Ingolstadt
"Diese Rolle ist mir sehr nah"

30.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:36 Uhr

Ingolstadt (DK) Eigentlich mochte er „Das Ding“ nicht. „Ich habe den Gesamtzusammenhang nicht verstanden. Ich hatte sowohl mit der Sprache als auch mit der Figurenkonstellation Probleme. Ich konnte mich da einfach nicht richtig reindenken“, erzählt Leopold Hornung.

Dann las er es ein zweites Mal. Und ein drittes Mal. Und mittlerweile findet er es richtig gut. Vielleicht auch, weil ihm die Figur des Thomas, die er in Philipp Löhles Globalisierungsparabel „Das Ding“ verkörpert, nahe ist: Nicht nur weil es sich wie bei Hornung um einen jungen, frisch verheirateten Mann handelt, sondern auch wegen Thomas’ Grundeinstellungen zum Leben und zur Liebe. Trotzdem: „Ich würde den Autor schon gern fragen, was ihn zu diesem Stück bewogen hat – und vor allem, wie man auf diese absurde Erzählstruktur kommt.“

Denn erzählt wird diese so komische wie groteske Geschichte über weltumspannende Interdependenzen aus der Sicht einer Baumwollfluse. Leopold Hornung ist als Gast in der Produktion „Das Ding“ zu sehen, die am Donnerstag im Kleinen Haus Premiere hat. Das Stück sollte eigentlich schon in der vergangenen Spielzeit gezeigt werden, musste aber verschoben werden, weil die dafür vorgesehene Regisseurin Marie Bues Intendantin des Theaters Rampe in Stuttgart wurde und kurzfristig kein Ersatz zu finden war.

Nun hat Katrin Lindner die Inszenierung übernommen. Sie hatte Leopold Hornung am Schauspielhaus Bochum kennengelernt. „Ich habe zwar nicht mit ihr gearbeitet, fand aber ihr ,Sissi-Syndrom‘ mit Maja Beckmann toll. Seither gab es immer wieder den Versuch einer Zusammenarbeit. Jetzt hat es geklappt“, erzählt Hornung. Er freut sich darüber. Auch, weil er nach Engagements in Bochum und Basel erstmals wieder auf einer bayerischen Bühne steht, seit er Christian Stückls Volkstheater verlassen hatte.

Nach der Schauspielausbildung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München war er dort von 2002 bis 2006 festes Ensemblemitglied, spielte sehr schnell sehr groß – etwa in der „Geierwally“, in „Romeo und Julia“, in „Woyzeck“ oder im „Fest“ von Thomas Vinterberg unter der Regie von Jorinde Dröse, das auch bei den Bayerischen Theatertagen in Ingolstadt 2008 zu sehen war. „Ich bin ganz bewusst weggegangen vom Volkstheater und aus München, weil ich Veränderung gesucht habe. Ich wollte auch in anderen Städten arbeiten. Und die Jahre zwischen 2006 und 2009 waren einfach tolle Jahre, weil man ja auch erwachsen wird als Schauspieler, gelassener wird, mit Druck anders umzugehen lernt. Aber es ist schön, wieder in die Heimat zurückzukehren.“

Neben seinen Bühnenengagements steht Leopold Hornung auch viel vor der Kamera. Er war nicht nur in Fernsehserien („Der Bulle von Tölz“, „Polizeiruf 110“, „Tatort“) zu sehen, sondern auch im Kino („Shoppen“, „Der Baader Meinhof Komplex“, „Der letzte schöne Herbsttag“). Und im Oktober beginnen die Dreharbeiten zu Baran bo Odars neuem Film „Who am I“, eine Hacker-Story mit Hannah Herzsprung und Tom Schilling.

Außerdem hat Hornung vergangenes Jahr mit Andreas Tobias eine Initiative gegründet, die künftig einmal im Jahr Ausstellungen junger, unbekannter Künstler ermöglicht. Ein Faible, das der Schauspieler entwickelte, als er 2010 eine erste Schau mit Arbeiten seiner Frau, der Autorin und Regisseurin Lena Stahl, die auch als freie Fotografin arbeitet, in einer alten Lagerhalle in Moabit realisierte. Als er im Jahr darauf eine Ausstellung mit Fotografien und Lichtobjekten im Münchner Glockenbachviertel plante, weckte das das Interesse von Wolfgang M. Heckl, seines Zeichens Direktor des Deutschen Museums in München, der bald darauf seine molekularen Landschaftsbilder ausstellte. Verantwortlich für Konzeption, Artwork, Räumlichkeiten: Hornung und Tobias – was die zwei schließlich zur Gründung der Firma HoTo Berlin bewog. „Dahin fließt meine kreative Energie in Dreh- und Spielpausen“, erklärt Hornung. „Das macht einen Heidenspaß – auch weil es etwas ganz Anderes ist.“

 

Premiere von „Das Ding“ ist am Donnerstag, 3. Oktober, um 20 Uhr im Kleinen Haus.