Hamburg
Auf die harte Probe gestellt

20.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:58 Uhr
Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) entdeckt die leblose Alima (Sabrina Amali). −Foto: Foto: Schroeder

Hamburg (DK) Mit gezogener Waffe durchstreifen die Kommissare Thorsten Falke und Julia Grosz auf getrennten Wegen eine alte Fabrikhalle.

Es fallen Schüsse. Sie eilt herbei, entdeckt über sich, auf einem Bodengitter liegend, die Leiche einer jungen Frau. Die hat eine blutende Schusswunde. Über dem Opfer gebeugt steht Falke. Mit der Waffe in der Hand. So beginnt der neue "Tatort: Alles was sie sagen". Der zehnte Einsatz für Falke, der vierte an der Seite seiner Kollegin Grosz. Beide werden bei diesem Einsatz auf eine harte Probe gestellt: Wie weit können sie sich trauen. Sind sie ein Team.

Es folgt die interne Befragung der beiden durch Joachim Rehberg von der Lüneburger Polizei. Wer hat die Schüsse auf die Geflüchtete Alima abgegeben. Aus beider Sicht werden die Ereignisse der letzten drei Tage rekapituliert. Man erfährt, dass die LKA-Ermittler die Identität eines Mannes überprüfen sollten, der im syrisch-libanesischen Gebiet Kriegsverbrechen verübt haben soll und unter falscher Identität in Deutschland lebt. Er entzieht sich dem Zugriff, sie bleiben ihm auf den Fersen - bis zu dem Schusswechsel in der Fabrikhalle. Bei der getrennt stattfindenden Vernehmung der Kommissare macht Julia Grosz teilweise andere Angaben als Kollege Falke. Wer lügt. Oder wurden die beiden benutzt und sollen nun zu Sündenböcken gemacht werden. Oder ist ihr Einsatz tatsächlich aus dem Ruder gelaufen.  

Eine packende Geschichte haben die Autoren Jan Martin Scharf und Arne Nolting (Grimme-Preise für die Serien "Club der roten Bänder" und "Weinberg") entworfen. Der Krimi wird geschickt in Rückblenden erzählt, erinnert durch den Befragungs-Rahmen und das Prinzip des unzuverlässigen Erzählens an das US-Erfolgsformat "True Detective" und bietet ein Hammer-Finale mit Wow-Effekt. Raffiniert spielt der Film vor dem Hintergrund des brisanten Flüchtlingsthemas mit vermeintlichen Wahrheiten und unterschiedlichen Erinnerungen, bietet meist zwei Versionen, wie es gewesen sein könnte, bevor er nach gut einer Stunde die Anfangsszene erreicht und auf die Lösung des Falls zusteuert. "Man weiß nicht: Spinnen die beiden jetzt, oder hat der eine einfach was anderes erlebt als der andere. ", beschreibt Franziska Weisz die Situation. Das ist clever konstruiert.

Franziska Weisz und Wotan Wilke Möhring meistern als Falke und Grosz dieses Spiel der unterschiedlichen Sichtweisen und Wahrheiten überzeugend. Die Dynamik tut beiden Rollen sichtlich gut, sie werden gefordert, gehen aufeinander los, wachsen aber auch durch diese besondere Herausforderung zu einem Team zusammen. Und am Ende. nein, das wird noch nicht verraten.

Tatort: Alles was sie sagen, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister