Ingolstadt
Knackige Rocksongs

Nick Woodland in Höchstform beim Ingolstädter Bluesfest

17.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:50 Uhr
Garant für knackige Songs: Nick Woodland beim Bluesfest. −Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Nick Woodland, seit Jahrzehnten in München lebender britischer Gitarrist und Komponist, verfügt in Ingolstadt über eine treue Fangemeinde.

Nahezu jeder seiner Auftritte in den vergangenen Jahren war ausverkauft. So auch dieser im Rahmen des Bluesfests in der Neuen Welt. Woodland ist immer ein Garant für einen vollen Saal - was im Sinne des Veranstalters ist - und für erstklassige Konzerte - was das Publikum freut.

Aufgrund relativ häufiger Live-Updates vor Ort weiß man also immer, was er künstlerisch gerade so macht. Ganz früher war er der klassische Allrounder, der viel coverte, alles einsammelte und auswertete, was ihm lohnenswert schien. Dann kam die Phase, in der er in relativ kurzer Abfolge drei Alben ausschließlich mit Eigenkompositionen auf den Markt brachte, CDs vollgepackt mit kompakten, straff arrangierten und knackigen Songs aus den Bereichen Rock, Blues und Roots- Music, zusätzlich angereichert mit vielerlei Anleihen aus verwandten Disziplinen. Und aktuell kann man beobachten, wie all diese zum Teil bereits in den Studio-Versionen geradezu unwiderstehlichen Songs nun flügge werden.

Beim Bluesfest-Konzert lässt Woodland sie quasi von der Leine, gewährt ihnen Auslauf und schafft sich selbst Freiräume für Interpretation und Improvisation. Trefflich unterstützt von seinen langjährigen Bandkollegen Tom Peschel (Bass), Manfred Mildenberger (Schlagzeug) und Klaus Reichardt (Pedal Steel Guitar, Keyboards), entwirft er Nummern wie "The Times I Told You" oder "Blue To Me" noch einmal neu, haucht ihnen ein zweites Mal Leben ein. "Watcha Gonna Do" und "Street Level", das klingt, als hätte es Woodland gerade eben aus dem Straßendreck gefischt, werden in ihren "Extended Versions" jeweils zur Plattform für hinreißende Soli und zugleich zu den Höhepunkten des Abends.

Was man, beschäftigt man sich mit Nick Woodland, immer ganz gerne übersieht, sind seine Texte. Wer sich jedoch beispielsweise "The Waiting Game" genauer anhört, worin es um jemanden geht, dessen Schicksal es ist, Whisky aus einer zerbrochenen Tasse zu trinken, oder "Play It All Night Long" mit seinen doch recht deutlichen Kommentaren oder den Mitsing-Kracher "Somebody In Switzerland", der merkt sehr schnell, dass es darin nicht nur um die typischen Themen des Rock'n'Roll geht und dass sein trockener Humor durchaus auch mal in Sarkasmus umschlagen kann.

Manch einer mag, weil er dachte, Woodland nun wirklich oft genug in Ingolstadt gehört zu haben und ihn somit quasi in- und auswendig zu kennen, diesem Bluesfest-Konzert absichtlich ferngeblieben sein. Das ist nachvollziehbar, war aber dennoch - im Nachhinein betrachtet - ein Fehler. Denn diesen ganz speziellen und an diesem Abend ausnehmend guten Nick Woodland hat man in dieser Form so vorher noch nicht erlebt.

Karl Leitner