Von welchem wilden Affen ist bloß Jörg Schüttauf gebissen worden? Einst war er als Frankfurter Kommissar Dellwo beteiligt an einigen Perlen der deutschen Krimi-Reihe Nr. 1, zehn Jahre später kehrt er nun zum „Tatort“ zurück.
Allerdings an einen anderen Schauplatz, nach Weimar. Als Entführungsopfer.
Ein anerkannter, respektabler Schauspieler, der die meiste Zeit mit zugeklebtem Mund und weit aufgerissenen Augen irgendwo herumsitzen oder, durch Fußfesseln gehandicapt, wie ein hilfloser Pinguin durch die Gegend trippeln muss – das anzusehen ist nicht lustig, wie es die Produzenten dieses Machwerks wohl im Sinn hatten. Es ist für alle, die hintergründige Kriminalkomödien lieben und den Mimen Schüttauf mögen, nur traurig. Er muss zu dieser Rolle erpresst worden sein, eine andere logische Erklärung dafür gibt es nicht. Als Strickwarenfabrikant Gerd Schrey gerät Schüttauf in die Hände eines ebenso brutalen wie grenzdebilen Gaunerpärchens, dessen bevorzugtes Werkzeug ein Fleischhammer ist. Damit erschlagen die beiden zuerst das Schoßhündchen von Gattin Marlies Schrey, dann das Frauchen selber. Von Sohnemann Maik (Julius Nitschkoff) fordern sie zwei Millionen Euro für Papas Leben.
Die ersten Minuten der Pfingstmontags-Folge „Der letzte Schrey“ wecken hohe Erwartungen, doch danach geht’s rasant bergab. Als Augenzeugen des Frauenmordes auf Feld und Wiese stehen der Polizei ausgerechnet die Wandersleut’ des örtlichen Blindenvereins zur Verfügung. Dass dies zu den besten Gags des Films gehört, lässt Rückschlüsse auf die Qualität der anderen Späßchen zu, sofern sie überhaupt als solche erkennbar sind.
Neckische Wortspiele, schrullige Figuren, kuriose Handlungsstränge – so hat sich das Weimarer Ermittler-Ehepaar Dorn & Lessing (Nora Tschirner und Christian Ulmen) eine treue Fangemeinde eralbert. Wenn auch in den bisherigen neun Fällen längst nicht jeder Gag zündete, so wurden die Scherzattacken doch in derart hoher Frequenz abgefeuert, dass stets ein paar Treffer im Zwerchfell landeten. Davon ist diesmal nur wenig übriggeblieben. Beim Versuch, Witzigkeit zu generieren, ist kein Mittel zu billig. Und so schicken Autor Murmel Clausen und Regisseurin Mira Thiel Herrn Lessing und seinen urlaubsreifen Chef auf Individualreisen ins Reich der Fäkalien. „Der letzte Schrey“ ist alles andere als ein Brüller. Eher der letzte Heuler.DK
Montag, 1. Juni, 20.15 Uhr, ARD.