Röttingen
Hoher Unterhaltungswert

Frankenfestspiele: Knut Weber inszeniert "Monty Python's Spamalot"

22.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Heitere Seite des Lebens im Blick: Abwechslungsreich und mit viel Fantasie inszeniert Knut Weber das Freilichtspektakel. −Foto: Foto: Gura

Röttingen (DK) Einen besseren Termin für diese Musical-Premiere in der 35. Spielzeit der früher als "Festspiele an der Romantischen Straße" firmierenden Frankenfestspiele Röttingen als die Mittsommernacht hätte man nicht finden können.

Denn in dem von Knut Weber, dem Intendanten dieser Sommerspiele und des Stadttheaters Ingolstadt, in Szene gesetzten Stück ist nicht nur die Handlung etwas absurd, da treten auch ziemlich mysteriöse Gestalten auf.

"Monty Python's Spamalot" heißt das Werk, dem der bei uns unter dem Titel "Die Ritter von der Kokosnuss" bekannt gewordene Kultfilm aus dem Jahr 1975 zugrunde liegt. 2004 schrieb Eric Idle, ein Mitglied der britischen Komikertruppe Monty Python, frei nach dieser Vorlage ein Buch und Liedertexte und komponierte mit John Du Prez die Musik. 2016 war das Stück als Freilichtspektakel im Ingolstädter Turm Baur der Hit.

Das Ganze spielt im Jahr 932 in England, in dem damals Pest und Cholera herrschten und Angelsachsen und Franzosen regierten. Das ist der Hintergrund der Geschichte, in der sich König Artus und seine Ritter auf die Suche nach dem Heiligen Gral machen. Dabei setzt sich diese sogenannte Tafelrunde aus mehr komischen als ernst zu nehmenden Gestalten zusammen. Diese Crew reitet durch England, Kokosnüsse aneinanderschlagend, in der Hoffnung, das geteilte Land zu einen. "Always look on the bright side of life", immer die heitere Seite des Lebens im Blick, das ist das Motto dieser Expedition.

Die Handlung zeichnet sich mehr durch Abstruses als durch Logik aus, wobei englischer Humor das Salz in der Suppe ist. Diese auszulöffeln geben die Verantwortlichen der Röttinger Aufführung den Besuchern über drei Stunden Zeit, einschließlich einer Pause. Da geht es dann drunter und drüber, es passiert mehr Unerwartetes als Erwartetes, der Unterhaltungswert ist hoch.

Die Bühne ist vor der Burg Brattenstein, die auch ins Spiel integriert wird. Unter der Leuchtschrift "Camelot" und über einem Eingang zwischen roten Vorhängen findet das Orchester Platz, das unter der kompetenten musikalischen Leitung von Walter Lochmann die Comedy-Musical-Melodien zum Besten gibt. Abwechslungsreich, mit viel Fantasie inszeniert Knut Weber die schräge Geschichte.

Da tritt Lukas Witzel als Historiker in einem blauen Himmel- und weißen Wolkenanzug und mit Regenschirm aus dem Zuschauerraum auf. Da überqueren Mönche in braunen Sackkutten, die Bibel sich an die Stirn schlagend, die von Susanne Hiller gestaltete Bühne. Da taucht Antje Rietz als Fee aus dem sich offenbar unter dem Bühnenboden befindende See auf, macht nicht nur eine gute Figur, sondern erweist sich dazu als eine Gesangs-Diva.

Da kommt bayerischer Folklore-Look in den Kostümen von Susanne Hiller und Caroline Schreiber ebenso wenig zu kurz wie mittelalterliches Outfit. Ein an an das Trojanische Pferd erinnernder hölzerner Hase wird auf die Bühne geschoben. Und auf sie verirrt sich auch Pavel Fieber als Kaiser Franz Joseph I. von Österreich aus dem in dieser Spielzeit ebenfalls auf dem Programm stehenden "Weißen Rössl" mit seinem Spruch: "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut. " Das alles, samt der Choreografie von Sebastian Eilers, passt bei diesem Spektakel zusammen oder auch nicht.

Dazu gehört der ohne Pferd reitende, bebrillte, in einer Rüstung aus dem 10. Jahrhundert steckende, von seiner Mission zutiefst erfüllte Ulrich Kielhorn als König Artus. Nicht von ungefähr heißt es einmal: "Wir müssen nach dem Gral tief in unserem Innersten suchen. " Aber auch sein Kalauer: "Ich habe den Sachsen das Angeln beigebracht, deshalb heißen sie Angelsachsen" passt ins Bild. Begleitet wird er von Enrico Spohn als seinem Diener Patsy mit Rucksack. Tapfer spielt Timo Verse den im Grund feigen Sir Robin. Jörn Kolpe ist der blutrünstige Sir Lancelot. Als der vom Torfstecher zum Sir Galahad avancierte Ritter dieser skurrilen Tafelrunde profiliert sich Péter Polgár.

Weitere Vorstellungen bis 12. August in Röttingen, Kartentelefon (09338) 972855.

Dieter Schnabel