Pfaffenhofen
Hochkarätige Jubiläumsausstellung

"DRITTE": Der Neue Kunstverein Pfaffenhofen feiert sein zehnjähriges Bestehen

30.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:05 Uhr
  −Foto: Fotos: Stolle

Pfaffenhofen (DK) Ein Wort und viele Künstler.

Die "DRITTE" und zehn Positionen. Der Neue Pfaffenhofener Kunstverein präsentiert nach zwei Vorgängerausstellungen mit ähnlichem Konzept eine große Gruppenschau mit Künstlern aus Pfaffenhofen und feiert damit nicht nur ein Fest der Kunst, sondern auch sich selbst. Zu Recht. Denn das, was im Sommer 2008 im Singerhaus in der Stadt als Idee von einigen wenigen Kunst- und Kulturbegeisterten, als Initiative mit unvorhersehbarer Entwicklung seinen Anfang nahm, ist zu einem Großprojekt, zu einem veritablen Verein mit 250 Mitgliedern geworden, hat sich innerhalb eines Jahrzehnts zu einem festen Bestandteil im kulturellen Leben der Stadt, zu einem Ort für regionale, nationale und internationale Künstler, für Lesungen und Konzerte, für Performances und Festivals und für Veranstaltungen für Kinder entwickelt.

Das alles in einem umgenutzten Industriegebäude, der beeindruckenden und luftigen Kunsthalle, deren Eröffnung für einen der Gründungsmitglieder zum Höhepunkt in der Vereinsgeschichte zählt. "Das schönste Erlebnis war, als wir hier nach dem Umbau und der Sanierung das Licht angemacht haben", sagt der Vorsitzende Steffen Kopetzky im Gespräch mit unserer Zeitung. Eben da eröffneten Kopetzky und die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, die Kunsthistorikerin Karin Probst, am Freitagabend mit zahlreichen Besuchern die vielseitige Jubiläumsschau von Künstlern, die entweder in Pfaffenhofen geboren wurden, dort noch leben oder weggezogen oder aber dorthin gezogen sind.

Gottfried Müller etwa, 1968 in Balingen geboren, seit 2010 Professor für Architekturdarstellung an der TU Dortmund, lebt in Hettenshausen. Mit einem Faible für feine Satire stellt er unsere Sehgewohnheiten auf die Probe und mit seinen auf Ebay erstandenen Schwarz-Weiß-Fotografien, die er mit selbst verfassten, teils herrlich abstrusen Geschichten kombiniert, die mediale Vermittlung von Wirklichkeit infrage. Benedikt Hipp, 1977 in München geboren, ist in Pfaffenhofen aufgewachsen. Er hat an den Akademien in Nürnberg und München studiert, war Meisterschüler bei Sean Scully. Er gilt als einer der wichtigsten jungen Künstler der fantastischen Kunst der Gegenwart und zeigt seine wundersam rätselhafte Skulptur "Die Heilung der Menschheit in ihrer Ungestalt". Christoph Ruckhäberle, gebürtiger Pfaffenhofener, lebt inzwischen in Leipzig und ist einer der prominenten Vertreter der sogenannten Neuen Leipziger Schule. Seine knallbunten Werke - auch mal als Tapete im Linolschnitt wandfüllend und Raum bestimmend - zeigen Figuren in verschiedenen Positionen, mal Liegende, mal Schlangenfrau, mal Marionettengleich oder der Volkskunst entlehnt. Schrill, ornamental, unverwechselbar.

Norbert Käs, aufgewachsen in Scheyern, liebt das große Format, lichte Farben, schwebende Formen - und wundersame Titel für seine in feinen Schichten aufgetragenen Werke. Philipp Brosche, 1990 in Pfaffenhofen geboren, ist ein Multitalent, ist Künstler und Musiker, und zeigt originelle Objekte aus unterschiedlichen Materialien. Sebastian Klein, Jahrgang 1982, studierte an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und erhielt bereits 2011 den Kulturförderpreis der Stadt Pfaffenhofen. Schlaglichtartig setzt er aus dem Dunkel Menschen, Tiere in Szene. Reiner Schlamp, 1936 in München geboren, lädt den Besucher auf eine persönliche Zeitreise ein, die von seinen künstlerischen Anfängen in den 50er-Jahren bis in die Gegenwart führt. Feine Studien, expressionistische Werke und kleine Skulpturen, die der 1936 in München geborene Künstler als Modell in Ton gearbeitet hat und mit dem 3D-Drucker vollenden ließ. Nicht nur formal faszinierend sind seine lichten, aktuellsten Werke. Schlamp, der stets ein paar Zettel und einen Kugelschreiber in der Tasche hat, skizziert en miniature, vergrößert, koloriert nach und vergrößert ein weiteres Mal.

Von besonderer Raffinesse sind die Tuschezeichnungen von Herbert Klee. Ein Meister der Reduktion bei größtmöglichem Ausdruck. Nur wenige, federleichte Striche benötigt der 1946 in Pfaffenhofen geborene Künstler für einen Dirigenten, für ein Paar, für Mann und Frau, für eine Bewegungsstudie.

Sebastian Daschner, Jahrgang 1980 und seit 2014 Kulturmanager von Pfaffenhofen, ist ein Sammler, der seine Fundstücke bearbeitet, aus Vorgefundenem Neues schafft, Objekte, Wandarbeiten. Für Heribert Wasshuber ist es eine Premiere in der Kunsthalle. 1944 in Zwiesel geboren, lebt und arbeitet der Künstler in Scheyern. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Günter Fruhtrunk und präsentiert großformatige, abstrakte Malerei, mal dicht komponiert, mal luftig schwebend, einem klingenden Rhythmus folgend.

Zur Eröffnung der Debütschau "ERSTE" des Neuen Kunstvereins im Sommer 2008 hatte sich ein begeisterter Besucher im Gästebuch verewigt: "Frischer Wind. Wunderbar. " Ob Steffen Kopetzky geglaubt habe, dass dieser Wind sie so lange und zu diesem Erfolg trägt. "Nein, das wussten wir nicht", sagt der Schriftsteller rückblickend. Das sei auch besser so gewesen. "Man ist furchtloser, wenn man nicht immer alles weiß. " In seiner kurzen Ansprache bei der Vernissage bedankte er sich bei allen Gästen, bei den Mitgliedern und bei der Stadt Pfaffenhofen, die den Verein unterstützen: "Auf das Leben. " Und auf die Kunst.

Neuer Kunstverein Pfaffenhofen, Amberger Weg 2: "DRITTE", bis 21. Mai, Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen, 15 bis 18 Uhr. Weitere Infos unter www. kunstverein-pfaffenhofen. de.

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Katrin Fehr