München
„Ich hatte eine Kindheit ohne Abba“

Vor „Mamma Mia“-Premiere in München: Darstellerinnen Sabine Mayer und Katharina Gorgi im Interview

13.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:53 Uhr
Das weltweit gefeierte Musical „Mamma Mia“ gastiert ab 15. August im Deutschen Theater München. −Foto: Stage Entertainment/Morris Mac Matzen

München (DK) Waren es wirklich nur zehn Jahre? Kaum zu glauben, aber der ganze Zauber der Jahrhundert-Popband Abba begann mit ihrem Song „Waterloo“ beim Grand Prix d’Eurovison de la Chanson im Jahr 1972 und war schon wieder vorbei, als 1982 die letzte Single „Under Attack“ veröffentlicht wurde.

Ein glitzerndes, energiegeladenes, wahrscheinlich auch selbstzerstörerisches Jahrzehnt, in denen Agnetha und Björn, Benny und Anni-Frid weitaus mehr als nur den Anfangsbuchstaben ihrer Namen investierten, um zu Abba zu werden. Ganz zu Ende war die Geschichte der Band aber nie, klug gelenkt gab es immer wieder häppchenweise Mini-Comebacks. Zusammen aufgetreten sind die vier Sänger seit der Auflösung der Band nicht mehr, aber Cover-Bands touren mit ihren Songs. Von Brasilien bis Russland, von Spanien bis Australien ist das Jukebox-Musical „Mamma Mia“ zu sehen, welches seit 2008 auch im Kino als Musikkomödie mit Meryl Streep zum Gute-Laune-Sommerfeeling vieler Millionen Zuschauer beigetragen hat.  Der zweite Teil des Filmaufgusses  ist vor einigen Wochen auch in Deutschland angelaufen. In München gastiert nun vom 15. August bis zum 7. Oktober wieder einmal das Musical als Gastspiel der Stage Gruppe im Deutschen Theater, frisch aus Linz eintreffend und danach weiterreisend durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Der DK sprach vorab mit den beiden Hauptdarstellerinnen als Mutter Donna und Tochter Sophie, Sabine Mayer und Katharina Gorgi.

Frau Gorgi und Frau Mayer, haben Sie einen persönlichen Bezug zu Abba?

Katharina Gorgi: Bei „The winner takes it all“ höre ich ja Sabine immer hinter der Bühne zu, und da denke ich meistens an meine Familie. Wir haben das früher gerne alle zusammen geschmettert. Wir sind zu Hause vier Kinder und haben eigentlich immer schon viel gesungen.
Sabine Mayer: Ich hatte eine Kindheit ohne Abba, mein Papa hat immer nur Beatles oder die Rolling Stones gehört – natürlich kennt man die Songs trotzdem, aber ich habe dann ja vor fünf Jahren schon mal die Donna gesungen, so kommen viele Erinnerungen für mich daher. Den Song „Chiquitita“ habe ich dann tatsächlich auch meiner Tochter als Gute-Nacht-Lied vorgesungen, als sie ganz klein war.

Sie zehren von der Erfahrung von 900 Vorstellungen „Mamma Mia“, weil Sie das Stück schon einmal drei Jahre lang gesungen haben – welchen Tipp haben Sie denn für die Kollegin?

Mayer: Man darf nicht aufhören, die Geschichte zu erzählen, sonst wird es für einen selbst und für das Publikum langweilig. Ich mache oft vor der Vorstellung eine Meditation, das hilft mir sehr. Sonst wäre es wie Fließbandarbeit, man macht ja immer die gleiche Show, darf aber keinesfalls ein Roboter sein. Einem Kind liest man ja auch immer die gleiche Gute-Nacht-Geschichte vor und trotzdem macht es Spaß.

Sie dagegen, Frau Gorgi, haben zuletzt in der Fendrich-Show „I am from Austria“ in Wien als Cover und im Ensemble gespielt und wechseln jetzt ins Solofach – wie fühlt sich das an? 

