Eichstätt
Große Bach-Werke zum Finale

Der Domchor, L'arpa festante und Solisten glänzen beim letzten Konzert des Musikfestes Eichstätt

14.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Osteroratorium, Motette, Magnificat: Die teils aufrüttelnde Tonsprache von Johann Sebastian Bach setzte der Domchor zusammen mit dem Barockorchester L?arpa festante und Solisten hervorragend um ? im Abschlusskonzert des Musikfestes Eichstätt. −Foto: Foto: Sahlmen

Eichstätt (DK) Die schönsten Räume der Stadt mit Klängen aus vergangenen Epochen zu füllen, das ist das Konzept des Musikfestes Eichstätt. Heuer hat das Festival zum Abschluss am Sonntagabend sogar den größten Raum der Bischofsstadt bespielt, den Dom - und dabei mit dem eigenen Chor der Eichstätter Kathedralmusik zusammengearbeitet.

Das ist zum Einen eine Anerkennung für den Domchor und seinen Leiter Christian Heiß - denn das Musikfest holt für seine Konzerte stets hochkarätige Musiker. Mit der Aufnahme ins Festivalprogramm wird bestätigt, dass die Dommusik sich mit ihren Laien-Ensembles auf äußert hohem Niveau bewegt. Zum Anderen ist es erfreulich, wenn dadurch die Stadt noch mehr mit dem Musikfest zusammenwächst. Der Anteil der einheimischen Zuhörer war beim Abschlusskonzert besonders hoch.

Zusammen mit dem Barockorchester L'arpa festante widmete sich der Domchor Werken von Johann Sebastian Bach. Die sind natürlich auch außerhalb von Alte-Musik-Festivals zu hören. Doch das Münchener Kammerorchester spielte im Dom mit den passenden historischen Instrumenten, die den Klang entscheidend beeinflussen: Er wird leicht, die Trompeten klingen besonders brillant, die Streicher transportieren eindrücklich verschiedene Emotionen.

Insgesamt gelang die Ausgestaltung von Bachs oft aufrüttelnder Tonsprache sehr gut: Das zeigte sich zum Beispiel im Osteroratorium. Am Anfang stehen zwei Instrumentalsätze. Das Orchester arbeitete die melancholische Stimmung mit getragenen Streichern und einem wunderbaren Oboen-Solo wirksam heraus. Der ganze Stoff des Oratoriums ist gemacht für Gänsehaut. Die Solisten verkörpern die Jünger Jesu, die zu seinem Grab eilen, weil sie gehört haben, dass ihr Heiland auferstanden sein soll. Höhepunkte waren die Arie "Seele, deine Spezereien" der Sopranistin Anna Nesbya mit bewegender Solo-Geige oder auch das wunderbare Zusammenwirken von Solistin, Orchester und Chor an der emotionalen Textstelle "Denn mein Herz ist ohne dich ganz verwaiset und betrübt" in der Arie der Mezzosopranistin Sonja Koppelhuber. Auch die beiden Männerstimmen von Tenor Michael Mogl und Bariton Johannes Weinhuber überzeugten, schön klangen sie auch im Duett. Besonders glänzen durfte der Domchor in der Motette "Fürchte dich nicht, ich bin bei dir", der von allen Sängern Klarheit und Klangvolumen und vom Sopran viel Brillanz verlangt - das Ensemble setzte das hervorragend um.

Leider kam die großartige Musik nicht bei allen Zuhörern gleich an - die Akustik im Dom ist in den hinteren Reihen eingeschränkt. Selbst ganz vorne ist man weit weg vom Ensemble, ganz anders als im übrigen Musikfest-Programm. Und die spezielle Applausordnung, die bei Domkonzerten herrscht, verwirrte das Festival-Publikum ein wenig. Der Dom mag ein ehrwürdiger Rahmen, gerade für Werke wie das "Magnificat" sein - für den Musikgenuss gibt es bessere Räume.

Katrin Poese