München
Grüne Weihnachten in München

Angelo Kelly & Family auf "Irish Christmas"-Tour in der kleinen Olympiahalle

14.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:24 Uhr
Weihnachtstradition von der grünen Insel: Angelo Kelly gastierte mit seiner eigenen Kelly Family in der kleinen Olympiahalle. −Foto: Bucanac

München (DK) Ob es heuer weiße Weihnachten mit Schnee geben wird, steht noch in den Sternen, grüne Weihnachten gab es jetzt schon mal vorab.

In der kleinen Olympiahalle lädt Angelo Kelly, Mitglied der berühmten und wiedervereinigten Kelly Family, mit seiner eigenen Familie zum Fest. Passend zum Tourmotto "Irish Christmas" wird die Bühne immer wieder in der irischen Nationalfarbe beleuchtet, und malerische Bilder von der grünen Insel tauchen im Hintergrund auf. Zusammen mit Angelo präsentieren seine Frau Kira und die Kinder Gabriël Jerome, Helen Josephine, Emma Maria, Joseph Ewan Gregory Walter und der erst drei Jahre alte William Emanuel irische Weihnachts- und Volkslieder sowie deutsche und internationale Festtagsklassiker in "grünen" Versionen.

Mit instrumentaler Unterstützung durch weitere Musiker an Violine, Pipes, Schlagzeug, Gitarre und Bass schafft es die große Truppe tatsächlich, sowohl Stimmung als auch Besinnlichkeit in die wirklich kühle und triste Atmosphäre der kleinen Olympiahalle zu bringen. Das Flair zwischen Mehrzweckhalle und Imbissstand - die knapp 2000 Besucher versorgen sich mit Pommes frites vor der Show und während der Pause des Konzertes im großen Stil - ist wirklich sehr undankbar. Selbst dem Familienoberhaupt fällt das auf und er meint vor "Danny Boy", das der acht Jahre alte Joseph charmant schüchtern vorträgt: "Jetzt warten wir noch kurz, bis die Frau mit den Pommes Platz genommen hat. "

Dabei bleibt aber kaum jemand auf seinem Platz sitzen, und die Songs werden stehend beklatscht, während zahlreiche Kinder zwischen den Sitzreihen herumturnen. Es ist ein großes Weihnachts- und Familienfest, bei dem regelmäßig die Grenzen zum Kitsch überschritten werden. Wenn zu "The First Noel" auf der Leinwand im Hintergrund die Heiligen Drei Könige auf ihrem Weg durch die Wüste erscheinen, sich bei "Auld Lang Syne" alle an den Händen fassen oder zu "Leise rieselt der Schnee" künstliche Flocken von der Decke fallen, ist das schon (fast) etwas zu viel des Guten.

Dennoch kriegen die Kellys den Spagat zwischen Trash und Tradition sehr gut hin und neben Vater Angelo kann auch der Rest der Truppe einzeln oder im Verbund mit den anderen am Mikrofon überzeugen und die Herzen der Fans erwärmen. Letztlich gibt aber definitiv Vattern den Ton mit seiner markanten Stimme an, unternimmt gelegentlich Ausflüge ins Publikum, stimmt im Verlauf auch ein Schlagzeugsolo an und legt gegen Ende mit offenem Haar eine etwas seltsam anmutende Headbanger-Einlage aufs Parkett. Wobei es mit "Paddy On The Railway", einem Klassiker über irische Auswanderer, durchaus rockige Momente im besinnlichen Set gibt.

Nach zwei Stunden wird von allen - bis auf den kleinen William, der wohl schon im Bett ist - "Silent Night" auf Gälisch, Englisch und Deutsch gesungen, und der Saal steigt geschlossen und ergriffen mit ein. Ergreifend auch das finale, nur von den Männern a cappella dargebotene "The Parting Glass", laut Angelo Kelly ein traditioneller irischer Abschiedssong. Noch ein paar Pommes für den Heimweg und um 21.30 Uhr ist das grüne Fest auch schon wieder vorbei.

Martin Buchenberger