Gorgi: „I am from Austria“ war einfach eine sehr anstrengende Show, diese vielen und komplizierten Kostümwechsel bis hin zum Ohrring oder der Perücke und dann natürlich viele Shows jede Woche – das ist wirklich hart, aber man spürt auch viel Energie, vor allem wenn das Publikum bei jedem Song wieder mitschmettert, da wird einem nicht fad. Das ist bei „Mamma Mia“ genauso. Vor meiner ersten Doppelvorstellung habe ich mich aber schon gefragt, wie ich das alles jetzt gleich noch mal machen soll – und dann war doch alles wieder da.

Gibt es einen wirklich aufregenden Umzug für Sie in diesem Stück?

Gorgi: Ja, ich muss von einer Latzhose in ein Party-Outfit in drei Sekunden und auf offener Bühne und irrerweise bekommt das keiner mit, so genial ist das gelöst. Ich gehe durch eine Tür und bin schon umgezogen. Da bin ich immer wieder verwundert, dass das so gut klappt.

Sie sind beide Österreicherinnen und haben das Stück schon in Linz und Graz gespielt – freuen Sie sich jetzt auf die Zeit in München?

Mayer: Schon, aber ich wohne normalerweise in Berlin, sitze also leider viel im Auto. Mein Mann Karim Khawatmi spielt ja den Sam, also den Mann, den  Donna auf der Bühne liebt. Also fahren wir vor unserem freien Tag nach der Vorstellung die Nacht durch nach Hause, um zu den Kindern zu kommen.

 
Wie fühlt sich das an, mit dem eigenen Partner auf der Bühne eine romantische Beziehung zu spielen, nimmt man das nach der Vorstellung auch mal mit nach Hause?

Mayer: Ach, er ist der Richtige, immer. Wir haben ja auch schon bei „Ich war noch niemals in New York“ lange zusammen gespielt und sind beide so gestrickt, dass wir uns weiterentwickeln und das Beste aus uns rausholen wollen, da ist es eigentlich immer so, dass man sich nach der Vorstellung noch mal bespricht.

Hätten Sie auch gern mal die Tochter gespielt?

Mayer: Ich habe tatsächlich mal als Schülerin eine Audition für die Sophie mitgemacht, aber ich hatte schon immer ein dunkles Timbre, etwas Reifes – das hat nicht gepasst. Damals wäre ich noch viel zu jung für die Rolle gewesen, aber ich hatte eigentlich schon immer das Gefühl, ich passe zur Donna.

Die Filmvorbilder sind stark, Meryl Streep, Colin Firth, Pierce Brosnan. Wie gehen Sie damit um?

Gorgi: Wir wurden nicht sonderlich nach dem Typ gecastet, es gab schon Sophien in allen Haarfarben, ich bin eben zufällig auch blond wie Amanda Seyfried. Im Gegenteil: Es war dem Regisseur immer wichtig, dass wir unsere eigene Figur und die Beziehungen zueinander finden, der Film spielt für mich gar keine so große Rolle. Jetzt vor der Premiere des zweiten Teils habe ich mir aber schon gedacht, wie es wohl weitergeht…?

Wie ist es denn musikalisch, als Profi diese Songs zu singen, die jeder mitträllern kann?

Gorgi: Als ich die Lieder der Sophie das erste Mal bewusst gehört habe, da dachte ich, die klingen ja ganz einfach, sicher leicht und schön, aber einfach. Aber „Mich trägt mein Traum“ – im Original „I have a dream“ – ist zum Beispiel das schwierigste Lied, das ich in meinem Leben gesungen habe. So viele lange, leichte Töne, so zart – das war irrsinnig viel Arbeit, die man halt nicht hören darf.

Ein absoluter Hingucker sind ja die Abba-Kostüme. Es muss  doch ein Riesenspaß sein, sich darin zu bewegen?

Mayer: Vor allem ist es sauschwer reinzukommen, besonders wenn man schwitzt. Und es sind schnelle Umzüge – da steht eine ganze Gruppe von Dressern bereit und man springt richtig mit Schwung rein, wie in ein Ganzkörperkondom. Da muss es schnell gehen und so wurde ich auch schon öfters mal eingezwickt. Außerdem sind die Swarovski-Steinchen, aus denen die Sterne sind, so scharfkantig, dass man sich daran schneiden kann. Aber wenn man erst mal drin ist, dann sehen die schon cool aus.

Das Gespräch führte Sabine Busch-Frank.