Ingolstadt
Mit Pauken und Trompeten

Umjubeltes Konzert zum Jubiläum der Ingolstädter Klais-Orgel

07.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Ingolstadt (DK) Rohrflöten, Oboen, Posaunen, Gemshörner und vieles mehr waren im Ingolstädter Liebfrauenmünster zu hören: Fast alle der 70 Register der Klais-Orgel erklangen beim Festkonzert zum 40. Geburtstag des Kircheninstruments - so hatte man den Eindruck.

Die Stars des Orgelspiels waren beim Festkonzert im Liebfrauenmünster versammelt: Die Kompositionen der Orgelgrößen Johann Sebastian Bach und César Franck aus vergangenen Jahrhunderten sowie die einer Größe der Gegenwart: Naji Hakim. Der geborene Libanese zählt zu den führenden Organisten Frankreichs. Seine Fingerfertigkeit auf der Orgel und seinen kompositorischen Ideenreichtum stellte er beim Konzert unter Beweis.

Bei César Francks "Choral I in E-Dur" und seinem "Prière" setzte Hakim die Registrierung der Klais-Orgel geschickt ein: Leise Pfeifen im Frage-Antwort-Spiel mit kräftigeren Oboenklängen und leichte, fließende Klangteppiche standen dem vollen, voluminösen Orgelklang gegenüber, der auch im letzten Winkel des Münsters zu vernehmen gewesen sein musste. Bei Bachs "Toccata und Fuge in F-Dur" war ebenfalls der volle Einsatz von Orgel und Organist gefragt. Die raschen Sechzehntel-Linien der Toccata präsentierte Hakim fließend leicht mit kräftigem Orgelvolumen, während die Fuge mit leichtem Klang und sanftem Temperament einen wohligen Ausgleich für die Ohren des Publikums bot.

Naji Hakim nutzte bei seinen eigenen Werken das Volumen und den Umfang der Orgel ebenfalls voll aus, kombinierte dazu aber noch spannungsgeladene Harmonien oder schräge Rhythmen. Bei seiner "Improvisation über ein gegebenes Thema" unterlegte er die schlichte Flötenmelodie in seinen Variationen mit flirrenden Akkordbetten und ließ sie zu einem majestätisch-dröhnenden Schlussthema anwachsen, das jede Pfeife zum Beben brachte. Bei den "Drei baskischen Tänzen" spielte Hakim mit Taktwechseln und ungeraden Rhythmen, auf denen diese Volksmusik basiert: Schwungvoll heiter, aber auch feierlich schreitend konnte man die Tanzschritte fast in den Beinen spüren.

Für die Uraufführungen des Abends hatte Komponist Hakim eine besondere Besetzung vorgesehen: drei Trompeten, Pauken, Glockenspiel und Orgel. Im "Ave Maria" präsentierten die Trompeten - Hans Jürgen Huber, Vjeran Jezek und Lorenzo Bertozzo - die Melodie des weltbekannten, gleichnamigen Schubert-Lieds, während Hakim an der Orgel rasante Arpeggien im Fortissimo darüberfließen ließ, sodass die "Ave Maria"-Rufe der Trompeten und das Paukenspiel von Hanna Prandl oft nur versteckt unter der aufgewühlten Orgelbegleitung hervorblitzten.

Virtuose Orgellinien waren in der zweiten Uraufführung des Abends zu hören: In ihrem ersten Satz, der "Cortége" (Prozession), verwendete Hakim ein Arpeggio-Motiv, das von strahlenden Trompeten-Signalen begleitet wurde. Bei der "Légende" (Legende) spielten die gedämpften Trompeten eine gesangliche Melodie von einer zurückhaltenden Orgel begleitet, die mit ihren imposanten Schlussakkorden zum dritten Satz überleitete: der "Fête" (Feier). Festliche Trompetenklänge getragen von Paukenmotiven und einer voll registrierten Klais-Orgel rissen das Publikum beim Applaus von den Bänken - ein fulminanteres Festkonzert hätte sich die Klais-Orgel zu ihrem Geburtstag nicht wünschen können.