Überraschend kündigt Audi ein Konzert im Presswerk an mit der Geigerin Lisa Batiashvili. Werkhallen-Konzerte sind bei dem Unternehmen stets Ereignisse von großer Symbolkraft und Tragweite. Jetzt ist es ein Versuch, auch in der Corona-Krise zu kommunizieren.
Ingolstadt - Das Presswerk ist ein lauter Ort. Donnernd werden die Karosseriebauteile verschiedener Audi-Limousinen von den tonnenschweren Maschinen gepresst. Derzeit allerdings herrscht Stille in der Werkhalle. Die Corona-Epidemie hat die Produktionsstätte in den Ruhezustand versetzt, wie so viele andere Unternehmen auch.
Bis zum kommenden Dienstag. Denn dann werden die berühmte Geigerin Lisa Batiashvili, Künstlerische Leiterin der Audi-Sommerkonzerte, und vier weitere namhafte Musiker den Raum wieder zum Leben erwecken: mit klassischer Musik. Das nächste Werkhallen-Konzert des Automobilbauers steht an.
Aber: Es ist alles anders als damals. 1989, 2012 und 2015 gingen bereits Werkhallen-Konzerte bei Audi über die Bühne. Es waren Momente des Jubels. 1989 dirigierte Sergiu Celibidache die Münchner Philharmoniker, Pianist Daniel Barenboim war Solist. Das Ereignis weckte bundesweites Aufsehen, auch weil das ZDF die Veranstaltung live übertrug. 2012 beging das Unternehmen Jubiläum im Presswerk, 50 Jahre Kultur bei Audi, locker moderiert ließ sich die Audi-Bläserphilharmonie feiern, Künstler wie Katharina Wagner, Till Brönner oder Martin Grubinger traten auf. Und 2015 stand ein weiterer Jahrestag an, seit 25 Jahren veranstaltete Audi die Sommerkonzerte - eine eigene Marke, die sich seitdem hervorragend in der Region etabliert hat. Kent Nagano hatte ein eigenes Festival innerhalb der Sommerkonzerte etabliert. Im Werkhallen-Konzert dirigierte er eins der lautesten und wildesten Musikstücke, die jemals in Ingolstadt erklangen: In George Antheils Maschinenmusik ließ er mehrere aufheulende Ducati-Motorräder mitspielen. Audi hätte keine Musik finden können, die besser passte zum glücklichen Trubel, den diese Firma damals verbreitete.
Die Werkhallen-Konzerte gehören inzwischen zur DNA von Audi, sie bestimmen auch das Image des Konzerns: Premium-Qualität, Vorsprung durch Technik. Fahrzeuge, die so beeindruckend vollkommen, genial und schön gestaltet sind wie ein Musikstück von Mozart. Das zumindest war der Anspruch. Deshalb nannte der Dirigent Nagano seine Musikreihe "Vorsprungfestival".
Wenn nun erneut im Presswerk musiziert wird, dann geschieht das zu einem ganz besonderen Zeitpunkt. Es überrascht, es zeigt, dass das Unternehmen mehr als andere im Augenblick der Krise handlungsfähig ist. Es zeigt, dass es an die Macht der Schönheit glaubt, an Kreativität. Daran, dass bald auch wieder bessere Zeiten anbrechen werden. Das man nur Mut benötigt. Audi war immer ein selbstbewusstes Unternehmen. Das demonstriert es im besten Sinne gerade jetzt in schweren Zeiten.
Vor wenigen Tagen erst wurde ein neues, hoffnungsvolles Kapitel für den Automobilkonzern aufgeschlagen. Markus Duesmann, ein Mann, dem beeindruckende Kreativität nachgesagt wird, ist seit Anfang April neuer Vorstandsvorsitzender. Eins der ersten Ereignisse von großer Ausstrahlungskraft ist seitdem das neue Werkkonzert mit der Münchner Geigerin Lisa Batiashvili.
Aber die Bedingungen sind schwierig. Konzerte in großer Besetzung sind derzeit nicht erlaubt, das Publikum darf überhaupt nicht anwesend sein. So werden kaum mehr als fünf Personen in unterschiedlichen Besetzungen die riesige, stille Halle zum Klingen bringen. Sie sitzen in gebührendem Abstand unmittelbar zwischen den großen Pressen - ohne Bühne.
Die Besetzung ist eigentlich bereits eine unerlaubt große Ansammlung von Menschen. Möglich wird sie dadurch, dass die Künstler teilweise mit ihren Lebenspartnern zusammen musizieren: Lisa Batiashvili bringt ihren Ehemann mit, den Weltklasseoboisten (und Dirigenten) François Leleux. Der Cellist Maximilian Hornung musiziert mit seiner Partnerin, der Geigerin Sarah Christian. Sie ist Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Zu ihnen gesellt sich noch der Solobratscher der Münchner Philharmoniker Jano Lisboa. Das lässt Möglichkeiten für Duos, Trios und Quartette zu. Angekündigt sind ab 20 Uhr Werke von Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Wolfgang Amadeus Mozart. Durch das Programm führt der Moderator Alexander Mazza.
Das Konzert wird allen Schwierigkeiten trotzen, es wird eine Demonstration der Hoffnung sein innerhalb der internationalen Kampagne #AudiTogether. In der Corona-Krise unterstützt das Unternehmen in seinen Heimatregionen mit fünf Millionen Euro Soforthilfe unter diesem Hashtag - humanitäre Projekte auf nationaler und internationaler Ebene.
Das neue Werkhallen-Konzert wird noch einmal eine Engführung der Motive Produktion und Kunst veranschaulichen. Es wird ein Bekenntnis sein von Schönheit und Leben. Ein Traum von Vollkommenheit, Menschlichkeit, Mut und Würde inmitten der größten Gefahr, die Audi, die Ingolstadt, die die Welt seit Langem erschüttert hat. Der Gegensatz zwischen himmlischer Musik und der Trauer um die Toten wird zweifellos viele Menschen an den Bildschirmen bewegen, sie zu Tränen rühren.
Bei dem Konzert geht es viel um Symbolik. Es zeigt aber auch, wohin die Richtung bei Audi geht - etwa hin zum Zeitalter der Digitalisierung. Audi nutzt die Technologie des Streaming, um Menschen auch in Zeiten des Sozial Distancing zu erreichen. Und zwar mit Emotionen. Musik kann Leidenschaft erzeugen, Zusammengehörigkeit, Glücksgefühle. Lisa Batiashvili und ihre Kollegen werden mit dem überraschenden Konzert genau die Töne treffen, die das Unternehmen und das Publikum jetzt zu inspirieren vermögen. Dieses Werkhallen-Konzert ist das vierte seiner Art. Aber es ist zweifellos das wichtigste, weil es in die Zukunft weist.
DK
Das Konzert wird am 14. April um 20 Uhr auf www.audi.com, dem YouTube-Kanal@Audi, der Facebook-Seite @Audi.AG und auf Twitter@AudiOfficial live übertragen. Außerdem ist der Livestream verfügbar auf www.audimedia.tv und mit der Audi MediaTV-App auch über Smart TV. Ein Mitschnitt des Konzerts ist im Anschluss auf www.audimedia.tv verfügbar.
