Ingolstadt
Mit einer Waldmaus durch Ingolstadt

"Anton und der Geheimbund der Tiere" ist das erste Kinderbuch von Christine Olma

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Nicht von ungefähr sitzt Autorin Christine Olma auf einem Kartoffelwagen auf dem Ingolstädter Wochenmarkt. In ihrem Kinderbuch geht es um die Maus Anton, die auf einem solchen Gefährt unfreiwillig aus dem Altmühltal in der Stadt landet. Und was hat es mit der Miniaturskulptur auf sich? Ein Zufallsfund, inzwischen so etwa wie ein Glücksbringer. In Tokio hat Christine Olma die lesende Maus auf dem Stück Käse entdeckt. Damals hatte sie bereits die Idee für das Buch. - Foto: Hammer/Illustrationen: Hladik

Ingolstadt (DK) Die Maus ist los in Ingolstadt. Anton, der auf einem Kartoffelwagen auf dem Weg zum Wochenmarkt unfreiwillig in die Stadt gelangt ist. Und nun nicht mehr zurückfindet. Weil er gar nicht weiß, wie sein Heimatdorf im Altmühltal heißt. Der arme Kerl, die arme Waldmaus.

Wie gut, dass es hier noch viele andere Tiere gibt, und dass der kleine Nager mit dem angeknabberten Ohr und einem weißen Fleck in Form einer Sonne auf seinem Bauch allerlei neue Freunde findet: eine modebewusste französische Eidechse, ein vergnügt-verfressener Hamster, ein theatralischer Bockkäfer, zwei quirlige Bienen oder eine eigentümliche Nacktschnecke. Und viele weitere Tiere und Tierlein, allesamt selbstverständlich Persönlichkeiten.

Sie alle tummeln sich im ersten Kinderbuch von Christine Olma, "Anton und der Geheimbund der Tiere", das ab Samstag druckfrisch in den Buchhandlungen liegt, und das die Autorin am Vorabend in der Harderbastei vorstellt. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Angst, Zusammenhalt, Heimweh, Zuneigung, Erwachsenwerden. Irgendwie über das Leben in all seinen Facetten - und vor allem über Mut. "Den darf man nie verlieren", sagt Christine Olma.

Die Fotografin und Journalistin entwickelt in ihrem Erstlingswerk mit Herz und Humor, mit feinem Gespür für Charaktere und menschliche Stärken und Schwächen ihr tierisches Personal, verniedlicht nicht, erfindet auch Zeitgenossen mit Ecken und Kanten. Es ist eine lustige und spannende, eine anrührende und fantasievolle Geschichte mit kleinen und großen Abenteuern, überraschenden Wendungen - und mit jeder Menge Lokalbezug. Es geht vom Wochenmarkt bis zum Alten Rathaus, von der Stadtbücherei bis zum Künettegraben, vom Autobauer bis zu einer italienischen Bar, vom Zoo Wasserstern bis zum Stadttheater oder zum Medizinhistorischen Museum. Ist das Buch Lektüre vor allem für Ingolstädter? Nein, denn die Geschichte spielt zu Beginn auch im Altmühltal und funktioniert bestens auch ohne Ortskenntnisse.

So oder so macht es Spaß, Anton und seinen Freunde kreuz und quer und auf teils ungewöhnlichen Wegen durch die Stadt zu folgen. Und Christina Olma, die sich eine Verfilmung des Stoffes vorstellen kann und bereits einen Spaziergang auf den Spuren der Tiere durch die Stadt geplant hat, wollte ein Kinderbuch, das in Ingolstadt spielt, schreiben. So viele gibt es nicht. Unter anderem das 1992 von Anna Lukas verfasste "Das Ingolstädter Schlossgespenst" oder das 2009 von Nicole Lübcke geschriebene und illustrierte Bilderbuch "Pippo ist zu spät". "Da wurde es mal wieder Zeit", sagt die frischgebackene Schriftstellerin lachend. Dennoch ist das Buch keinesfalls nur für Kinder ab acht Jahren geeignet. Auch Erwachsene haben ihre große Freude daran.

Die Initialzündung verdankt Christine Olma einer Ameise. Die war im Herbst 2007 nach der Pilzsuche aus dem Korb auf den Küchentisch gekrabbelt. Die Tierfreundin Olma, die Hamster, weiße Mäuse, Tanzmäuse, Wellensittiche, einen Hund und eine Schildkröte besaß, fragte sich: Was tut die hier? Woher kommt sie? Und wie kommt sie wieder nach Hause? Zehn Jahre ist das her. Doch die vielseitige und umtriebige 46-Jährige, die voller Ideen ist, über die sie nicht nur spricht, sondern sie auch alle in die Tat umsetzt, hat nicht etwa ein Jahrzehnt an den mehr als 300 Seiten geschrieben.

Sie ging für mehrere Jahre nach Tokio, zurück in Ingolstadt hat sie das vegetarisch-veganen Lokal "Loivt" eröffnet. Nach etwa einem Jahr war dort Schluss, und Christine Olma zog sich Anfang vergangenen Jahres für einige Monate in die Toskana zurück. "Zum Schreiben. Vier bis sieben Stunden täglich. Und den Schluss habe ich fünfmal umgeschrieben." Für die Illustrationen hat sie in der Pragerin Dominika Hladik, die in München lebt, ein kongeniales Gegenüber gefunden, das die Gestalten und Geschichten liebevoll in Szene setzt. Olma dazu: "Ich war so begeistert und gerührt, weil es genau die Tiere sind, die ich mir vorgestellt habe." Und nicht nur diese Begegnung hat für Christine Olma eine besondere Bedeutung. Auch der Wunsch zu schreiben fügt sich im Nachhinein. Vor ein paar Monaten hat sie in Kisten eine Art Tagebuch gefunden. Mit 23 habe sie notiert, dass sie einmal ein Buch schreiben wolle. "Das hatte ich komplett vergessen", sagt sie. Und familiär schließt sich für Christine Olma der Kreis: Auch ihr Großvater Karl Olma hat unter dem Pseudonym Michael Zöllner Bücher veröffentlicht.

Und was ist nun mit Waldmaus Anton? Das Ende der Geschichte darf nicht verraten werden, nur so viel: Die Chancen auf ein Happy End stehen gut. Und es könnte auch eine Fortsetzung geben. Dann werde es aber nicht wieder zehn Jahre dauern, sagt die Autorin. "So lange kann ich die Kinder nicht warten lassen."

 

Christine Olma, Dominika Hladik (Illustrationen): Anton und der Geheimbund der Tiere, 312 Seiten, Kastner, Wolnzach, 16,80 Euro.

Buchvorstellung morgen um 18.30 Uhr, Harderbastei in Ingolstadt.