Ingolstadt
Familiärer Rahmen

Django Asüls satirischer Jahresrückblick im Ingolstädter Museum mobile

10.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:21 Uhr
Gelungener Rundumschlag: Django Asül blickte auf das Jahr der Merkeldämmerung mit Dieselskandal zurück. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Heimspiel für Django Asül: Zum 18. Mal schießt er sein kabarettistisches Rückblick-Feuerwerk im Audi-Museum mobile auf die Zuschauer ab. So manches Gesicht im Publikum kennt er bereits, der Rahmen ist familiär, der Künstler greifbar nahe, sogar in der Pause.

Los geht es mit einer Wahlanalyse der bayerischen Landtagswahl und Enttäuschung der nicht an der Regierung beteiligten Grünen sowie der Demoskopen, die "erst zwei Tage vor der Wahl festgestellt haben, dass der Bayer unter Schwarz-Grün eine Koalition der CSU mit der Baywa versteht". Dass Markus Söder München an die Grünen verloren geben muss, sei klar. "Er kann es nicht schaffen, genügend Grün hineinzubringen, weil er den Platz für Wohnungen für die Besserverdienenden, also Grünwähler braucht", analysiert Asül messerscharf. Glück für den "Wolpertinger der Politik", Hubert Aiwanger, der eigentlich CSU-Fan sei, mit einem Stipendium der Hanns-Seidel-Stiftung Agrarwissenschaften studierte und gendermäßig mit einer Landrätin als Ehefrau auf Augenhöhe mit den Grünen sei. Beste Voraussetzungen also, alle Wähler mitzunehmen, weshalb Hubsi "Windenergie ja, Windräder Nein" befürworte. Nicht zu vergessen, dass er Erotik in die bayerische Politik brachte, mit seinem Spruch "Man muss gut aufpassen, wenn man mit jemandem ins Bett geht, der viermal so schwer ist wie man selbst".

Herrlich die Wortspiele des Kabarettisten, der Donald Trump als "Ruhepol der ganzen Welt" aus dem "Land der begrenzten Unmöglichkeiten" bezeichnet, den Rücktritt des Jahres von Mannschaftsarzt Müller Wohlfahrt, der "in einer eigenen Verbandsliga spielte", bedauert und Macron zum "Pausenclown der EU" erklärt, der "kluge Reden im Ausland hält, weil er sich zu Hause nicht mehr sehen lassen kann" und in seiner Arroganz die Spritpreise immer weiter erhöht - ganz nach dem Motto "offenbar reichte die Erhöhung noch nicht aus".

Im Jahr der Merkel-Dämmerung wurde der November zum Merz, Volker Bouffier zum "französischen Rohrkrepierer". Nachdem Söder mit Anti-Merkel-Wahlkampf zehn Prozent Verluste bei der Landtagswahl einfuhr, Bouffier mit Pro-Merkel-Wahlkampf elf Prozent minus, habe die CDU "wie bei der Mafia" Merkel mit "Umzugsservice oder Bestattungsunternehmen" gedroht. Annegret Kramp-Karrenbauer ist Asül nur die Bezeichnung Mini-Merkel oder Merkel 2.0 wert. Merz' Niederlage führt er darauf zurück, dass Einkommensmillionär Merz die Delegierten offenbar zum Prekariat zähle.

"Man muss die Moschee im Dorf lassen", kommentiert der Niederbayer das Treffen zwischen Mesut Özil, Ilkay Gündogan und Erdogan, dass er für hochgekocht hält, schließlich sei es logisch, dass die beiden mehr von ihm als von Steinmeier hielten, da Erdogan besser Türkisch spreche und Fußball spiele. Bundestrainer Jogi Löw, der Feuer bei seinen Spielern vermisste, empfiehlt er mehr Shisha-Pfeifen, der Bahn stellt Asül ein Armutszeugnis für reduzierte Bewerbungsanforderungen aus, zeigt aber Verständnis: Statt eines großen Latinums brauche es angesichts kaputter Zugtoiletten eher ein "kleines Latrinum". Lisa Miller avanciert von der Profireiterin zur Außenreporterin, VW-Lobbyist Thomas Steg zum "offiziellen Affenbeauftragten", definitiv ein "intellektueller Fortschritt", nachdem er früher stellvertretender Regierungsspre- cher der ersten Groko war. Den UN-Migrationspakt ließe Asül am liebsten von Hubsi Aiwanger formulieren. Das klinge dann wohl so: "Migration ja, Migranten Nein - wer sich zu Hause fühlen will, soll daheimbleiben". Die Umwelthilfe ist für ihn ein Abmahnverein, der Dieselskandal angesichts höherer Stickoxidwerte durch Rauchen hausgemacht, die Amerikaner bauten eifrig Diesel, nähmen aber die VW-Millionen gerne an.

Als Zugabe plaudert er die interessantesten Zuschauerfragen aus, verrät aber nicht, was in seinem Weizenglas steckt. Trotzdem begeisterter Applaus.

Andrea Hammerl