Berlin
Ein Roboter als Mörder?

Der "Tatort" mit Meret Becker und Mark Waschke erzählt von Liebe, Verlust und Einsamkeit

14.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:05 Uhr
Künstliche Intelligenz, aber auch gefährliche, wilde "Tiere der Großstadt" beschäftigen das Berliner "Tatort"-Team Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker). −Foto: Klein/rbb/dpa

Berlin (DK) Barista nennt man denjenigen, der in einer Bar oder einem Café für die Zubereitung des Kaffees zuständig ist.

Normalerweise ist der aus Fleisch und Blut. In diesem Fall nicht: Ein Roboter macht dies im Robista-Coffeeshop auf dem Berliner Ku'damm, 24 Stun-den, sieben Tage die Woche, ohne Pause. Damit nicht genug: Er soll auch noch seinen Besitzer getötet haben. Das Opfer hat eine Stichwunde im Nacken. Die vermeintliche Tatwaffe ist schnell gefun-den: eine blutverschmierte metallene Barista-Nadel, die in ihrer vorgesehenen Halterung steckt.

Doch es gibt noch eine weitere Leiche samt ungewöhnlichem Verdächtigen im neuen "Tatort: Tiere der Großstadt": Im Wald wird eine Joggerin gefunden. In der Wunde, an der sie verblutet ist, stecken Wildschweinhaare. Und so erwartet die Berliner Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) eine Mördersuche zwischen Hightech und animalischer Natur.

Nina Rubin übernimmt die Ermittlungen im Fall der toten Carolina Gröning. Deren Mann ist am Boden zerstört. Doch bald stellt sich heraus, dass es in der Ehe Spannungen und ein belastendes Ereignis in der Vergangenheit gab. Karow konzentriert sich auf den Fall des Coffeeshop-Besitzers Menke. Dessen Frau Kathrin scheint unberührt vom Tod ihres Mannes. So sucht der Kommissar nach Zeugen, stößt dabei auf einen alten Mann (Horst Westphal), der Beobachtungen gemacht hat. Aber kann er dessen blumigen Erzählungen auch glauben?

Zwei Fälle mit zwei vermeintlichen Unfällen lässt Beate Langmaack (Grimme-Preis-gekrönt, u. a. für "Guten Morgen, Herr Grothe") in diesem Krimi parallel ablaufen. Die haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun, entwickeln aber im Wechselspiel Spannung und beschäftigen sich beide mit menschlichen Ur-Ängsten, der "Angst vor der zerstörerischen Wucht der Natur und der Angst vor einer Zukunft, in der Maschinen, die nur noch von we-nigen Spezialisten beherrschbar sind, uns massiv manipulieren", sagt Langmaack: "Die Gesetze der Natur bleiben archaisch, die Gesetze der Technik scheinen uns zu entgleiten. "

Roland Suso Richter ("Der Tunnel", "Mogadischu", "Die Spiegel-Affäre") hat die Geschichte(n) sehr atmosphärisch umgesetzt, bedient sich einer ungewöhnlichen, aber sehr ansprechenden Bild- und Musiksprache. Die elektronischen Klänge stammen von Nils Frahm, dem Komponisten, der auch schon die Musik zu dem preisgekrönten Film "Victoria" geliefert hat. Und für die imposante Bildgestaltung - vom nächtlichen Großstadtleben im Zeitraffer bis zu den sich wie ein roter Faden durch den Film ziehenden Tieren der Großstadt (Wildschweine, Krähe, Fuchs, Katzen, Hunde, Tauben) - sorgt Max Knauer.

Den schlauen Roboter im Film gibt es wirklich, wenn auch nicht im automatisierten Kaffeekiosk. Der heißt Gisela, ist eine zweiarmige Multifunktionsmaschine und baut in einem Berliner Geschäftskomplex Spielzeugroboter in sechs Minuten zusammen. Als Mörder gibt es ihn nur im Krimi.

"Tatort: Tiere der Großstadt" läuft am Sonntag, 20.15 Uhr, in der ARD.
 

Volker Bergmeister