München
Kleine Werke, große Kunst

05.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:18 Uhr
Raphaela Gromes hat Cello-Werke von Jacques Offenbach eingespielt. −Foto: Hart

München (DK) Eigentlich verblüffend: Aber zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach gibt es noch etwas zu entdecken: den Komponisten als Cellisten.

Sicher, einige Cello-Werke von Offenbach wurden natürlich bereits auf CD eingespielt oder kommen gelegentlich in Konzerten zur Aufführung. Und bekanntlich hat die berühmte Jacqueline du Pre "Jacqueline's Tears" im Repertoire gehabt. Aber erst Raphaela Gromes hat mit ihrer CD nun ein markantes Bekenntnis zu den Cello-Werken veröffentlicht. Und die CD ist tatsächlich fantastisch.

Wenig bekannt ist, dass Jacques Offenbach, der heute so bekannt ist für seine spezifische, witzige Spielart der Operette, eigentlich als Cellist seine Laufbahn begann. Als Neunjähriger soll er sich das Cellospielen selber beigebracht haben, später wirkte er einige Jahre in der Opéra-Comique in Paris.

Die wichtigsten Cello-Werke entstanden in der Zeit, als Offenbach sich noch eher als Virtuose, denn als Komponist verstand. Dementsprechend sind die kleinen Stücke eher Funktionsmusik, Werke, mit denen er sich vor allem als fingerfertiger Cellist präsentieren wollte.

Die Qualitäten des Opernkomponisten lassen sich jedoch auch in den Cellowerken vernehmen: die melodische Schönheit etwa, der Witz, die gute Laune, die sie verströmen. Es ist Salonmusik, aber so geistreich geschrieben, dass man sie unbedingt häufiger hören möchte.

Raphaela Gromes und ihr Duopartner Julian Riem sind genau die richtige Besetzung für diese Musik. Denn die junge Cellist verfügt über den Charme, die Romantik und die Leichtigkeit, diese Stücke wunderbar in Szene zu setzen. Besonders bewegend etwa der Cello-Ariengesang "Réverie au bord de la mer". Und nicht minder faszinierend der virtuose "La Course en traineau", den die beiden Musikern mit augenzwinkerndem Witz vorüberrauschen lassen; oder auch die "Tarantelle" mit ihren Anklängen an spanische Volksmusik, die das Duo erstmals überhaupt auf CD einspielt. Ein schon etwas schwergewichtigeres Stück ist das Duo für zwei Celli und Klavier op. 54, Nr. 3, das Gromes mit ihrem Lehrer, dem Münchner Cello-Professor Wen-Sinn Yang eingespielt hat. Wunderbar mit welchem Einverständnis die beiden Cellisten den Farbenreichtum des Sonatensatz darstellen.

Offenbachs Cello-Werk ist so vielgestaltig, dass man eigentlich gerne noch mehr davon hören möchte.

Die Offenbach-CD ist bei Sony Classical erschienen. Raphael Gromes wird im Mai 2020 beim Konzertverein Ingolstadt gastieren.

Jesko Schulze-Reimpell