Kampf um das Kind

ARD-Film "Weil du mir gehörst" behandelt das Thema Sorgerechtsstreit

11.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:32 Uhr
Julia (Julia Koschitz) und Tom (Felix Klare) streiten um das Sorgerecht für Tochter Anni (Lisa Marie Trense). −Foto: ARD

Pfaffenhofen - "Ich hasse ihn, ich will meinen Vater nicht mehr sehen, ich wünschte, er wäre tot", sagt die achtjährige Anni bei der richterlichen Befragung.

 

So beginnt das Drama "Weil du mir gehörst". Ein Jahr zuvor war ihr Papa noch der Größte für sie. Wenn aus Liebe Hass, der Partner zum Feind wird, und wenn ein Kind da ist und benutzt wird - der bewegende ARD-Mittwochsfilm behandelt das Thema Sorgerechtsstreit mit all seinen rechtlichen, psychischen und sozialen Folgen.

Julia und Tom haben nach der Scheidung ein gemeinsames Sorgerecht für ihre Tochter Anni vereinbart. Von ihren verletzten Gefühlen getrieben, beginnt Julia systematisch, das Mädchen dem Vater zu entfremden. Sie hält Termine nicht ein, gibt ihrem Mann die Schuld, belügt ihre Tochter. Dann zieht sie ohne sein Wissen in eine andere Stadt. Tom wird systematisch aus dem Leben seiner Tochter gedrängt. Sie handelt, er kann nur reagieren, verliert das Sorgerecht.

"Ich musste entscheiden, wer denn von beiden sein Kind entfremdet - die Mutter oder der Vater", sagt Autorin Katrin Bühlig, "obwohl es für beide Fälle genügend Beispiele gibt, habe ich mich letztlich dafür entschieden, der Mutter die so genannte ,Täterrolle' auf den Leib zu schreiben. Das liegt vor allem daran, dass nach einer Scheidung die Kinder noch immer öfters bei ihrer Mutter leben als bei ihrem Vater. Aber man könnte diese Geschichte genauso gut andersherum erzählen. Der Vater als Täter, die Mutter als Opfer. Mir geht es allein um die Sicht des Kindes auf diesen Elternkonflikt. " Zwei Jahre hat Bühlig (Deutscher Fernsehpreis für "Bella Block - Weiße Nächte", Grimme-Preis für "Restrisiko") an dem Drehbuch gearbeitet. Hauptthema des Films ist die "Eltern-Kind-Entfremdung" (Parental Alienation Syndrome = PAS), also das systematische Manipulieren des Kindes durch einen Elternteil, damit es den anderen Elternteil aus seinem Leben verbannt. Vor Gericht zum Einsatz kommt das PAS selten, da diese Instrumentalisierung des Kindes in der Realität nur schwer nachweisbar ist. "Auch Richtern, Gutachtern und Jugendämtern fällt es schwer, diese Entfremdung als Resultat gezielter Gehirnwäsche zu erkennen", sagen die Produzenten des Film, Simone Höller und Michael Smeaton.

Sehr behutsam taucht Regisseur Alexander Dierbach ("Tannbach") hier in den Kosmos Familie ein, fächert klug die verschiedenen, teils zerstörerischen Facetten auf, zeigt die einzelnen seelischen Prozesse der Figuren. Er arbeitet dabei sehr minimalistisch und zurückhaltend in der Darstellung.

Julia Koschitz spielt die Frau und Mutter, haltlos und gekränkt, getrieben von fehlendem Selbstwertgefühl und großer Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Felix Klare (kennt man als Stuttgarter "Tatort"-Kommissar) ist der Vater, der um seine Tochter kämpfen will, aber keine Chance hat. Dritte im Bunde als Anni ist Lisa Marie Trense, die während der Arbeit zu dem Film von einer medien-pädagogischen Fachkraft begleitet wurde, und ihre Rolle enorm fokussiert spielt.

"Weil du mir gehörst" ist ein Film, der sensibilisieren will für ein Thema von gesellschaftlicher Relevanz, ein Film, der zeigt, was Macht und Ohnmacht aus Menschen macht und wie Kinder in dem Prozess instrumentalisiert und manipuliert werden können.
 
Weil du mir gehörst, Mittwoch, 12. Februar, ARD 20.15 Uhr.

 

Volker Bergmeister