 Uhr in der ARD.

Volker Bergmeister