Ingolstadt
Scharfe Kontraste

Das Kurzfilmfestival 20min/max feierte seinen Auftakt mit einem vielfältigen Programm

22.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:28 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Piet fühlt sich einsam. „Is’ doch schöner mit Frau“, erklärt er seinen Bootskollegen. Aber trotz mehrerer Versuche landet der Krabbenfischer einfach nicht bei seiner Flamme Sabine. Nicht nur wegen seiner Dauer von 14 Minuten wirkt „I have a boat“ sehr kurzweilig.

Gerade die Mischung aus wortkargen Fischern und Zoten im Hamburger Platt kommen an: Die Besucher im Audi-Kino lachen und applaudieren am Filmende lautstark.

Der deutsche Kurzfilm eröffnete am Montag das Kurzfilmfestival 20min/max. Zum sechsten Mal werden die Abende der Kinofans von Montag bis Freitag mit Kurzfilmen gefüllt. Wie immer lautet das einzige Kriterium: Der Film darf nicht länger als 20 Minuten dauern. Daran hielt man sich auch am Montagabend. Der längste der insgesamt zwölf Kurzfilme dauerte 19 Minuten, der kürzeste knapp zwei Minuten. Die Filme aus elf verschiedenen Nationen reisten mit ihren Zuschauern quer durch die Genres, Filmstile und Themenkomplexe.

Einer der Festivalgäste war der österreichische Regisseur Sebastian Wöber. Auch sein Film „Maybe he should have told her closer to home“ wurde an diesem Abend gezeigt. „Ich finde, dass 20min/max eine sehr bunte Zusammenstellung bietet“, erklärte der Wiener. Die Filme hätten ihn berührt und zum Nachdenken angeregt. Einen Favoriten wollte der junge Mann jedoch nicht küren. „Die Filme sind so unterschiedlich, dass man sie schwer vergleichen kann. Sie regen vielmehr zum Dialog an.“

Wöbers Film war einer der kürzeren an diesem Abend. Bei einer Dauer von knapp sechs Minuten wurde dabei ein Paar von einer unruhigen Handkamera durch den Wald begleitet. Ein Mann beichtet einer Frau seine Affäre, worauf diese unter Schock weggeht. Im Interview mit der Festivalorganisatorin Bettina Reinisch erklärte Wöber, er habe seine Schauspieler improvisieren lassen. „Mir war nur wichtig, dass der Film authentisch wirkt.“

In diesem Jahr zielt das Filmfest besonders auf Kontraste unter den Filmen – der harte Dokumentarfilm folgt auf eine Komödie; nach der Romanze in schwarz-weiß kommt ein bizarrer Animationsfilm mit Knetfiguren. Die Themengebiete reichen von Krankheit und Verzweiflung über Liebe und Sex bis hin zu Kaugummi und Trockenshampoo.

Neben dem Eröffnungsfilm sorgte besonders die schweizerische Produktion „Handschlag“ für Heiterkeit im Audi-Kino. Auch in diesem Film machen die Darsteller nicht viele Worte. Und sagen sie doch einmal etwas, dann im tiefsten Schwyzerdütsch. Ohne Untertitel wäre so mancher an dieser Stelle verloren. Aber auch wer die Darsteller nicht immer versteht, ist ergriffen, als der schroffe Rudy den gutmütigen Praktikanten Asim langsam in sein Herz lässt. Auf „Handschlag“ folgt ein ähnlich rührender Film: In „Kleider machen Freunde“ berichtet ein Erzähler von der Freundschaft zwischen einem Igel und einem Vogel. Der Film, der lediglich mit Papier und Pappe arbeitet, wird mit lautem Applaus vom Publikum gefeiert.

„Kleider machen Freunde“ bietet bereits einen Ausblick auf die Vorstellung am Mittwoch. An diesem Tag wird es ab 16.30 Uhr eine Kindervorstellung in der Werkstatt des Jungen Theaters geben. Weitere Filmabende gibt es am Mittwoch und Donnerstag ab 20 Uhr im Audi-Kino. Das Festivalfinale findet am Freitag, 19.30 Uhr, im Stadttheater statt.