Ingolstadt
Von der U-Bahn auf die Bühne

Abschluss der Ingolstädter Jazztage mit den Lucky Chops

11.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Viel Power: Leo P. mit seinem Baritonsaxofon und Sousafon-Spieler Raphael Buyo, Gründer der Lucky Chops, gaben mit der Band auf der Bühne im Kulturzentrum neun alles. - Fotos: Knobloch

Ingolstadt (DK) Wer hat's erfunden? Vielleicht die Schweizer, beziehungsweise Alemannen? Bei der Fasnacht gibt es die sogenannte Guggenmusik. Eine bekannte Gruppe, die mit Blasmusikkapelle und Marchingband moderne Hits interpretiert, sind Hopp de Bäsä. Dann kamen die Global Kryner, die Popmusik ins Oberkrainer Gewand verpackt haben, und nun ist die nächste Generation am Start: Lucky Chops hat im Kulturzentrum neun auf ihrer Worldtour den Ingolstädter Jazztagen 2016 einen würdigen Abschluss verschafft.

Die knapp 300 Zuhörer mussten zunächst 40 Minuten auf die Combo aus New York City warten, wurden dann jedoch mit gut 90 Minuten Party-Power belohnt. Viel Schweiß floss auf der Bühne und schließlich auch im Zuschauerraum. Lucky Chops sind energiegeladen und setzen neben der virtuosen Beherrschung ihrer Instrumente auf mitreißende Showeffekte.

Der Hingucker des Abends: Leo P. mit seinem Baritonsaxofon. Er lebt das Motto "Move to the Groove" voll aus und schüttelt seine Hüften, zelebriert sich und sein Saxofon. Stellenweise erinnert der Sound an Madness, eine Prise Ska hier, ein wenig Funk dort, dazu ein Quäntchen Balkanfeeling und treibender Dubstep - fertig ist die Tanzparty.

Alles in allem haben die sechs Musiker, welche sich auf der La Guardia Arts High School kennengelernt haben, ein Bombentiming und sind perfekt aufeinander eingespielt, was wohl auf ihre langjährige gemeinsame Straßenmusik-Erfahrung in den U-Bahn-Schächten des Big Apple zurückzuführen ist. Auch wenn sie inzwischen in den Hallen aller Welt auftreten, sind sie ihrer Basis treu geblieben und spielen immer noch gelegentliche Subway-Gigs.

Coole Arrangements von bekannten Nummern wie "Helter Skelter" von den Beatles in der U2-Version, einem Medley aus "Funky Town" und "I Got You (I Feel Good)" sowie ihre abgefahrene Version des Sommerhits "Danza Kuduro" bringen die Halle neun zum Brodeln. Der Sound ist gut abgemischt, und ihre Soloparts inklusive eines Battles zwischen Baritonsaxofon und Drummer sorgen für Atempausen bei den Blechbläsern und für Begeisterungsschreie der Zuhörer.

Lucky Chops haben sich wie so viele andere "Hello" von Adele vorgeknöpft, doch hier sind sie lange nicht so kreativ wie etwa Walk off the Earth. Dagegen punktet das Sextett mit Eigenkompositionen wie "Best Things" gegen Unterdrückung und für den Zusammenhalt der Menschheit sowie "Stand" über eine Bewegung gegen Wasser-Pipelines als Raubbau an der Natur: In beiden Songs haben sie das Kunststück vollbracht, die Aussage in einem Instrumental ohne Text hörbar zu machen. Respekt!