Ingolstadt
Das Energiebündel

Launig: Veronika von Quast im Altstadttheater

19.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:44 Uhr
Schlagfertig, temperamentvoll, amüsant: Veronika von Quast in Ingolstadt. −Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) "Bitte, Herr Kapelle", sagt sie und hebt an zu singen. Ach was, singen. Wenn Veronika von Quast, einem großen Fernsehpublikum bekannt als das Fräulein Vroni vom "Kanal fatal", die Chansons von Cissy Kraner zum Besten gibt, dann stürzt sie sich mit theatraler Leidenschaft in all die Mini-Dramen, die da passieren.

Dann grimassiert und kommentiert sie, dann tanzt und flirtet sie, dann lispelt, grantelt und busselt sie - eben so, wie es die frechen, frivolen, sarkastischen Lieder des populären österreichischen Komponisten Hugo Wiener aus dem vorigen Jahrhundert verlangen. Von der "Familie Pokorny" über "Das Witwencafé" und "Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn" bis zum umgedichteten "Vamp aus München-Mittn".

Was für eine Energie! Was für ein Charme! Was für eine Präsenz! 72 Jahre wird Veronika von Quast im Dezember. "Ich habe kein Problem mit dem Alter, sondern mit dem Altern", sagt sie und kokettiert bei ihrem Gastspiel im Ingolstädter Altstadttheater mit entsprechenden Zipperlein wie mangelnder Kondition, Gewichtszunahme oder Fettleber. Aber selbst wenn sie bisweilen Texthänger hat oder das Konzept des Abends ein wenig durcheinander gerät - wenn Veronika von Quast auf der Bühne steht, dann ist sie so quecksilbrig, wach und rasant, dass man dieses Alter schnell wieder vergisst. Sie ist einfach hinreißend. In der Art, wie sie über sich selbst lacht, wie sie mit dem Publikum kommuniziert - und natürlich, wie sie ihre Lieder inszeniert.

"Die besten Jahre" hat sie ihr Programm genannt, in dem sie nicht nur Couplets vorträgt, die Hugo Wiener seiner Frau Cissy Kraner auf den Leib geschrieben hat, sondern dazwischen auch immer wieder aus deren dramatischen Leben erzählt: der Flucht vor den Nazis nach Südamerika, der Heirat 1943 in Caracas, der kleinen Exilanten-Bar, mit der sie dort großen Erfolg hatten, der Rückkehr nach Wien 1948. An die 400 Chansons schrieb Hugo Wiener für Cissy Kraner. Und solche wie "Wie man eine Torte macht", "Die besten Jahre" oder "Eine verzwickte Verwandtschaft" geraten in Veronika von Quasts Interpretation - kongenial begleitet von Florian Burgmayr am Flügel - zu den Höhepunkten des Abends in Ingolstadt.

Als Zugabe gibt es drei seiner eigenen Kompositionen mit Texten von Doctor-Döblinger-Erfinder Josef Parzefall. "Schiffschaukelfranz", "Lyoner" und "Löwenzahn" sind fast noch schöner als die anderen. Bitte mehr davon, Herr Kapelle!

 

Anja Witzke