Ingolstadt
Peng und Pannen

03.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

Von Harrislee bis Quakenbrück: Jahrzehntelang war Katerina Jacob unterwegs auf deutschsprachigen Bühnen. Darüber hat sie ein Buch geschrieben. Am Donnerstagabend gastierte sie mit "Alles Theater" im Ingolstädter Altstadttheater. - Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Katerina Jacob entstammt einer Schauspielerdynastie und war 37 Jahre lang mit einem Tourneetheater unterwegs. Von ihrem "abgefahrenen Leben" erzählte sie in Ingolstadt.

Sie ist ein Energiebündel. Deshalb hält sie es nicht aus in ihrer Garderobe. "Das ist so langweilig da hinten." 15 Minuten vor Beginn der Vorstellung steht Katerina Jacob auf der Bühne des proppenvollen Altstadttheaters und wird prompt mit einem Geburtstagsständchen überrascht. Am Vortag war sie 59 geworden. Sie plaudert, begrüßt Facebook-Freunde und mit dem Ingolstädter Schauspieler Dirk Bender auch einen Kollegen, mit dem sie einst tourte. Dann stimmt sie das Publikum dann ein auf - ja, was? Auf keinen Fall eine Lesung. Vielleicht literarisches Kabarett, wie es ein Journalist mal nannte? Hm. "Es ist lustig", sagt Katerina Jacob bestimmt - und legt los.

"Alles nur Theater" ist der Abend überschrieben. Aber bevor die Schauspielerin von ihren abenteuerlichen Erlebnissen erzählt, die ihr 37 Jahre Tourneetheater bescherten und die sie im gleichnamigen Buch versammelt hat, gibt es ein paar Kapriolen aus Kanada. Denn die Schauspielerin, die aus einer Schauspielerdynastie stammt, besitzt neben der deutschen auch die kanadische Staatsbürgerschaft. "Ich bin 1997 nach Kanada gereist, um Urlaub zu machen. Aber es hat mir so unglaublich gut gefallen, dass ich mir dachte: Hier bleibe ich. Und ich habe mir gleich ein Grundstück gekauft." 560 Kilometer nördlich von Vancouver. Der "nette Herr", der es ihr verkaufte, ist heute ihr Ehemann, der deutsch-kanadische Makler Jochen Neumann. In ihrem Buch "Oh (weia) Kanada - Mein Abenteuer vom Auswandern" hat sie verschiedene Episoden im Land der Bisons, Bären und Indianer festgehalten. Und liest in Ingolstadt das Kapitel über den Umgang mit wilden Tieren. Dass man Schwarzbären am besten mit Gesang vertreibt und Grizzlys mit Pfefferspray. Nur - wie unterscheidet man die Bären?

Katerina Jacob kennt das Showbiz. Mit Charme und Chuzpe nimmt sie das Publikum für sich ein, schlüpft in die Rollen ihrer Figuren, wählt Erzähl- oder Lesetempo mit Bedacht und knallt die Pointe obendrauf. Vor allem die Geschichten aus ihrem Theaterbuch, die den größten Teil des Abends ausmachen, präsentiert sie so komisch, dass man unentwegt Gelächter hört. Von ihrer ersten Tournee mit dem Stück "Der Richter von Zalamea" ("Ich spielte die keusche Isabell, war aber leider bei der Generalprobe geschwängert worden - und sah im dritten Monat schon aus wie im sechsten") über "Romeo und Julia" und "Macbeth" bis zu "Medea". Und jede Produktion ("Wir spielten 150 Vorstellungen en suite") wird von den aberwitzigsten Erlebnissen begleitet.

Verpflegung ("Zu empfehlen ist der Instant-Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln und Croûtons"), vergessene oder nicht funktionsfähige Requisiten (weil weder die Flinte noch die Ersatzpistole, die der Busfahrer im Notfall abfeuern sollte, krachten, sagte Katerina Jacob einfach ganz laut "Peng"), schräge Bühnen, die Shakespeares berühmte Balkonszene sabotierten, Texthänger, Versprecher, Prügeleien unter Kollegen, zweifelhafte Hotelunterkünfte und ein Feuerwehrmann, der nicht nur unvermittelt auf der Bühne auftauchte ("Ich sehe von hier aus besser"), sondern auch noch den Eimer mit Theaterblut als Toilette missbraucht hatte. Katerina Jacob unternimmt eine Tour de Force durch die Niederungen des Schauspielberufs - mit Witz, Temperament und Leidenschaft. Ohne Zugaben lässt das begeisterte Publikum die Schauspielerin da natürlich nicht von der Bühne. Lesung? Kabarett? One-Woman-Show? Egal. Auf jeden Fall lustig!

 

 

ZUR PERSON

Katerina Jacob wurde 1958 in München geboren. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Ellen Schwiers, ihr Vater war der Filmproduzent Peter Jacob. Bereits mit 15 Jahren stand sie vor der Kamera (im TV-Dreiteiler "Der rote Schal"). Neben ihrer Schauspielausbildung am Institut von Lee Strasberg in New York City studierte sie auch Malerei an der Münchner Hochschule für Bildende Künste. Einem breiten Publikum wurde sie an der Seite von Ottfried Fischer in der TV-Serie "Der Bulle von Tölz" bekannt. Ihr Buch "Alles nur Theater" ist im mvg-Verlag erschienen.