München
Hits und Humor

"Aus dem Jungen ist doch noch was geworden": Popstar Sasha überzeugt in der Münchner Tonhalle

10.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:37 Uhr
Kontrastreich: Sasha in der Tonhalle in München. −Foto: Prager

München (DK) Es ist ein kontrastreicher Abend.

Zuerst der aufgedrehte Chris James und dann der jugendliche, sensible Luca Kuglmeier. Mit E-Gitarre, eingespielten Samples und Beats und einem meist aufgesetzten Kopfhörer, um die Einsätze nicht zu verpassen, bringt der gebürtige Amerikaner James die knapp 1000 Besucher in Stimmung. Auch wenn ein platter Witz über Taschentücher vor seinem Titel "Tempo" nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

Das komplette Gegenteil dann Luca Kuglmeier aus Plattling mit eher introvertierten Klängen. Der aus "The Voice Kids" bekannte Bayer, der seinerzeit von Headliner Sasha gecoacht wurde, singt zur Akustischen Songs von trendy Kollegen wie Wincent Weiss, Gregor Meyle und Max Giesinger, gibt auch Eigenes zum Besten und bringt Ruhe und Besinnlichkeit in die Tonhalle.

Laut wird es, als um kurz nach neun Sasha das große Besteck auffährt. Mit Bläsern, Sängerinnen und Band groovt der in Soest geborene Popstar mit "Weiße Weste" aus seinem ersten deutschsprachigen Album "Schlüsselkind" stark und funky los und legt mit "Genug ist genug", nicht zuletzt dank der großartig aufspielenden Musiker, kraftvoll nach.

Die Einleitungen zu Titeln wie "Polaroid" oder dem Titelsong der deutschen CD wirken zwar wenig spontan, die Freude des 46-Jährigen hingegen schon. Ebenso wie seine Überraschung angesichts der Hitze in der Halle: "Schön moppelig hier. " Intro und Animation zu "Gorilla" mit Brunftschreien und Imponiergehabe kommen etwas albern, werden aber wie alles andere vom überwiegend weiblichen Publikum freudig aufgenommen.

Dem Sound-Sunnyboy und seinem Lächeln kann man aber auch nur schwer etwas übel nehmen. Umso mehr als "Gorilla" in den 1998er-Hit "I Feel Lonely" übergeht. Mit "Hide And Seek" bleibt es englischsprachig und wird rockig. "Lucky Day" geht mit Geige eher in Richtung Country, und dann darf endlich auch so richtig geschmachtet werden, denn es folgt ein Balladen-Medley. Im Anschluss wieder in Deutsch aber nicht weniger emotional die aktuelle Single "Du fängst mich ein".

In knapp zwei Stunden spielen Sasha und sein souveränes Ensemble über 20 Titel, darunter das komplette neue Album. Im Großen und Ganzen glückt der Spagat zwischen Songs auf Englisch und Deutsch gut, aber es fällt einigen Fans doch noch schwer Sasha als Künstler wie Meyle, Giesinger & Co. wahrzunehmen oder zu akzeptieren. So ist auch die Resonanz auf die älteren Stücke größer und es wird mehr geklatscht und getanzt als zu "Nichtgeschwindigkeit", obwohl die Nummer gut groovt und rockt.

Rockig geht es auch in Richtung Finale, bevor Sasha und sein Ensemble mit einigen A-cappella-Songs noch mal ihre stimmlichen Qualitäten unter Beweis stellen. Und mit dem angesungenen Titelthema der US-Sitcom "Two and a Half Man" auch Humor.

Sashas wohl größter Erfolg "If You Believe" aus dem Jahr 1998 hätte dann das Ende sein können. Und vielleicht auch sollen, aber "Der Junge" mit dem selbstironischen Text - "Aus dem Jungen ist ja doch noch was geworden" - beendet den musikalischen hochwertigen und kontrastreichen Abend.

Martin Buchenberger