Ingolstadt
Mathy Kornschlüter: Arbeiten im Dialog

31.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:29 Uhr

Hier war Mathy Kornschlüter am Werk. Einzelarbeiten von Kathy Kornprobst und Matthias Schlüter sind in der Ingolstädter Harderbastei aber ebenfalls zu sehen - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Mathy Kornschlüter hat schon mal für sich eine ganze Wand in der Harderbastei reserviert. Mit 16 Bildern, die im Laufe des vergangenen Jahres entstanden sind. Es sind souveräne Mischtechniken, oft ausdrucksstarke, fließend leichte Impressionen von Menschen in Bewegung, Begegnung, von gemeinsamer Interaktion.

Und sie sind erst der Beginn: Auch künftig will Mathy Kornschlüter so arbeiten, hat er, hat sie, haben beide beschlossen.

Denn Mathy Kornschlüter, der bisher unbekannte Bildermaler – das sind Kathy Kornprobst und Matthias Schlüter in Personalunion; das Silbenanagramm wollen sie – kein Scherz – „vielleicht tatsächlich“ fortan nutzen als Signatur ihrer gemeinsamen Arbeit. Und gemeinsam heißt: Man sitzt sich gegenüber, jeder beginnt ein Bild, irgendwann stoppt man, tauscht die Blätter aus, malt weiter, stoppt und tauscht wieder und so fort . . . So erklärt es der Katalog zur aktuellen Ausstellung in der Harderbastei, in der die aus den USA stammende, schon lange in Ingolstadt beheimatete Malerin und ihr nun in Regensburg lebender Kollege, Ingolstädter Kunstpreisträger von 1992, (auch) solche Kornschlüterschen Werke zeigen.

„Bringing it together – Zusammen geht’s“ heißt die Schau aber wohl nicht nur deshalb. Denn Schlüter und Kornprobst stellen auch sonst ihre Arbeiten in Dialog. Greifen die gleichen Motive auf, lassen sich von ihren Reisen zu ähnlich orientalischen Impressionen inspirieren; für Menschen in Bild interessieren sich beide sowieso zentral. Wie sie sich trotzdem dabei deutlich unterscheiden, sorgt für Spannung in der farbenreichen Schau.

Denn Kornprobst, wie Schlüter mit kunstakademischem Hintergrund, bevorzugt das realistische Motiv und schweres Öl, um dem Menschen nahezukommen, sei es im Porträt, sei es in der Beobachtung menschlicher Szenen. Eine Schafkopfrunde im heimatlichen Wohnzimmer, ein Billardspiel oder drei kolumbianische Mädchen auf der Straße: zweifelsfrei, differenziert, ausgewogen in Licht und Schatten sind ihre Bilder, die bei aller malerischen Meisterschaft aber seltsam altmodisch anmuten und dazu auch noch in schweren dunklen Rah-men stecken. Wo Kornprobst die gegenständliche Form aber sanft auflöst, wie in den schönen Aquarellen und Gouachen im hinteren Kabinett, zeigt sich ihre Arbeit lebendig und leicht, und, wie von unnötigem Korsett befreit, in aller Qualität.

Matthias Schlüters Sache waren Korsette hingegen nie. Das demonstriert geradezu sein „Kartenspiel“ in der Gegenüberstellung zu Kornprobsts „Schafkopfrunde“. Dort die Herren liebevoll bis ins Kleinste porträtiert, da ein wildes Durcheinanderwirbeln von Spielkarten und Händen: Bekanntermaßen dynamisch und bewegt ist Schlüters malerische Sprache, dass lange Jahre Räder seine bevorzugten Motive waren, kam nicht von ungefähr. Nun freilich hat Schlüter die Stühle entdeckt – nicht nur als ironische Objekte, wie sie in der Harderbastei zu sehen sind, sondern als malerisches Motiv. Aber sind es wirklich Stühle? Unversehens werden die kreuz und quer gestellten Möbelstücke etwa in „Zusammen sitzen“ zu menschlichen Gestalten, zu Hauptpersonen; ein warmes Rot, mit dem der Maler mehr und mehr seine blaubeige orientierte Farbpalette ergänzt hat, macht sie zur bebend lebendigen Gesellschaft. Das ist so unverkennbar Schlüter, wie Kornprobst unverkennbar Kornprobst ist.

Und doch: Ausgerechnet unter einem Namen zeigen beide dann ihr Bestes. In Mathy Korn- schlüters Werk bricht Schlüter Kornprobsts Korsette auf und Kornprobst mindert Schlüters Flüchtigkeiten. Das ist im Ergebnis erstaunlich gut. Und stellt verwirrende Fragen nach der Individualität der Kunst.

 

Harderbastei, bis 24. November, geöffnet Do bis So 11 bis 18 Uhr.